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[infowar.de] Pentagon-Cyberwar: Eigenschutz und Irak-Angriffsprobleme



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/special/info/13518/1.html 

 Wir werden immer besser
 
 Florian Rötzer   30.10.2002 
 
 Pentagon will Netzwerke noch besser gegen Eindringlinge schützen; 
Iraks Glasfasernetze sind im Kriegsfall nicht mit Infowar-Mitteln 
lahmzulegen 
 
 Wie der für Aufklärung bei der US-Armee zuständige Generalleutnant 
Robert Noonan auf der jährlichen [1]Tagung von Old Crows über 
"Combating Terrorism: What's changing in Electronic Warfare and 
Information Operations" [2]erklärte, wurden die mit dem Internet 
verbundenen Netzwerke des Pentagon im letzten Jahr 14.500 Mal 
angegriffen. Bei 70 Versuchen soll es den Angreifern gelungen sein, 
auch in das Netz einzudringen, Schaden hätten aber nur drei Vorfälle 
angerichtet. 
 
 Schaden haben nach Noonan Viren angerichtet, die auch das übrige 
Internet heimgesucht hätten. Der "Erfolg" verdanke sich aber nicht den 
"Hackern und Virenautoren", die besser würden, sondern schlicht der 
Nachlässigkeit der für die Netze zuständigen Administratoren: "Wir 
liefern die Patches, und die Systemadministratoren machen nicht, was 
sie sollen." 
 
 Gleichwohl vermittelt Noonan eine Erfolgsmeldung beim jahrelangen 
Kampf gegen die Cracker. Noch 1998 sind bei einem als "Solar Sunrise" 
bezeichneten Vorfall zwei Jugendliche unter der Leitung eines 
israelischen Crackers, der inzwischen auf die andere Seite gewechselt 
ist, in Pentagon-Computer eingedrungen ( [3]Infowar gegen die USA, 
[4]Glimpflicher Ausgang einer Crackerkarriere). Und 1999 fand ein 
bislang wohl immer nicht aufgeklärter Vorfall bekannt, der als 
"Moonlight Maze" bekannt wurde ( [5]Wir sind im Cyberkrieg, [6]Noch 
immer Angriffe auf Pentagon-Rechner). Auch hier hatten sich Cracker in 
das Netzwerk eingeschlichen. Das Pentagon vermutete, dass sie aus 
Russland kamen, da angeblich die Angriffe bis zur russischen Akademie 
der Wissenschaften zurückverfolgt werden konnte. Dort stritt man 
natürlich alles ab. 
 
 Auch wenn es tatsächlich in den letzten Jahren wirklich nur diese 
beiden Fälle gegeben haben sollte, so hatten sie (und möglicherweise 
andere, über die man lieber schweigt) nach Noonan doch auch etwas 
Gutes. Sie halfen nämlich, die Entwicklung von automatischen Intrusion 
Detection Systeme voranzutreiben, mit denen nun die Netzwerke permanent 
nach unautorisierten Benutzern überprüft werden. Aber in der Fantasie 
des Generalleutnants wäre ein weiterer Fortschritt wünschenswert: "Der 
nächste Schritt ist, dass wir den Eindringling identifizieren müssen, 
bevor er in das System hineinkommt." Die NSA würde an einem solchen 
System forschen, aber natürlich geschehe dies unter strenger 
Geheimhaltung. Solche Systeme seien auch deswegen wichtig, weil sich 
das US-Militär mehr als das anderer Länder auf automatische Befehls- 
und Kontrollsystemen stütze. 
 
 Interessant sind natürlich auch die Ausführungen über den 
möglicherweise anstehenden Krieg gegen den Irak. Hier sieht Noonan 
deswegen Schwierigkeiten für die elektronische Kriegsführung, weil das 
Militär vor allem Glasfaserverbindungen benutze. Die lassen sich aber 
im Unterschied zu Satellitenverbindungen nicht elektronisch stören. Im 
Falle eines Krieges müsse man die Iraker also von den Glasfaserkabeln 
trennen, die auch die Grundlage des Luftabwehrsystems und der höher 
angesiedelten Befehls- und Kontrollstrukturen (Command & Control) 
bilden, während die Kommunikationsverbindungen der taktischen 
Streitkräfte wie der Panzer konventioneller und daher leichter zu 
unterbrechen wären. Man müsse die Glasfaserkabel also durch Bomben 
zerstören, die auf die entsprechenden Knoten gerichtet werden müssen, 
aber es gebe noch weitere Mittel, über die sich Noonan offensichtlich 
ausgeschwiegen hatte. 
 
 Ansonsten ging es auf der Tagung über andere Infowar-Themen, die 
beispielsweise auch mit der Informationshoheit in den Medien zu tun 
haben. So schilderte Admiral Cryer von der Luftwaffe, dass mit dem 
arabischen Sender al-Dschasira am Beginn des Afghanistan-Krieges die 
Taliban und al-Qaida zunächst den Informationskrieg zu gewinnen 
scheinen. Offenbar scheint er dem Abwurf von Flugblättern, wie dies in 
Afghanistan gemacht wurde und jetzt auch in Irak geschieht, als 
PSYOPS-Strategie große Effektivität zuzuschreiben. Streubomben würden, 
so Cryer, hier eine neue, nicht mehr tödliche, sondern schlicht 
informationsdistribuierende Rolle erhalten. Vielleicht gehen die 
Informationskrieger der Luftwaffe von Bomben dann bald auf Flugblätter 
über, was zumindest die Kollateralschäden - und die Kosten - 
entschieden reduzieren würde. 
 
 Die Luftwaffe, die schon allein deswegen, weil sie oben ist, 
Informationsüberlegenheit genießt und verteidigt, denkt natürlich noch 
weiter, unter anderem an eine neue Einheit. Die hat auch schon einen 
Namen, nämlich "Influence Operator" und soll, wie der Name schon sagt, 
für Sicherheit der eigenen Streitkräfte durch Täuschungen sorgen. Noch 
ist das anscheinend ein Gedankenspiel von Obert Glaze, dem Leiter für 
Informationskrieg in der Planungsabteilung der Luftwaffe, der moniert, 
dass "militärische Täuschung" zwar überall praktiziert werde, aber es 
dafür kaum Erfahrung und noch weniger Ausbildung gäbe. Memetische oder 
Informationsbomben sind also gefragt, mentale Giftgase, die nicht 
töten, sondern für eine andere Wahrnehmung und Einstellung sorgen. Wenn 
dies denn ein wenig harmloser sein würde als die Drogen oder chemische 
Substanzen, mit denen der russische Geheimdienst wenig immateriell 
seine mentale Bombe zur Befreiung der Geiseln und Lähmung der 
Geiselnehmer ausstattete, könnte auch hier Hoffnung aufkommen. Doch was 
wäre schon ein Krieg - und eine Rüstungsindustrie -, wenn man nur 
Medien und Informationen gegeneinander antreten ließe? Vielleicht ein 
bisschen wie die Wissenschaft, in der vielleicht nicht die reine 
Wahrheit, wohl aber das Überzeugendere - vorläufig - gewinnt. Aber das 
ist wohl mit Informationskrieg nicht gemeint. 
 
 Links 
 
 [1] http://www.crows.org/events_convSet.htm
 [2] http://www.upi.com/view.cfm?StoryID=20021028-091658-8410r
 [3] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/6339/1.html
 [4] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/7910/1.html
 [5] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/6379/1.html
 [6] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/7563/1.html

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