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[infowar.de] TELEPOLIS: Aus fuer die Propaganda-Abteilung des Pe...



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Dieser TELEPOLIS Artikel wurde Ihnen
von Ralf Bendrath <bendrath -!
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Das ganze nochmal auf deutsch, mit nettem Bezug zum 60. Geburtstag von 
Voice of America.
RB

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 Aus für die Propaganda-Abteilung des Pentagon
 
 Florian Rötzer   27.02.2002 
 
 US-Verteidigungsminister Rumsfeld bezeichnet die Kritik zwar als 
übertrieben, aber gibt dem Druck der Öffentlichkeit nach und schließt 
das "Office for Strategic Influence" 
 
 Die Medien sind eine wichtige Grundlage für die Demokratie, weil sie 
vor allem auch für eine kritische Öffentlichkeit gegenüber der 
Regierung sorgen. Dazu müssen sie so objektiv wie möglich berichten 
können, aber auch beißende Kritik äußern dürfen. Das Korrektiv der 
Medien hat sich gerade jetzt wieder einmal eindrucksvoll erwiesen, als 
bekannt wurde, dass das Pentagon beabsichtigte, mit seinem nach dem 
11.9. eingerichteten "Office for Strategic Influence" möglicherweise 
den Medien auch heimlich gefälschte Informationen unterzujubeln ( 
[1]Das Pentagon will für bessere Propaganda sorgen). Jetzt gab 
US-Verteidigungsminister Rumsfeld [2]bekannt, dass die 
Propaganda-Abteilung des Militärs geschlossen wird. 
 
 Letzte Woche hatte die New York Times berichtet, dass das nach den 
Anschlägen vom 11.9. gegründete "Office for Strategic Influence", das 
sich mit allen Arten von "Informationsoperationen" beschäftigen sollte, 
auch ausländischern Medien gefälschte Informationen zuspielen wollte, 
um für eine freundliche Haltung gegenüber den Aktionen des Pentagon zu 
sorgen. Das Verteidigungsministerium hatte sich bereits die Dienste 
einer PR-Agentur eingekauft, die schon zur Vorbereitung des Goldkriegs 
an der Ausarbeitung von kriegsfördernden Desinformationen beteiligt 
war. Der eben als Leiter der neuen Abteilung berufene Simon Worden von 
der Luftwaffe hatte verlauten lassen, dass man viele Aktionen vorhabe, 
die auch geheime Operationen und die Benutzung des Internet umfassen 
sollten, um gezielt Desinformationen zu verbreiten. 
 
 Die vermutlich von Kreisen des Pentagon, die mit einer solchen 
Strategie nicht einverstanden waren, durchgesickerten Informationen 
führten weltweit zur Kritik. Auch die amerikanischen Medien gaben zu 
bedenken, dass möglicherweise auch befreundete Staaten ins Visier der 
Desinformationskampagnen geraten könnten und dass diese auch wieder 
zurück in die USA wirken könnten. 
 
 Schnell beeilte man sich im Pentagon zu versichern, dass weiterhin nur 
die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen werde und dass noch gar 
nicht klar sei, welche Aufgaben die Propaganda-Abteilung oder die 
Abteilung für den Infowar haben soll. Man habe lediglich vor, 
"taktische Täuschungen" auszuführen, um dem Feind im Krieg 
auszutricksen. Ansonsten sollte die Abteilung nur solche Dinge 
zuständig sein wie das Abwerfen von Flugblättern über Afghanistan oder 
das Senden von Radiobereichten ( [3]Rumsfeld: Pentagon lügt nicht). 
Selbst Präsident Bush musste einsprangen, um die PR-Katastrophe wieder 
gut zu machen, und verkünden, dass wir "den amerikanischen Bürgern die 
Wahrheit sagen". So viel Wahrheitsliebe werden aber selbst gutgläubige 
Amerikaner der Regierung nicht unterstellen und ob der permanenten 
Versicherungen eher noch misstrauischer werden. 
 
