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  Computerstudien

  Armin Medosch   04.01.2002

  Al Quaida und ihre Computer

   In Afghanistan findet eine Aufr=E4umaktion der besonderen Art statt.
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Al-Quaida-Materialien
auftauchen. Nach einer Reihe von Bin-Laden-Videos, Dokumenten und
Computerdisketten, sollen auch zwei Computer aus einem verlassenen
Terroristenunterschlupf gefunden worden sein. Das behauptet ein
Reporter des Wall Street Journal (WSJ), der besagte Ger=E4te, einen IBM
PC und einen Compaq Laptop, eigenen Angaben zufolge f=FCr $ 1100 von
einem Pl=FCnderer erstanden hat.

  Laut der Story im WSJ (zu der wir keinen Link anbieten, weil der
Zugang kostenpflichtig ist) h=E4tten Vertreter amerikanischer
Geheimdienste das auf den Rechnern befindliche Material als authentisch
bezeichnet. Doch wie so oft in diesem "Krieg gegen Terror" k=F6nnen wir
das nun glauben oder auch nicht. Beweise, Quellen aus erster Hand oder
unzensierte Dokumente gibt es nicht. Das hinderte - auch daran hat man
sich schon gew=F6hnt - die f=FChrenden Nachrichtenmedien dieser Welt nicht
daran, die Story vom Computerfund mit Hinweis auf das WSJ, denn
schlie=DFlich ist dieses eine seri=F6se Zeitung, unkommentiert und ohne
Verwendung des Misstrauen erweckenden Konjunktivs weiterzuverbreiten
(siehe z.B. [1]Associated Press). Und wer w=E4ren wir, das kleine
Online-Magazin Telepolis, die Praxis des Copy&Paste-Journalismus zu
kritisieren. Kopieren, ausschneiden und einf=FCgen werden als die
nat=FCrlichsten Vorg=E4nge in der Welt des Online-Textes gesehen. Ohne
diese elementaren Vorg=E4nge g=E4be es gar keine Nachrichtenverbreitung
mehr und wenn die Technologie Fortschritte macht, werden wir uns
demn=E4chst von Text-Processing-Robots wegrationalisieren lassen.

  Knietief watete man bereits nach der Eroberung Kabuls durch Papiere
mit Bombenbauanleitungen und Vorlagen f=FCr das gelungene
Einzel-Mordattentat. Bei der F=FClle des seither aufgetauchten Materials
kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, es herrsche eine Art
medialer Bin-Laden-Schlussverkauf. Die Medien auf Schn=E4ppchenjagd nach
immer neuen Beweisen f=FCr die Schuld Al Quaidas und ihres Chefs, Osama
Bin Laden; dass diese st=E4ndig auftauchenden "Beweise" gr=F6=DFtenteils
best=E4tigen, was uns US-Sicherheitskreise und Pressesprecher ohnehin
schon die ganze Zeit sagen und was auch Bin Laden selbst nicht z=F6gert,
offen auszusprechen, dass es Al Quaida darum geht, Amerikaner zu t=F6ten,
deren Wirtschaft zu schaden und neue M=F6glichkeiten des Terrors zu
erproben, ohne dass dabei aber konkrete Verbindungen zu den Attentaten
vom 11.September zum Vorschein gekommen w=E4ren, scheint niemanden zu
st=F6ren.

  In dieser Situation kommen die aufgetauchten Computer gelegen. Da wir
gewohnt sind, in der Informationstechnologie die Krone der westlichen
Technologieentwicklung zu sehen, verweisen Computer auf eine neue
Dimension und Tiefe der Beweiskraft - im Vergleich zu schmutzigen
Zettelhaufen oder verrauschten Videos. Ein deutsches Nachrichtenmagazin
ging sogar soweit, die Computer in der =DCberschrift des zugeh=F6rigen
Artikels als [2]"Elektronik-Hirn der Terroristen" zu bezeichnen. Einmal
ganz abgesehen davon, dass die Gehirn-Computer-Analogie seit den
Glanzzeiten der K=FCnstlichen Intelligenz schon erheblich abgebaut hat,
wer m=F6chte wirklich ins Gehirn der Terroristen Einblick nehmen k=F6nnen?
Sicherlich, da g=E4be es manch interessantes Detail zu erfahren, doch in
jeden letzten Winkel eines vermurksten Terrorgehirns zu schauen, das
k=F6nnte einem doch auch selbst psychologischen Schaden zuf=FCgen?

  Das auf den Computern gefundene Material ist, wenn wir den Berichten
glauben, weniger sensationell, als es die zitierte Schlagzeile
erscheinen lassen m=F6chte. Hunderte von Dokumenten sollen sich auf den
Rechnern befunden haben, die auf einen Zeitraum von vier Jahren
zur=FCckgehen. Darunter befinden sich Anleitungen f=FCr den Bau von
Zeitz=FCndern, Spekulationen =FCber die Rechtm=E4=DFigkeit des T=F6tens von
Zivilisten und Hinweise auf ein Projekt der Al Quaida,
Massenvernichtungswaffen in ihre H=E4nde zu bekommen. Auch wenn das alles
ganz schrecklich ist, man kannte es irgendwie schon.

