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[infowar.de] "Elektronisches Pearl Harbor" in der Schweiz



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http://www.neue-lz.ch/news/artikel.jsp?ref=30120520
Neue Luzerner Zeitung, 
Dienstag, 3. Juli 2001 

Informatiksicherheit 

Man spricht vom Pearl Harbor im Netz 

Den Zugverkehr lahm legen, Banken manipulieren: Die vernetzte Schweiz
bietet reichlich Flächen für einen elektronischen Angriff, warnen
Experten
des Bundes. 

Man spricht vom Pearl Harbor im Netz Die internationale
Wirtschaftskonferenz
in Zürich im Jahr 2005 steht unter einem schlechten Stern: Das Vorhaben
der
Schweiz, die Standortvorteile im E-Business zu promoten, wird durch
Negativschlagzeilen bedroht. Gerüchte über eine Manipulation einer
elektronischen Volksabstimmung machen die Runde. Der Fastabsturz eines
Flugzeuges wird mit einer Panne im Flugleitsystem in Verbindung
gebracht. Ein
Finanzdienstleistungunternehmen muss den Konkurs anmelden, weil dessen
Derivatehandel elektronisch beeinflusst wurde.Science-Fiction oder
Realität?
«Experten haben mir bestätigt, dass dieses Szenario sehr realistisch
ist», sagt
Laurent Carrel, Chef der Strategischen Führungsausbildung beim Bund. Er
simulierte die beschriebene Situation für eine Übung, welche der Bund
zusammen mit Vertretern der Wirtschaft Mitte Juni durchgeführt hatte. Je
weiter die elektronische Vernetzung der Schweiz fortgeschritten ist,
desto mehr
Angriffsflächen würden sich bieten, sagt auch Marcel Frauenknecht, Chef
Informatiksicherheit beim Bund. Beispiel E-Voting: Der Bund arbeitet an
der
Entwicklung eines Systems, das es erlaubt, demokratische Prozesse via
Internet abzuwickeln. «Voraussichtlich schon in wenigen Jahren»,
schreibt der
Berner Politologe Andreas Ladner im «Tages-Anzeiger», «wird mit Hilfe
des
Internets gewählt und abgestimmt werden können.» Manipulationen der
Ergebnisse durch Hacker könnten aber zu grossen Unruhen im Land führen.
Beispiel E-Banking: «Noch verdient keine Bank in der Schweiz Geld im
Internet, doch das könnte sich schnell ändern», sagt Marcel
Frauenknecht.
Dies birgt die Gefahr, dass Eindringlinge im System Geldströme umleiten
- zum
Schaden der Bank oder der Kunden. Beispiel E-Mail: EU-Politiker haben
bereits dazu aufgerufen, wichtige E-Mails nur verschlüsselt zu
versenden. Denn
staatliche Spionagesysteme wie «Echelon» fangen neben Telefongesprächen
auf E-Mail-Botschaften ab (siehe Kasten). Und auch die Provider sind in
der
Lage, E-Mails ihrer Kunden zu lesen. «Wenn es um grosse Geldbeträge
geht,
würde ich die E-Mails verschlüsseln», rät auch Marcel Frauenknecht.
«Denn
E-Mails sind wie Postkarten: Man kann nicht hundertprozentig darauf
vertrauen, dass sie der Pöstler nicht liest.» 

«Überall ist eine Tür» 

Elektronisch angreifbar sind grundsätzlich alle Einrichtungen, die durch
Computersysteme gesteuert werden. «Theoretisch findet man überall eine
Lücke», sagt Gérald Vernez, wissenschaftlicher Adjunkt im
Militärdepartement. So ist es möglich, die Stromversorgung eines Landes
lahm
zu legen, was einen Domino-Effekt nach sich ziehen würde: Der Zug- und
der
Flugverkehr würden beeinträchtigt, das Telefonsystem bricht zusammen.
Experten nennen dieses Szenario ein elektronisches Pearl Harbor. «Dass
ein
Angriff gegen eine kritische Informationsinfrastruktur des Landes einen
Domino-Effekt nach sich ziehen könnte, das darf nicht unterschätzt
werden»,
warnt Gérald Vernez. «In einer Krise ist die zivile Gesellschaft zuerst
betroffen.
Würde diese durch alle Konsequenzen eines Informationskrieges lahm
gelegt,
könnte im Extremfall auch die bewaffnete Verteidigung der Schweiz stark
beeinträchtigt werden.» 

«Cyberwar», die neue Bedrohung? 

Doch wie gross ist die Gefahr eines elektronischen Angriffs? Der so
genannte
Cyberwar sei die «neue Bedrohung» für Staaten weltweit, warnt der
deutsche
Bundesnachrichtendienst. Gemäss Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz
könnte ein Zusammenbruch «kritischer Infrastrukturen» die Wirtschaft
«massiv
schädigen» und «lebensbedrohlich» sein für die Bevölkerung. «Eine genaue
Beurteilung der Bedrohung ist noch schwierig; meiner Meinung nach gibt
es in
der Schweizer Armee zumindest einen grossen Handlungsbedarf. Dies muss
aber im Verbund mit allen Partnern der Gesellschaft gelöst werden», sagt
Gerald Vernez vom VBS. Andere Informatikexperten dagegen glauben, die
Angst sei übertrieben. Die Computersysteme seien zu komplex, um
reihenweise lahm gelegt zu werden. 

Alarmzentrale gefordert 

Dennoch wappnet sich die Schweiz: Unter der Führung des Bundes wurde ein
Sonderstab gebildet, der aus Vertretern der Verwaltung, des Militärs und
der
Wirtschaft besteht. Dieser kommt zum Einsatz, wenn der Angriff auf ein
Unternehmen Auswirkungen ausserhalb der Firma hat. «Die
Informatiksicherheit ist eigentlich das Problem der betroffenen Firma,
aber
wenn ein Domino-Effekt eintritt, braucht es eine Vernetzung zwischen
Wirtschaft und Bund», erklärt Marcel Frauenknecht. Der Informatikexperte
des Bundes empfiehlt auch, eine Frühwarnzentrale einzurichten, welche
Virusattacken und ähnliches analysiert und deren Gefährlichkeit
einstuft. Gerald
Vernez vom VBS geht noch einen Schritt weiter: «Wir müssen aktiv
Lösungen
finden, um die genauen Verletzlichkeiten festzustellen und so weit wie
möglich
zu eliminieren.» Konkret könnte das heissen, dass Schweizer Unternehmen
sich
künftig durch Hacker auf ihre Informatiksicherheit prüfen lassen müssen. 

VON ROLF ELSENER


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