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[infowar.de] Volltext: deutsche IT-Firmen verstärken Ausgaben für Sicherheit



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Mit freundlicher Genehmigung von Burkhard Ewert.
RB


Handelsblatt Nr. 090 vom 13.05.02 Seite n01 
Netzwert 

Sicherer Umsatz 

Das Bewusstsein für IT-Sicherheit steigt und mit ihm die Umsätze der
Anbieter. Das bestätigt die exklusive Netzwert-Dialego-Umfrage. 

BURKHARD EWERT und ANJA MÜLLER HANDELSBLATT, 13.5.2002 Geld spielte
keine
Rolle, denn das Bankhaus brauchte mehr als zügig eine Lösung. Das
Kreditinstitut hatte zwar ein Virtual Private Network, also eine interne
Datenleitung für seine Geldgeschäfte - dieses Netzwerk jedoch war nicht
gesichert, sondern stand offen wie ein Scheunentor. Nach nur 30 Tagen
hatte
Hans Ydema, Europachef des IT-Sicherheitsdienstleisters Entrust, diesen
Auftrag in der Tasche: "Egal, was es kostet." 

Ob wegen rathausgroßer Sicherheitslücken oder den neuesten Viren, der
allgemeinen Unsicherheit nach dem 11. September oder ausgespähter
Geheimnisse der Forschungsabteilung - Sicherheit in der
Informationstechnik
ist ein Top-Thema, wie die aktuelle Branchenbefragung des Aachener
Online-Marktforschers Dialego für Netzwert belegt. 

Angekündigt hatten das zwar schon einige - jetzt aber belegen Zahlen,
dass
es bei Prognosen nicht blieb. In der Regel vergeht einige Zeit zwischen
Anfragen der Firmen und Aufträgen für die Dienstleister, bestätigt
Ydema.
"Es dauert häufig acht bis zehn Monate, bis das Budget freigegeben ist." 

Jetzt belegen die Zahlen, dass es seit Herbst nicht nur bei losen
Anfragen
blieb. Ob Symantec, Trend Micro oder auch Network Associates: Im
jüngsten
Quartel präsentierten sie allesamt gute Ergebnisse mit Umsatzzuwächsen
zwischen 14 und 64 %. 

Auch die Netzwert-Dialego-Umfrage zeigt, dass mehr und mehr Unternehmen
in
Sicherheit investieren: Von den 310 befragten deutschen
E-Business-Entscheidern kündigten 43 % an, ihre IT-Sicherheitsausgaben
im
laufenden Jahr mindestens leicht und teils sogar massiv zu erhöhen. Bei
jedem zweiten Unternehmen bleibt der Etat unverändert, nur 7 % der
Firmen
investieren zurzeit weniger in IT-Sicherheit als im vergangenen Jahr.
Von
denen, die ihre Budgets ausbauen, plant laut Dialego etwa die Hälfte,
ihre
Investitionen sogar um mehr als 5 % zu steigern. 

Gute Stimmung herrscht deshalb in weiten Teilen der Sicherheitsbranche.
"Wenn gespart wird, dann nicht an der Sicherheit", beobachtet
Hans-Günther
Brosius, Deutschlandchef des Software-Anbieters Symantec. 

Auch Guy Goodman, Vice President Germany bei Network Associates,
erwartet
weiteres Wachstum. Einerseits profiliere sich das Unternehmen langsam
mit
Entwicklungen für das freie Betriebssystem Linux, das auch in Firmen
oder
bei Behörden ständig Nutzer gewinnt. Und noch mehr Impulse verspricht
sich
Goodman von der Sniffer- Technologie, die die internen Netzwerke per
Protokoll überwacht und auch steuert. 

Aktuell kommt Network Associates auf 35 % Wachstum. Auch der Börsenkurs
entwickelt sich ordentlich, starken Schwankungen zum Trotz. Deutsche
Großkunden sind unter anderem die Bundesanstalt für Arbeit und Daimler
Chrysler. Generell erwartet das Unternehmen laut Goodman ein größeres
Wachstum in Europa und Asien: "Der US-Markt ist teilweise ausgereizt." 