 Aber da einmal die Katze aus dem Sack war und die verdeckten 
Operationen gar nicht mehr so geheim waren, versucht jetzt Rumsfeld, 
die Wogen wieder zu glätten. Weit übertrieben seien die meisten 
Kommentare und Berichte gewesen, sagte er, aber "die Abteilung wurde 
dadurch so stark beeinträchtigt, dass sie nicht mehr effektiv arbeiten 
könnte". Man werde zwar weiterhin die Botschaft des Pentagon ins 
Ausland bringen, aber nicht mehr durch das ominöse "Office for 
Strategic Influence", das geschlossen werde. Aber ob das eine wirkliche 
Einsicht ist oder wiederum nur eine taktische Täuschung, muss 
selbstverständlich dahin gestellt sein. Überdies bedeutet es noch 
keineswegs, die Wahrheit zu sagen, wenn man nicht lügt. Und eine 
geschlossene Abteilung bedeutet natürlich keineswegs, dass damit auch 
die Aufgaben beiseite gelegt werden, die diese erfüllen sollte. 
 
 Ausgerechnet jetzt feierte am 26.2 "Voice of America", der von der 
Regierung finanzierte Radiosender, seinen 60.Geburtstag. Bush 
[4]erinnerte daran, dass die erste Sendung 79 Tage nach Pearl Harbor an 
das Nazi-Deutschland gerichtet war und versicherte hatte, dass die 
Stimme Amerikas die Wahrheit sagt. Ganz bei der Wahrheit kann 
allerdings Bush nicht bleiben, schließlich hat die Stimme Amerikas 
einen Auftrag, der zumindest Neutralität verhindert: 
 
    "Unter manchen autoritären Regierungen wie beispielsweise in 
Nordkorea wird schon das Hören von Voice of America als Verbrechen 
behandelt. Und die Ängste dieser Regierungen sind wohl begründet, da 
eine Tyrannei nicht dauerhaft in einer Atmosphäre der Wahrheit 
überleben kann. Voice of America ist nicht neutral gegenüber Amerika 
und Amerikas Feinden, gegenüber dem Terrorismus und jenen, die sich 
selbst gegen den Terror verteidigen, gegenüber der Freiheit und der 
Tyrannei. Voice of America ist ein Sender mit einem besonderen Zweck, 
einem besonderen Auftrag und einer besonderen Verantwortung."       
 
 Natürlich darf man nicht erwarten, dass die Redenschreiber von Bush 
sich in komplizierten Überlegungen über die Parteilichkeit der Wahrheit 
verirren. Die Botschaft von Voice of America sei ganz einfach und 
bleibe bei allen technischen Veränderungen der Medien dieselbe: "Es ist 
eine Botschaft der Freiheit, und die Freiheit ist es wert, verteidigt 
zu werden. Und die Wahrheit wird nicht weniger als Kraft der Waffen zu 
ihrer Verteidigung benötigt." Damit hat Bush elegant die Kurve von der 
Wahrheit über die Freiheit bis zur gegenwärtigen Aufrüstung und zum 
Krieg gegen den Terrorismus gefunden. Und man kann nur hoffen, dass 
auch die Regierungen der "freien Welt" dem Pathos des freien Worts 
gehorchen werden: 
 
 "Während seiner ganzen Geschichet hat Voice of America die Macht der 
Technologie für den Fortschritt der Freiheit eingesetzt. Sie hat jedes 
mögliche Mittel - Kurzwellen, Fernsehen und jetzt das Internet - 
benutzt, um die Hindernisse der Tyrannen zu umgehen. Radiowellen werden 
durch Grenzen nicht blockiert, und während die Technologie sich 
verbessert, wird das Internet gegenüber den Zensoren weniger anfällig." 
 
 Links 
 
 [1] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/11882/1.html
 [2] 
http://www.latimes.com/news/nationworld/world/la-022602office_wr.story
 [3] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/11895/1.html
 [4] 
http://usinfo.state.gov/cgi-bin/washfile/display.pl?p=/products/washfile
/latest&f=02022504.wlt&t=/products/washfile/newsitem.shtml
 
 Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/special/info/11952/1.html 
 
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