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Microsoft Israel: Schwierigkeiten mit der Politik
Peter Schäfer 25.04.2002
Auf den ersten Blick könnte die Geschichte wie ein Sieg von
Email-Aktivisten im Kampf gegen die großen Konzerne wirken
Mitte April plakatierte [1]Microsoft Israel große Werbeanzeigen
entlang der Autobahn in der Nähe Tel Avivs: "Von ganzem Herzen - wir
bedanken uns bei der Israelischen Armee" vor dem Hintergrund der
israelischen Nationalflagge. Gleichzeitig fiel die angesprochene Armee
in der Heimat besonders wegen ihrer Zerstörung des palästinensischen
Flüchtlingslagers in Dschenin und anderer "terroristischer
Infrastrukturen" auf. Andere Länder und fortschrittliche Israelis
richteten ihr Augenmerk aber eher auf die zivilen Bewohner des Lagers,
deren verbrannte und zerquetschte Körper in den Abendnachrichten
auftauchten.
Palästinensische Israelis informierten ihre Brüder und Schwestern
unter israelischer Besatzung und im Ausland von der Werbeaktion. Alle
sollten sich beim Microsoft Management in Redmond/USA beschweren und am
besten gleich auf [2]Linux und [3]STAR Office, beides kostenfrei und
Microsoft-kompatibel, umrüsten. Nur wenige Tage später stieg die
israelische Friedensgruppe [4]Gush Shalom mit einem offenen Brief an
Microsoft-Chef Bill Gates in die Kampagne ein.
"Von Microsoft hätte mehr erwartet werden können als krude
nationalistische und militaristische Propaganda (...) und die
öffentliche Unterstützung des Zerstörungskrieges der Scharon-Regierung.
(...) Wir drängen auf die Beendung dieser Werbekampagne. Die hier
investierten Zehntausende von Dollar sollten wären besser in
Aktivitäten angelegt, die das Blutvergießen beenden und einen gerechten
israelisch-palästinensischen Frieden fördern."
[5]Microsoft Gulf & Eastern Mediterranean nahm sich der Angelegenheit
an und bedankte sich bei Sabri Saidam, einem der Initiatoren der
Email-Kampagne, herzlich für die Information. Die Mailingliste der
palästinensischen Information Technology Special Interest Group (
[6]ITSIG) war deren Ausgangspunkt. Gleichzeitig wurde auf die erst
kürzlich übernommene Firmenpolitik hingewiesen, sich nicht in den
israelisch-palästinensischen Konflikt einzumischen.
Jonathan Murray von der Microsoft-Zentrale, der an der Saudi
E-Commerce 2002 teilnahm, betonte, dass diese Art der Werbung in der
Region sehr sensibel aufgenommen würde. So ein Artikel im
Online-Magazin [7]Arab News vom 21. April. Die Unterstützung für die
israelische Armee durch den dortigen Ableger des weltweit operierenden
Konzerns überschattete die Messe in der saudi-arabischen Hauptstadt
Riad. Microsoft hat Niederlassungen in vielen arabischen und
islamischen Ländern, in denen angesichts des jüngsten Krieges gegen die
Palästinenser in den besetzten Gebieten viele Proteste gegen Israel
statt finden. Microsoft werden die Angelegenheit intern lösen, so
Murray.
Am 21. April, dem fünften Tag der Kampagne, wurden die Werbetafeln
entfernt. Die Aktivisten wittern Morgenluft. Nun wird überlegt, ob
Microsoft Israel zu einer gegenteiligen Anzeige in gleicher Größe und
Dauer bewegt werden soll.
Links
[1] http://www.microsoft.com/israel
[2] http://linux.com
[3] http://www.staroffice.com
[4] http://www.gush-shalom.org
[5] http://www.microsoft.com/middleeast
[6] http://www.itsig.org
[7] http://www.arabnews.com
Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/12397/1.html
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