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[infowar.de] Osama bin Laden soll CNN Interview angeboten haben



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Frankfurter Rundschau 18.10.2001 

Fragen an den Terroristen 

Osama bin Laden soll CNN Interview angeboten haben 

Von Gesa Fritz 

Osama bin Laden, so scheint es, hat dem amerikanischen Sender CNN eine
Art Fernsehinterview angeboten. Wie CNN in der Nacht zum Mittwoch
mitteilte, hat ein Mann, der sich als Vertreter der Terrororganisation
Al Qaeda ausgab, dem Sender über den arabischen TV-Kanal Al Dschasira
einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Bin Laden sei bereit,
schriftliche Fragen der amerikanischen Nachrichtenstation auf einem
Video zu beantworten, lautete seine Botschaft. Dieses Video würde über
Al Dschasira an CNN weitergeleitet.

Ob das Interview-Angebot tatsächlich von bin Laden stammt, lässt sich
kaum überprüfen. Der Fernsehsender CNN möchte die Chance auf keinen Fall
ungenutzt lassen und hat auf seiner Homepage (www.cnn.com) die folgenden
sechs Fragen an bin Laden veröffentlicht:

1. Wie rechtfertigen Sie und Ihre Gefolgsleute den Mord an unschuldigen
Menschen?

2. Welche Rolle spielen Sie und die Al Qaeda bei den Anschlägen vom 11.
September?

3. Welche Rolle spielen Sie und Ihre Organisation bei den anschließenden
Milzbrand-Anschlägen in den Vereinigten Staaten?

4. Wurden die Flugzeugentführer von Al Qaeda finanziell unterstützt oder
in Lagern in Afghanistan ausgebildet, und war irgendeine andere
Organisation oder Regierung beteiligt? 

5. Verfügen Sie oder Ihre Gefolgsleute über nukleare, chemische oder
biologische Massenvernichtungswaffen und wenn, werden Sie diese
einsetzen?

6. Die Mehrheit der muslimischen und arabischen Führer sagt, dass die
Terroranschläge nicht mit islamischem Recht zu vereinbaren sind. Sie
haben sich von Ihnen, Ihren Gefolgsleuten und Ihrem selbsterklärten
heiligen Krieg losgesagt. Wie stehen Sie zu dieser Kritik?

Nach CNN-Angaben hat bin Laden bislang nicht auf die Fragen reagiert.
"Selbst wenn er antwortet, steht noch nicht fest, ob wir die Antworten
auch ausstrahlen", erklärte eine CNN-Sprecherin der FR. Der Sender
befürchtet, dass der mutmaßliche Terroristenführer das Interview dazu
nutzen könnte, Propaganda oder Botschaften an seine Gefolgsleute zu
übermitteln. "Diese Plattform werden wir ihm nicht bieten", so die
Sprecherin. Gezeigt würden in jedem Fall nur "nachrichtenrelevante"
Aussagen. 

CNN hat sich gemeinsam mit vier anderen amerikanischen
Nachrichtenkanälen zu einer Selbstzensur bei der Ausstrahlung von Videos
bin Ladens verpflichtet (die FR berichtete). Bei einer Veröffentlichung
solle das Material auch allen anderen Fernsehsendern zur Verfügung
gestellt werden, so CNN. 

Es scheint zumindest denkbar, dass das Interview-Angebot authentisch ist
und CNN eine Antwort erhält. Osama bin Laden hat sich bereits in der
Vergangenheit als ein Mann erwiesen, der die Medien für sich und seine
Propaganda nutzt: Wenige Tage nach Kriegsbeginn hatte er die Angriffe
der USA in einem Video verurteilt.

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