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[infowar.de] Re: USA Today schon wieder: Bin Laden nutzt Steganografie und Webseiten
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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>Diesmal werden sogar URLs genannt: ebay.com und azzam.com.
>Ein Leser der PoliTech-Liste hat daher nun aufgerufen, die Dateien mit
>versteckten Nachrichten zu identifizieren oder gar zu knacken.
>Vielleicht haben einige Infowar.de-LeserInnen auch Interesse daran? Es
>winken viele Fernsehauftritte. ;-)
>RB
Ich frage mich wirklich, was dieser Steganografie-Unfug bedeuten soll. Es
gibt bislang keinen Beweis dafür, daß diese Kommunikationsform zur primären
oder entscheidenden der Al Qaida gehört oder gar zur operativen Führung von
Anschlägen verwendet wurde.
Zweitens macht es auch keinen Sinn, Propaganda-Botschaften, die wohl durch
Al Qadia nahe Web-Sites verbreitet werden mögen, zu verschlüsseln (offenbar
wurden hier Äpfel und Birnen zu einem Cyber-Einheits-Bedrohungs-Brei
zusammengemixt). Schließlich macht normale email Kommunikation mit starker
Verschlüsselung hier mehr Sinn.
Drittens will mir der Widerspruch noch immer nicht einleuchten, daß der
Großteil jener Al Qaida Kämpfer, die sich jahraus jahrein in fanatischen
islamistischen Koranschulen vorbilden und hernach in Al Qaida
Ausbildungslagern weiterbilden ließen, nun plötzlich alle zu Kryptologen
und Steganographen mutiert sein sollen.
Sicher scheint jedoch zu sein, daß nach dem Anschlag auf die USS COLE im
Hafen von Aden in Jemen am 12 October 2000 in der Golfregion gefakte
anschlagsrelevante Kommunikation (von der man annahm, das sie abgehört
wurde), dazu führte, daß zahlreiche US-Einrichtung nervös wurden bzw.
erhöhte Alarmbereitschaft ausgegeben wurde. Dies erzeugte einen
"Bedrohungs-Nebel"
Andersrum gesagt. Ich persönlich bin der festen Überzeugung, daß 99% all
jener Fanatiker, die die Nachrichtendienste quantitativ der Al Qaida
zuordnen mögen, in die Gattung (nach unserer Vorstellung) ungebildete,
antiintellektuell und antiwissenschaftlich eingestellte Personen fallen.
Soll es also sein, daß es noch ein paar gibt, die einen mittlern
akademischen Abschluß in einer ingenieurwisschaftlichen Disziplin haben
(so, wie wenige von Neunelf). Mag sogar sein, daß jemand aus der Pakistani
Atomic Energy Commisson mit den politischen Zielen der Al Qaida
sympathisiert. Mag auch sein, daß die Al Qaida in in westlichen Staaten
ausgebildeten Akademikerkreisen aus islamisch und arabischen Staaten die
eine oder andere Fachkraft anwerben konnte.
Aber dies ist etwas gänzlich anderes, als hinter jedem Hinduk(b)usch einen
Biowaffendesigner, Kernwaffenphysiker oder Kryptologen oder Steganografen
festzustellen.
Oder nochmals anders gesagt. Geht man davon aus, daß es stimmt, daß die
sog. Masterminds von Neunelf und der innere Kreis um Bin Laden 1) noch am
Leben sind oder zumindest 2) durch keine Operationen der USA und
Verbündeten in Afghanistan und darüberhin gefaßt, gefunden (noch seine
Überreste) geographisch festgesetzt werden konnte und Al Qaida als Netzwerk
zwar geschwächt ist, aber noch funktioniert, so muß man doch feststellen,
daß für eine solche Flucht aus der Region Tora Bora oder von auch immer in
Afghanistan keine modernen Kommunikationsmittel zur Verfügung standen
(weder Internet noch mobile phones, vielleicht Funk) und dieser auch nicht
bedurfte. Die Vermutung ist also nicht fern, daß eine wesentliche
Kommunikationsform der Al Qaida Führung (im US Jargon das Command und
Control ihrer Operationen) eher archaischen Ursprungs ist und Ethnolgen und
Landeskundler die besseren Analytiker wären, als die technikverblendeten
Think-Tanks und Analytiker.
Gruß
GS
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