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[infowar.de] USA: Hotel Palestine war "militärisches Ziel"



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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"Vielmehr sei das Hotel als Teil des irakischen Propaganda- und
Regierungsapparats ein legitimes militärisches Ziel: Die irakische Seite
habe das Hotel Palestine für Versammlungen genutzt, zitiert dpa die
US-Note an Spanien. Den Journalisten sei mitgeteilt worden, dass das
Hotel ein mögliches militärisches Ziel sei. Die dort untergebrachten
spanischen Reporter wiesen dies zurück."
Nicht nur die spanischen: Zumindest Antonia Rados (RTL/N-TV) ging
gestern abend auch darauf ein und machte deutlich, dass die Journalisten
nicht darüber informiert worden seien.
RB


taz Nr. 7027 vom 10.4.2003, Seite 2, 98 Zeilen (TAZ-Bericht)

STEFFEN GRIMBERG

Von Schüssen vom Hotel ist keine Rede mehr

US-Botschafter Coats sichert Untersuchung des Angriffs auf Hotel
Palestine zu. CNN steht in Treue zu den USA

BERLIN taz  Einen Tag nach dem Beschuss des überwiegend von
internationalen JournalistInnen genutzten Hotels Palestine durch einen
amerikanischen Panzer haben die Kommandeure der US-Streitkräfte offenbar
ihre Taktik geändert: Das Zentralkommando der Koalitionsstreitkräfte in
Katar hatte unmittelbar nach dem Tod von zwei Kameraleuten am Dienstag
noch von "signifikantem feindlichen Beschuss aus dem Hotel" gesprochen,
den man "in Ausübung des Rechts auf Selbstverteidung" erwidert habe.
Nach spanischen Presseberichten von gestern war das Hotel aber bereits
48 Stunden zuvor zu einem potenziellen militärischen Ziel erklärt
worden.

Dies geht aus der Antwort des US-Hauptkommandos auf eine Anfrage der
Regierung in Madrid hervor. Nach dem Tod der zwei Kameraleute, darunter
der Spanier José Couso, 37, vom Privatsender Tele 5, hatte das spanische
Verteidigungsministerium von den USA eine Erklärung verlangt. In dieser
Antwort des US-Militärs ist offenbar keine Rede mehr von irakischen
Angriffen aus dem Hotel heraus. Vielmehr sei das Hotel als Teil des
irakischen Propaganda- und Regierungsapparats ein legitimes
militärisches Ziel: Die irakische Seite habe das Hotel Palestine für
Versammlungen genutzt, zitiert dpa die US-Note an Spanien. Den
Journalisten sei mitgeteilt worden, dass das Hotel ein mögliches
militärisches Ziel sei. Die dort untergebrachten spanischen Reporter
wiesen dies zurück. Verteidigungsminister Federico Trillo sagte: "Die
amerikanischen Streitkräfte haben einen schweren Fehler gemacht."

Auch in Deutschland hat der Tod von insgesamt drei Journalisten -
ebenfalls am Dienstag starb ein Al-Dschasira-Reporter nach dem Beschuss
des örtlichen Senderbüros durch einen US-Panzer - Bestürzung ausgelöst.
Die Grünen fordern eine unabhängige Untersuchung. Sollte es sich um
einen gezielten Angriff gehandelt haben, müssten die Verantwortlichen
zur Rechenschaft gezogen werden.

Während sich gestern in Bagdad JournalistInnen erstmals ohne die sonst
allgegenwärtigen "Betreuer" des irakischen Informationsministeriums frei
in der Stadt bewegen konnten, hat der US-Botschafter in Deutschland nach
ZDF-Darstellung bereits "eine gründliche Untersuchung" der Vorfälle
angekündigt. Anlässlich eines Senderbesuchs telefonierte Daniel Coats
auch mit dem ZDF-Korrespondenten Ulrich Tilgner in Bagdad, der am
Dienstag Augenzeuge der Schüsse auf das Hotel Palastine war und diese
als "unglaubliche Schweinerei" bezeichnet hatte.

Während die deutschen Sender und die BBC unisono den Angriff
kritisierten und der anfänglichen US-Darstellung von irakischen
Heckenschützen im Hotel widersprachen, stand CNN in Treue fest zu den
USA: Der Nachrichtenkanal, der derzeit keine eigenen Korrespondenten in
Bagdad hat, zitierte am Dienstag lediglich die Version der US-Militärs
und verschwieg die Augenzeugenberichte aus dem Hotel Palestine.

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