Derselbe Trend zeigt sich beim Konkurrenten Symantec: Internationale
Erlöse
machten im jüngsten Quartal die Hälfte der gesamten Umsätze aus, was
einem
Plus von 29 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Der
umsatzstärkste
Vertreter der Branche meldete außerdem das Erreichen der Gewinnschwelle
sowie Rekordumsätze. Konkret erwirtschaftete Symantec im vergangenen
Geschäftsjahr mehr als 1 Mrd. $ und damit 14 % mehr als im Vorjahr. "Ein
guter Teil des Zuwachses kommt aus Deutschland", sagt Landeschef
Brosius. 

Nicht alle Unternehmen dürften allerdings im gleichen Maße profitieren.
Die
hessische Firewall-Firma Biodata etwa ist bereits pleite, ebenso das
US-Sicherheitshaus I-Defense. 

"Man muss unterscheiden zwischen dem Bereich Viren und beispielsweise
den
Firewalls", erklärt Raimund Genes, Europachef von Trend Micro. "Bei
Viren
gibt es immer neue Schädlinge, der Bedarf für den Schutz ist mehr als
deutlich. Wer da nichts macht, für den kann es Selbstmord bedeuten." 

Das ist gut für den Viren- und Firmenkundenspezialisten Trend Micro: 64
%
Wachstum in Europa im ersten Quartal und Vorjahresvergleich meldet
Genes.
Schutzprogramme wie Firewalls, die etwa vor Hackern behüten, seien
weniger
gefragt: Nicht jedes Unternehmen brauche eine Firewall. Hat man sie
aber,
sei keine aufwändige Pflege mehr nötig, wenn sie einmal laufe. 

Überhaupt ist nach Genes Ansicht das klassische Hacken durch Firewalls
hindurch auf dem Rückzug: Immer häufiger - etwa beim Wurm Nimda - würden
Viren dem Netzwerk unerlaubte Zugriffe als legal vorgaukeln. So könne
etwa
ein Gast-Account mit Administratorenrechten ausgestattet werden - viel
einfacher, als sich per Handarbeit ins Unternehmensnetz zu hacken. 

Aber für Trend Micro ist klar: Das Risiko sitzt häufig in den Firmen
selbst.
Auch mehr als die Hälfte der von Dialego Befragten sehen die eigenen
Mitarbeiter als größtes Sicherheitsrisiko (siehe Grafik). Meist sind es
privat surfende Arbeitnehmer, die sich während der Arbeitszeit etwa
Partymusik fürs Wochenende herunterladen. Ergo: Trend Micro bietet mehr
und
mehr Lösungen für die internen Netzwerke, etwa um Musikdateien im
MP3-Format
vollständig zu blocken - und nicht zuletzt, um das Surfverhalten zu
überwachen. 

Auch Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, unerlaubtes
Surfen am
Arbeitsplatz zu verhindern, melden wie Surf Control in der vergangenen
Woche
Erfolge: schwarze Zahlen und ein Umsatzplus von 56 % auf Basis von 9
Monaten. 

"Mittlerweile besteht aber die Gefahr, das externe Risikopotenzial zu
unterschätzen", weiß Rainer Baumgart, Chef des Essener
IT-Sicherheitsdienstleisters Secunet. Nach jüngsten Untersuchungen
nähmen
von außen verursachte Schäden in den Unternehmen viel schneller zu als
Problemfälle, die von innen kommen. 

Auch Secunet verspricht sich viel von Dienstleistungen rund um die
Sicherheit. Zwar sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal zu
Jahresbeginn deutlich. Aber: Der Auftragsbestand hat sich im Laufe des
ersten Quartals nahezu verdoppelt, sagt Jörg Chittka, Leiter Investor
Relations. 

Mittlerweile buhlen IT-Sicherheitsberater wie Secunet und Anbieter von
Virenprogrammen außerdem um gleiche Geschäftsfelder: vor allem die
Beratung
bei der Sicherheitspolitik von Unternehmen, bestätigt Entrusts
Europachef
Ydema. 

Zurzeit überlegt er aber auch, wie er ein eigenes und etwas anderes
Sicherheitsproblem in den Griff bekommen kann: In den vergangenen vier
Monaten kamen bei seinem Unternehmen stolze 75 Laptops abhanden.

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