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[infowar.de] TELEPOLIS zu Silicon Graphics und Pentagon-Aufträgen
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/11049/1.html
Der größte Militärauftrag aller Zeiten
Peter Riedlberger 06.11.2001
SGI kämpft mit Cyberwaffen ums Überleben
An [1]SGI (ehemals Silicon Graphics) ging der Dotcom-Boom vorbei: Von
knapp $16 in der Mitte der 1990er Jahre ging der [2]Kurs auf 32 Cent im
letzten Monat zurück. Doch mittlerweile hat er sich versechsfacht, auf
$1.81: Investoren vertrauen darauf, dass SGI mehr Umsätze mit dem
Militär machen wird.
Früher gab es eine saubere Trennung von Supercomputer und Persönlichem
Computer, und in dieser Zeit konnten Firmen wie Silicon Graphics oder
Cray florieren. Doch als man anfing, Supercomputer als Intel-Cluster zu
bauen, gerieten die Hersteller von Nur-Supercomputern in große
Schwierigkeiten. Viele Rendering-Aufgaben, für die man vor einigen
Jahren eine unbezahlbare SGI-Workstation gebraucht hätte, können heute
schon vom Aldi-PC erledigt werden, zumal wenn er mit einer geeigneten
Videoschnitt-Karte nachgerüstet wird.
Schon seit langer Zeit ist das amerikanische Militär ein wichtiger
Kunde von SGI. So wurde im Frühsommer, also Monate vor den
911-Attacken, der SGI Defense Summit für den 30. Oktober anberaumt, auf
dem nun Rüstungsfirmen ( [3]Lockheedmartin, [4]Raytheon, [5]Harris,
[6]Northrop Grumman, [7]Anteon, [8]Spaceimaging) zusammen mit
Vertretern von Regierung und Militär über die "wichtiger gewordene
Rolle von Visualisierung und Grafik-Technologien auf dem digitalen
Schlachtfeld" sprachen.
Am 26. Oktober erhielt der Flugzeugbauer Lockheed Martin den Zuschlag
für den größten Militärauftrag aller Zeiten (200 Milliarden Dollar):
der Bau des [9]JSF (Joint Strike Fighter). Die [10]Pressemitteilung,
dass Lockheed Martin den JSF mit SGI-Maschinen konstruiert hatte, hatte
ausgesprochen positive Auswirkungen auf den SGI-Kurs, genauso wie die
[11]Meldung, dass SGI Federal einen Forschungsauftrag von der Air Force
erhalten hat, um mithilfe von Visualisierungsgeräten Weltraumanlagen
für die Luftkriegsführung nutzbar zu machen. Gebietskommandeure sollen
aufgrund von Satellitenbildern, die in Echtzeit verarbeitet werden,
schneller Entscheidungen treffen können.
Die militärische Verarbeitung von Satellitenbildern (wenn auch nicht
in Echtzeit) leisten SGI-Rechner schon länger. [12]TOPSCENE (Tactical
Operational Scene) erlaubt, grob gesprochen, die Erstellung eines
3D-Modells einer Landschaft auf der Grundlage von Satellitenaufnahmen.
Kampfpiloten sollen damit die Möglichkeit haben, das Einsatzgebiet erst
einmal virtuell zu durchfliegen, ehe sie in den Jet steigen.
[13]TOPSCENE wurde von Lockheed Martin entwickelt, arbeitet aber mit
SGI-Computern.
Eine weitere Anwendung von Satelliten und SGI-Rechenpower betreibt
[14]Space Imaging, eine Firma mit einem eigenen Satelliten namens
IKONOS, die für die besten kommerziellen Satellitenbilder bekannt ist.
Berühmt wurde das Foto der Rauchsäule, die den Ort markierte, an dem
sich tags zuvor noch die Zwillingstürme erhoben hatten.
Die Investorenliste (Lockheed Martin, Raytheon ...) deutet allerdings
an, dass es bei Space Imaging nur um die Herstellung von Titelfotos und
schnieker Poster geht. In der Pressemitteilung zum SGI Defense Summit
verweist SGI dann auch darauf, dass man dank IKONOS aus 400 Meilen
Entfernung "einzelne Bäume, Boote, Autos, Straßen und sogar Menschen"
erkennen kann.
Noch mehr ins Detail geht [15]RealSite von Harris. RealSite erstellt
detaillierte 3D-Modelle von Großstädten, um so die Planung der urbanen
Verteidigung zu erleichtern. Beim Amerikagipfel im April 2001 kam
RealSite in Québec-Stadt zum [16]Einsatz. Genauere Informationen liegen
nicht vor. Mit RealSite könnte man theoretisch durchmessen, von wo
freies Schussfeld auf Hoteleingänge oder andere sensible Zonen besteht
und dann diese gefährdeten Gebiete dementsprechend mit Scharfschützen
sichern. Harris hat bereits Datenbanken "von vielen der größeren
städtischen Ballungsräume der USA" [17]angelegt.
Ein weiteres Einsatzgebiet von SGI-Hardware sind F-16-Flugsimulatoren.
Im Januar bestellte Lockheed Martin, von der Regierung beauftragt mit
der Modernisierung von Kampfjet-Simulatoren, zu diesem Zweck SGI
[18]Onyx2-Computer.
Aufgrund der gegenwärtigen Krisenstimmung, von der kaum andere Werte
als Militärausrüster an den Börsen profitieren, und dem
Ausschreibungserfolg von SGI-Partner Lockheed Martin könnte es
kurzfristig mit dem alten Supercomputer-Titel wieder aufwärts gehen. Ob
die Nische Militärindustrie langfristig zum Überleben reicht, muss die
Zukunft weisen. Auch dieser Bereich wird über kurz oder lang von dem
Phänomen betroffen sein, dass Standard-PC-Hardware schnell genug sein
wird, um auch komplizierteste Berechnungen in Echtzeit zu leisten. Auf
der anderen Seite steht im militärischen Bereich zu viel auf dem Spiel,
als dass man sich Aussetzer leisten könnte. Dies ist ein gewichtiges
Argument für proprietäre SGI-Hardware.
Links
[1] http://www.sgi.com
[2]
http://bigcharts.marketwatch.com/quickchart/quickchart.asp?symb=sgi&sid=
4473&o_symb=sgi&freq=2&time=1)
[3] http://www.lockheedmartin.com
[4] http://www.raytheon.com
[5] http://www.harris.com
[6] http://www.northgrum.com
[7] http://www.anteon.com
[8] http://www.spaceimaging.com
[9] http://www.jast.mil
[10]
http://www.sgi.com/newsroom/press_releases/2001/october/lockheed.html
[11] http://www.sgi.com/newsroom/press_releases/2001/october/crada.html
[12] http://www.fas.org/irp/program/process/topscene.htm
13]
http://www.missilesandfirecontrol.com/our_products/productdevelopment/TOPSCENE/product-TOPSCENE.html
[14] http://www.spaceimaging.com
[15] http://www.govcomm.harris.com/realsite
[16] http://www.harris.com/harris/whats_new/canadian-realsite.html
[17]
http://www.sgi.com/newsroom/press_releases/2001/october/defense_summit.html
[18] http://www.sgi.com/newsroom/press_releases/2001/january/luke.html
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