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[infowar.de] TP: Pentagon denkt über Geheimprogramm zur Manipulation der öffentlichen Meinung in befreundeten Ländern nach
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/special/auf/13798/1.html
Pentagon denkt =FCber Geheimprogramm zur Manipulation der =F6ffentlichen
Meinung in befreundeten L=E4ndern nach
Florian R=F6tzer 16.12.2002
Schon einmal musste das Pentagon ein geplantes Propagandab=FCro zur
Medienmanipulation wieder beerdigen
Was macht man, wenn das eigene Verhalten nicht einmal bei den
Freunden so ankommt, wie man dies gerne h=E4tte? Man k=F6nnte auf die
Kritik h=F6ren, ins Gespr=E4ch kommen oder eventuell auch das Verhalten
=E4ndern. Man k=F6nnte aber auch versuchen, wenn man sich im Recht glaubt
und nichts ver=E4ndern will, das Verhalten besser zu verpacken und daf=FCr=
zu
sorgen, dass es g=FCnstiger dargestellt wird. Das scheint noch immer die
Perspektive des Pentagon zu sein, denn offenbar =FCberlegt man dort schon
wieder (oder immer noch), mit verdeckten Operationen, also heimlich, die
=F6ffentliche Meinung auch in neutralen und befreundeten L=E4ndern zu
manipulieren.
Im Februar erst musste ein ver=E4rgerter Verteidigungsminister kundtun, da=
ss
das die geplante Propaganda-Abteilung "Office for Strategic Information"
nicht eingerichtet wird. Seiner Zeit war geplant, beispielsweise auch
ausl=E4ndischen Medien in befreundeten L=E4ndern Berichte zuzuspielen, um
f=FCr eine freundliche Stimmung gegen=FCber dem Pentagon zu sorgen. Das
aber hei=DFt nichts anderes, dass die Menschen in den befreundeten L=E4nde=
rn
manipuliert werden sollen. Und wenn eine der Grundlagen einer
Demokratie die freie Presse ist, dann w=FCrde das Pentagon, angeblich im
Dienste von Freiheit und Demokratie, diese zu Desinformationskampagnen
zu instrumentalisieren suchen.
Vorbild CIA in den Tagen des Kalten Kriegs?
Bekanntlich hatte die CIA im Kalten Krieg just eine solche Manipulation de=
r
Medien heftig betrieben. Es wurden zahlreiche Intellektuelle und
Journalisten heimlich bezahlt, um f=FCr amerikanische Interessen einzutret=
en.
Im Zentrum dieser Manipulationskampagne stand in den 50er und 60er
Jahren der "Kongress f=FCr kulturelle Freiheit", der Angestellte in 35 L=E4=
ndern
besch=E4ftigte, Dutzende von Zeitungen ver=F6ffentlichte, Ausstellungen un=
d
Konferenzen veranstaltete, Kulturpreise verlieh und eine
Nachrichtenagentur betrieb. Ziel war auch damals vornehmlich
Westeuropa, das es damals von allen Sympathien zum Kommunismus zu
befreien galt.
Ende der 60er Jahre wurde der auch anderweitig oft gl=FCcklos operierende
Geheimdienst ein wenig mehr in Schranken verwiesen. Auch die
Anordnung von Pr=E4sident Ford 1974, dass Regierungsangeh=F6rige sich nich=
t
an Morden politischer Gegner beteiligen d=FCrfen, r=FChrt aus dieser wilde=
n Zeit
der Geheimdienste. Das Milit=E4r hatte sich eher von solchen Manipulatione=
n
ferngehalten - schlie=DFlich gibt es daf=FCr ja die Geheimdienste - und
"Informationsoperationen" in feindlichen L=E4ndern durchgef=FChrt. Solche
Informationsoperationen reichen von der Beeinflussung der Menschen =FCber
Rundfunksendungen oder dem Abwerfen von Flugbl=E4ttern bis hin zur
Zerst=F6rung von Medien und Kommunikationseinrichtungen, wie dies auch in
Afghanistan oder im Kosovo-Krieg praktiziert wurde.
Schlechte Erfahrungen mit durchgesickerten Informationen
Daher war auch im Pentagon die Einrichtung eines Propagandab=FCros
umstritten, das die =F6ffentliche Meinung in befreundeten L=E4ndern (und d=
amit
m=F6glicherweise auch die eigenen Medien) gezielt beeinflussen sollte (
[1]Das Pentagon will f=FCr bessere Propaganda sorgen). Genau wie dieses
Mal sickerten Informationen an die Medien. Rumsfeld gab sich genervt,
sprach von =DCbertreibungen, versicherte, dass das Pentagon stets die
Wahrheit sage ( [2]Rumsfeld: Pentagon l=FCgt nicht), und behauptete, dass
damit das Projekt gestorben sei, weil das Propagandab=FCro nach all der
Medienaufmerksamkeit nicht mehr effektiv arbeiten k=F6nne ( [3]Aus f=FCr d=
ie
Propaganda-Abteilung des Pentagon).