  =DCberraschender wirkt, dass uns auch die "Banalit=E4t des B=F6sen" ins
Gesicht starrt. Rechnungen, L=F6hne, Reisekosten werden in den gefundenen
Computerdateien abgehandelt. Eine Druckvorlage f=FCr ein T=FCrschild
befindet sich unter den Dateien. "Liebe Br=FCder", schreibt ein
gestrenger Dr.Eiman, "dies ist ein Arbeitsplatz. F=FCr diejenigen, die
hier nicht arbeiten, bitte tretet erst gar nicht ein." Die Mitarbeiter
sprechen von Al Quaida als "die Firma" und nenen die F=FChrung "General
Management", offenbar beeindruckt vom Stil internationaler Konzerne.
Das passt nat=FCrlich dazu, dass Osama, wie man wei=DF, Sohn einer
Industriellenfamilie ist und vor dem 11.9. eher als "Bankier des
Terrors" denn als der eigentliche Terroristenchef bezeichnet wurde. An
schlanken, dezentralisierten Bottom-up-Strukturen kommt heute kein
Unternehmen mehr vorbei, auch nicht Islamic Terror Inc.

  Der denkw=FCrdigste Satz findet sich allerdings in einem Memo, das von
dem Arzt, Chef des ehemaligen =E4gyptischen Islamic Jihad und h=E4ufig als
die Nummer Zwei der "Basis" bezeichneten Dr. Ayman al-Zawahri verfasst
worden sein soll. Darin geht es um biologische, chemische und nukleare
Massenvernichtungswaffen.

  "Wir wurden auf diese [Massenvernichtungswaffen] erst aufmerksam",
schreibt al-Zawahri, "als der Feind unsere Aufmerksamkeit auf sie
lenkte, indem er h=E4ufig Besorgnis dar=FCber zum Ausdruck brachte, dass
sie einfach herzustellen seien."

  Das m=FCsste doch eigentlich wie eine Bombe in westlichen
Nachrichtenzentren eingeschlagen haben, tat es aber nicht. Niemand
titelte, "CIA belieferte Terroristen mit Ideen", niemand spekulierte
dar=FCber, ob z.B. CNN der Beihilfe zum Terrorismus verd=E4chtigt werden
k=F6nnte, weil sie st=E4ndig entsprechende Schreckensszenarien verbreitet
haben. Von einer Diskussion der Verantwortung der Medien, die sich ohne
zu mucken vor den propagandistischen Karren Washingtons und seiner
Provinzf=FCrstent=FCmer haben spannen lassen, ist weiterhin keine Spur zu
entdecken. In einer Welt der 24-Stundenmedien und gro=DFspurig Dossiers
genannter Ansammlungen zusammengest=F6pselter Agenturberichte (plus
Karte, Animation und Flash) wissen wir weiterhin nichts und m=FCssen
zwischen den Zeilen lesen wie einst die Sowietb=FCrger in der Prawda,
wenn wir uns tats=E4chlich so etwas wie eine "eigene" Meinung bilden
wollen.

  Was man in diesem Kontext ebenfalls ganz interessant finden k=F6nnte,
wenn einen das =FCberhaupt noch irgendwas anginge und man Radio und
Fernsehen nicht l=E4ngst abgedreht hat und um Zeitungen einen gro=DFen
Bogen macht, ist eine Rationalisierungswelle in den f=FChrenden
Nachrichtenmedien des elektronischen, Print- und Online-Sektors, die in
den letzten Monaten ihre Nachrichtenabteilungen nicht aufgestockt,
sondern um durchschnittlich 10 bis 20 % beschnitten haben, von der New
York Times, =FCber die BBC bis hin zu ITN, dem Newslieferanten f=FCr
Channel 4 News, ITV und Channel 5, und dies sind nur ein paar
Erw=E4hnungen von einer in diesem Magazin bisher noch zu wenig
berichteten, schleichenden Entlassungswelle in sehr etablierten
Medienh=E4usern, w=E4hrend man doch eigentlich annehmen sollte, dass der
Krieg gegen Terrorismus und die an allen Ecken und Enden angespannte
Weltlage mehr und bessere Berichterstattung notwendig erscheinen lassen
w=FCrden.

  Da verwundert es dann gar nicht mehr, dass bei den Computerstudien des
Wall Street Journals ganz elementare Fragen unbeantwortet bleiben.
Welches Betriebssystem haben die Terroristen z.B. benutzt und warum
haben sie die Dateien, die eine "Spur des Terrors" legen, nicht
verschl=FCsselt?

  Links

  [1] http://www.truthout.com/01.01E.Qeada.Computer.htm
  [2] http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,174912,00.html

  Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/11481/1.html

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