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[infowar.de] O-Ton: Tucker Eskew, Chef des Office of Global Communication



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Berliner Zeitung, Montag, 27. Januar 2003

Das Klima verbessern

Für den Propaganda-Krieg haben die USA das Office of Global
Communication geschaffen

Eva Schweitzer

NEW YORK, 26. Januar. Die US-Regierung unternimmt einen neuen Versuch,
ihr Image im Ausland zu verbessern: Das "Office of Global
Communication", eine Zwölf-Mann-Behörde, angebunden an das Weiße Haus,
soll das "globale Medienklima" verbessern und in einen "internationalen
Dialog" treten. Außerdem will das Office die Öffentlichkeitsarbeit von
State Department und Pentagon koordinieren. Leiter des Office ist Tucker
Eskew. Eskew war zuvor Pressesprecher von Carroll Campbell, damals
Gouverneur des US-Staates South Carolina und wurde später
Kommunikationsdirektor für Bush in South Carolina. Auch die US-Medien
kennen Eskew: Er bezeichnete die von namhaften Zeitungen und Sendern
initiierte Nachzählung der Wählerstimmen in Florida (die ergab, dass Al
Gore mehr Stimmen hatte als Bush) als "Unfug". 

Ich gebe euch die Leiche

Die Wurzeln des "Office of Global Communication" reichen bis zum 11.
September 2001 - mindestens. Eskew zufolge wollte man damals den "Lügen
der Taliban" etwas entgegensetzen und Medien ermuntern, Geschichten wie
etwa die schlechte Behandlung der Frauen in Afghanistan besser zu
verfolgen. Was konkret das Office jetzt verfolgt und mit wem es
eigentlich kommuniziert - mit Reportern? Verlegern? Botschaftern? - ist
Eskew allerdings nicht zu entlocken.

Vor einem Jahr machte bereits das dem Pentagon unterstehende "Office of
Strategic Influence" Schlagzeilen, das Falschmeldungen im Sinne der
US-Regierung verbreiten sollte. Als das aufflog, versprach
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, es zu schließen. Ist Eskews Amt
die Nachfolgebehörde? "Wir verbreiten nur wahre und genaue Botschaften",
sagt Eskew. Im Übrigen sei es reine Spekulation, dass es das "Office of
Strategic Influence" jemals gegeben habe. Andererseits: Wurde es jemals
geschlossen? In einem Gespräch am 18. November 2002 wurde Rumsfeld
danach gefragt. "Ich habe dann gesagt, gut, wenn ihr das Ding schlachten
wollt, dann gebe ich euch die Leiche. Hier ist der Name, aber ich
behalte alles, was benötigt wird. Und das habe ich auch getan", sagte
Rumsfeld. 

Wie sich Rumsfeld Agitation und Propaganda vorstellt, deckte die Los
Angeles Times auf, die über "information warfare", Kriegsführung per
Information, berichtete. Rumsfeld habe dazu eine Stelle für einen
Unterstaatssekretär für "Spezialpläne" einrichten lassen. In dessen
Abteilung würden die traditionell getrennten Funktionen vermischt,
nämlich einerseits den Gegner etwa durch den Abwurf von Flugblättern zur
Aufgabe zu bewegen, andererseits aber die heimische Presse zu
informieren. In den Pentagon-Plänen, die der Times vorliegen, ist von
"strategischer Irreführung" und "Beeinflussungsoperationen" die Rede.
Rumsfeld will auch Medienberichten entgegentreten, die er als falsch
einstuft. Das Pentagon spricht von der "5-DE-Methode": "Destruction,
degradation, denial, disruption, deceit and exploitation" (Zerstörung,
Degradierung, Leugnung, Spaltung, Täuschung und Ausnutzung). Es soll
zudem verhindert werden, dass sich die Medien an alternative Quellen
wenden. 

Vor allem Missverständnisse

Schon im letzten Golfkrieg wurde Stimmung mithilfe der Medien gemacht.
So wurde etwa die Zahl der irakischen Truppen in Kuwait weit
übertrieben, um den Einmarsch der Amerikaner, aber auch die
Stationierung von US-Truppen in Saudi-Arabien durchzusetzen. Zudem lud
eine von der US-Regierung engagierte Agentur zu einer Anhörung ein, bei
der eine Kuwaiterin erzählte, wie irakische Soldaten Babys aus
Brutkästen geworfen hätten. Tatsächlich war die Frau die Tochter des
kuwaitischen Botschafters in Washington, die Bilder waren mit Puppen
gedreht worden.

Und wie will das "Office of Global Communication" das Meinungsklima in
Deutschland verbessern? "Es gibt keinen Zauberstab", sagte Eskew.
Andererseits sei aber auch gar keine Zauberei vonnöten, denn die
Wahrheit sei, dass das Verhältnis gar nicht so schlecht sei. Es gebe vor
allem Missverständnisse.

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