Dass damit aber nicht unbedingt auch die Versuche beendet werden, die
Meinungsbildung in befreundeten L=E4ndern zu beeinflussen, war zu
erwarten, zumal die Stimmung seitdem, was vor allem den m=F6glichen
Waffengang gegen den Irak angeht, in vielen L=E4ndern nicht besser wurde.
Der Anti-Amerikanismus scheint weltweit, vor allem aber auch in den
befreundeten muslimischen L=E4ndern, zuzunehmen. Selbst in S=FCdkorea ist
die Stimmung nach dem Unfall umgeschlagen, bei dem zwei M=E4dchen von
einem amerikanischen Milit=E4rfahrzeug get=F6tet wurden. Dass geheime
Propagandakampagnen, wenn sie denn durchgef=FChrt werden sollten, indem
man beispielsweise Journalisten bezahlt, auch in Deutschland stattfinden
w=FCrden, l=E4ge auf der Hand. Hier ist, wie in vielen anderen L=E4ndern, =
nicht
nur ein Gro=DFteil der Menschen gegen einen Krieg, sondern hat sich auch
die Regierung dagegen ausgesprochen, auch wenn sie jetzt Schritt f=FCr
Schritt die forsche Haltung zur=FCcknimmt und immer mehr Konzessionen
machen will.
Noch allerdings ist, wie die New York Times [4]berichtet, das Programm
nicht offiziell von Verteidigungsminister Rumsfeld bewilligt worden, der
sicherlich auch dieses Mal nicht =FCber das Durchsickern der Informationen=
froh sein wird. Angeblich gibt es auch noch keine Pl=E4ne, wie die
Informationsoperationen zur Manipulation der =F6ffentlichen Meinung im
einzelnen vonstatten gehen k=F6nnten.
Krieg und Propaganda
Mehr Gl=FCck hatte das Au=DFenministerium, das sich schon fr=FCh eine
Werbefachfrau geholt hatte ( [5]Zur Aufr=FCstung der Wahrheit), um das
Image der USA im Ausland, vornehmlich in den muslimischen L=E4ndern, zu
verbessern. Und weil man offenbar allerorten der Meinung ist, dass die
Botschaft der US-Politik zwar gut ist, sie nur nicht richtig vermittelt wi=
rd,
scheint man auch im Wei=DFen Haus selbst dar=FCber nachzudenken, sich eine=
eigene Propaganda-Abteilung einzurichten ( [6]Das Wei=DFe Haus will auch
ein Propagandab=FCro). Die Welt ist schlie=DFlich alles, was in den Medien=
erscheint.
Mit dem Bekanntwerden von immer neuen Manipulationsversuchen d=FCrfte
die US-Regierung sich wohl keine neuen Freunde machen - auch nicht
unter den Regierungen der befreundeten L=E4nder. Und ob der Ansatz
=FCberhaupt tragf=E4hig ist, mit PR-Mitteln ein offenbar nicht wirklich au=
f dem
Meinungsmarkt im Ausland durchschlagendes "Produkt" wie die milit=E4rische=
Supermachtspolitik der US-Regierung besser verkaufen zu k=F6nnen, ist
=FCberdies sehr zweifelhaft.
Aber offensichtlich scheint die Bush-Regierung auch hier gerne die Praxis
wieder aufzugreifen, die im Kalten Krieg entwickelt wurde, als es noch
einen klaren Feind und sein Reich des B=F6sen gegeben hat. Bekanntlich
wurde John Poindexter, der ehemalige Sicherheitsberater von Ronald
Reagan - der damalige Vizepr=E4sident war Bush sen. -, der wegen des Iran-
Contra-Skandals aus der Armee entlassen wurde, just zur Zeit, als das
Office for Strategic Information gegr=FCndet werden sollte, zum Leiter des=
Information Awareness Office bei der DARPA, das mit einer anderen
Informationsoperation beauftragt ist: der Entwicklung eines [7]weltweiten
Schn=FCffelsystems namens "Total Information Awareness" (TIA).
Links
[1] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/11882/1.html
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/11895/1.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/11952/1.html
[4] http://www.nytimes.com/2002/12/16/international/16MILI.html
[5] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/11099/1.html
[6] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/13007/1.html
[7] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/13647/1.html
Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/special/auf/13798/1.html
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