Suche innerhalb des Archivs / Search the Archive All words Any words

[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[infowar.de] Berlin, 5.10.: Strategien medialer Kriegführung und Möglichkeiten kritischer Öffentlichkeit



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
-------------------------------------------------------------

Von Belgrad nach Bagdad - die Konstruktion des Bösen
Strategien medialer Kriegführung und Möglichkeiten kritischer
Öffentlichkeit

"Jeder - Kommandeure, Infowar-Spezialisten und Presseoffiziere - wird
lernen müssen, militärische Öffentlichkeitsarbeit als Schlachtfeld zu
verstehen, das wie jedes andere auch umkämpft und beherrscht werden
muss."
(US Air Force-Major Gary Pounder in seiner Analyse des Kosovo-Krieges)

Der Kampf um die Informationsüberlegenheit ist zentraler Bestandteil
militärischer Mobilisierungen und der zivilgesellschaftlichen
Absicherung der Heimatfront. Eine öffentliche Diskussion über die
Strategien des Informationskrieges entzündete sich in der Vergangenheit
allerdings meist lediglich an spektakulären Einzelereignissen. So kam
das Pentagon nach dem Golfkrieg 1991 in Erklärungsnot, als bekannt
wurde, dass die kuwaitische Regierung mit Hilfe einer PR-Agentur eine
Zeugin aufgeboten hatte, die unter Tränen im US-Kongress erzählte, wie
irakische Soldaten kuwaitische Babys aus Brutkästen geworfen hätten.
Später stellte sich heraus, dass dies frei erfunden war. Und auch der
ehemalige deutsche Verteidigungsminister, Rudolf Scharping, wurde
merkwürdig still, als er nach dem Kosovo-Krieg erklären musste, wo nun
das "Konzentrationslager" in Pristina zu finden sei, von dem er zuvor
auf Pressekonferenzen höchst erregt erzählt hatte. Denn es existierte
nicht.

Aber die Strategien und Konzepte medialer Kriegführung gehen weit über
das Streuen von emotionalisierenden Flaschmeldungen hinaus. Das Ringen
um die Kommunikation über den Krieg, die Konstruktion von Feindbildern
und die Erzeugung von Legitimationsdiskursen wird von Politik und
Militär mittels immer weiter differenzierter und diversifizierter
Methoden betrieben. Gerade nach dem Kosovo-Krieg, in dem die NATO mit
ihrer Themensetzung ("Menschenrechtskrieg", "saubere Präzisionsbomben",
"Flüchtlingsdrama") eine kritische öffentliche Diskussion nicht
verhindern konnte, setzten die Militärs zu einer Erweiterung der
Infowar-Strategien an. Im "Krieg gegen den Terror" kommen sie zum
Einsatz.

Während unseres Seminars wollen wir die Strategien des
Informationskrieges diskutieren. Dabei soll auch die Frage nach den
Konsequenzen für eine kritische Öffentlichkeit, alternative Medien und
antimilitaristische Arbeit gestellt werden. Im Anschluss an das Seminar
zeigen wir den Film "Es begann mit einer Lüge" zum Kosovokrieg, der von
einem unserer Referenten, Mathias Werth, mit produziert wurde.

Mit 
Ralf Bendrath (Berlin)
Politikwissenschaftler und freier Journalist; spezialisiert auf den
Zusammenhang von Sicherheitspolitik und Informationstechnologien;
derzeit Doktorand zum Thema "Informationskrieg und zivil-militärische
Beziehungen in den USA. Politischer und gesellschaftlicher Wandel bei
der Etablierung eines neuen Kriegsbildes ", FU Berlin. Mitbegründer der
Forschungsgruppe Informationsgesellschaft und Sicherheitspolitik
(FoG:IS) und Betreiber der Mailingliste "Infowar.de". Seit Februar 2002
Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und
Konfliktforschung(AFK).
Kontakt & Infos: www.fogis.de

Elvi Claßen (Trier)
Medienwissenschaftlerin (Dipl. Soz.-Wiss.) und freie Journalistin;
Themenschwerpunkte: militärische Informationsstrategien (Public
Relations, 'PublicDiplomacy', Psychologische Kriegsführung), die
Kriegsberichterstattung in den Massenmedien und alternative
Informationsstrukturen gegen den Krieg. Zur Zeit Doktorandin an der Uni
Trier, Thema:"Krisen- und Kriegs- Kommunikation in der
Informationsgesellschaft. Bestandsaufnahme und interkultureller
Vergleich von Strategien, Intentionen und Implikationen in den USA und
der BRD".
Kontakt & Infos: www.elvira-classen.de.

Mathias Werth (Köln)
MONITOR-Redakteur/WDR; Autor der TV-Dokumentation "Es begann mit einer
Lüge" zur Nato-Desinformationspolitik während des Kosovo-Krieges 1999
(mit Jo Angerer); aktuelle Fernseh-Reportagen aus dem "Anti-Terrorkrieg"
u.a. zur "Medienhysterie in Sachen Milzbrand" und zu den Einschränkungen
der Pressefreiheit im Krieg in Afghanistan; engagiert sich darüber
hinaus als Referent zum Thema "journalistische Ethik vs.
politisch-militärische Öffentlichkeitsarbeit" für eine kritische
Auseinandersetzung über die Qualität von Information im Krieg.
Kontakt & Infos: www.wdr.de/tv/monitor/


Ort und Zeit
Samstag, 5. Oktober
15.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Mehringhof/ Versammlungssaal
Gneisenaustr. 2a
U-Bahnhof Mehringdamm

---------------------------------------------------------------
Liste verlassen: 
Mail an infowar -
 de-request -!
- infopeace -
 de mit "unsubscribe" im Text.