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Auszüge
Gruß René Denzer
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Beseitigung und Einschüchterung der Augen der Weltöffentlichlichkeit
Florian Rötzer 09.04.2003
Journalistenorganisationen sprechen angesichts des wiederholten
Beschusses von nicht-eingebetteten Journalisten durch das US-Militär
von Kriegsverbrechen und verlangen Bestrafung der Schuldigen
Die offenkundig gezielte Bombardierung des Büros von al-Dschasira in
Bagdad ist, weil den US-Militärs Ort und Anwesenheit des Senders längst
bekannt war, der nur noch terroristisch zu bezeichnende Versuch,
lästige Augen einzuschüchtern und zu vertreiben, die beim vermutlich
schmutzigen Endkampf um Bagdad durch das Aussenden von unerwünschten
Bildern stören. Die Amerikaner Zuhause erwarten eine Befreiungsarmee,
die mit ihren Higtech-Tötungsmaschine einen sauberen Präzisionskrieg
gegen die Feinde führt, die jubelnde Bevölkerung aber verschont. Auch
der Weltöffentlichkeit soll der gerechte und gute Krieg vorgeführt
werden. Jetzt musste, um es deutlich zu sagen, offenbar eine "gezielte
Tötung" oder ein Mordanschlag für die nötige Warnung sorgen, dass das
Leben der nicht-eingebetteten, also: freien oder unabhängigen
Journalisten nicht mehr geschont wird ( Bombenzensur oder
"Kollateralschaden"? [1]).
Auch der Beschuss des Palestina-Hotels, in dem sich bekanntermaßen die
ausländischen Journalisten aufhalten, könnte als eine solche Warnung
mit Todesfolgen verstanden werden. Wie mehrere anwesende Reporter
berichteten, gab es vom Hotel aus keine Schüsse auf den Panzer, wie man
beim US-Militär den Beschuss zu rechtfertigen suchte...
Im Pentagon bedauert [3] man, dass die Journalisten beschossen und
einige getötet und verletzt worden sind. Das sei die Gefahr im Krieg,
wenn man sich in einer Todeszone aufhalte. Besonders gefährlich sei [4]
es, wenn Medien Reporter "unilateral" (!) aussenden. Überdies hätten
Soldaten nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, sich zu
verteidigen und zurück zu schießen. Beide Male, so versichert das
Hauptkommando in einer Pressemitteilung [5], sei der Beschuss eine
Reaktion auf "significant enemy fire" gewesen...
Die Schuld wird allein dem irakischen Regime
zugeschoben, das zivile Gebäude für militärische Zwecke nutze. Doch
außer dem Militär kann keiner der Augenzeugen das behauptete
"significant enemy fire" bestätigen. Man untersucht, ebenso wie die
Bombardierung des Marktes, bei dem zahlreiche Zivilisten getötet und
verletzt wurden, noch zu keinem Ergebnis gekommen seien. Erstaunlich
für eine Hightech-Armee, die nicht wissen will, wo ihre Flugzeuge sich
zu einer bestimmten Zeit aufgehalten und welche Ziele sie beschossen
haben.
General Brooks gab sich auf der gestrigen Pressekonferenz [6] in Doha
sicher, dass man sicherlich keine Journalisten beschieße: "We certainly
know that we don't target journalists." Das ist schon eine etwas
eigenartige Formulierung. Man könne aber bei den nicht eingebetteten
Journalisten nicht immer wissen, wo sie sich aufhalten, woran der
irakische Regime schuld ist: "The regime does not seem to want to
change its methods of providing a higher degree of protection to
journalists that in many cases we don't know where all journalists are
on the battlefield. We certainly know where the embedded journalists
are at any given time that are operating with our formations. And that
was a conscious decision to take in embedded journalists."
Das ist nicht nur ein deutlicher Hinweis an die unerwünschten
Berichterstatter, die vom Militär nicht kontrolliert werden können,
sondern eigentlich auch eine Frechheit, da ja nicht Journalisten
irgendwo in Bagdad beschossen wurden, sondern in ihren lange bekannten
Aufenthaltsorten.
...Und da gerade ein arabischer Sender ins Visier geraten ist, der
bekanntermaßen
den Unmut der US-Regierung wegen der Verbreitung von unerwünschten
Informationen und Bildern erregt hat, lässt den Verdacht, den gestern
auch viele andere Journalisten geäußert haben, fast unabweisbar werden.
Dass ausgerechnet das al-Dschasira-Büro in Kabul während des
Afghanistan-Kriegs auch zum Ziel einer amerikanischen Präzisionsbombe
geworden war, verstärkt den Verdacht.
....
Noch dazu rufen nun Mitarbeiter der Fernsehsender al-Dschasira und Abu Dhabi
TV gemeinsam Hilfsorganisationen zur Unterstützung auf, weil sie
anscheinend um ihr Leben fürchten müssen....
Das Committee to Protect Journalists [8] hat in einem Brief an
US-Verteidgungsminister Rumsfeld eine sofortige Aufklärung der Vorfälle
verlangt. Die Bombardierung des Gebäudes von al-Dschasira lege nahe,
dass sie absichtlich geschehen sei...
...Der Beschuss der beiden arabischen Sender sei deswegen
besonders bedenklich, weil dies "hier seit Wochen offen gearbeitet
haben und Bilder vom Krieg für die Welt gesendet haben".
Deutlich hat der Internationale Journalistenverband IFJ die Angriffe
verurteilt [9]. Sie seien Krigesverbrechen, die bestraft werden müssen.
Man könne nicht für die Demokratie mit den Leben von Journalisten
kämpfen. Überdies wird gefordert, den bereits zu Beginn des Krieges
erfolgten Beschuss von deutlich markierten Fahrzeugen aufzuklären, bei
dem drei Journalisten des britischen Senders ITN getötet wurden.
Auch die "Reporter ohne Grenzen" gehen davon aus, dass das
al-Dschasira-Gebäude und das Palestine-Hotel absichtlich beschossen
wurden. Schon zuvor [10] wurde das Hotel in Basra beschossen, in dem
sich bekanntermaßen al-Dschasira-Mitarbeiter aufhielten. Heute wurde
auch noch auf ein gekennzeichnetes Auto des arabischen Senders
geschossen. Man weist [11] auf einen Film und Berichte von Journalisten
hin, die zeigen, dass es in der Umgebung des Hotels völlig ruhig
gewesen sei und dass der Panzer in aller Ruhe gezielt und dann
geschossen habe. Viele nicht-eingebettete Journalisten hätten sich über
den Umgang des US-Militärs beklagt. Erwähnt wird auch der Vorfall, bei
dem Journalisten zwei Tage lange von Soldaten festgehalten und
misshandelt wurden....
Links
[1] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/irak/14562/1.html
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/irak/14399/1.html
[3] http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/N08183891.htm
[4] http://www.defenselink.mil/news/Apr2003/n04082003_200304086.html
[5]
http://www.centcom.mil/CENTCOMNews/news_release.asp?NewsRelease=20030485
.txt
[6]
http://www.centcom.mil/CENTCOMNews/news_release.asp?NewsRelease=20030486
.txt
[7]
http://story.news.yahoo.com/news?tmpl=story&u=/afp/20030408/wl_mideast_a
fp/iraq_war_media_aljazeera_030408205800
[8] http://www.cpj.org/news/2003/Iraq08apr03na.html
[9] http://www.ifj.org/publications/press/pr/030408iraq.html
[10] http://www.rsf.org/article.php3?id_article=5945
[11] http://www.rsf.org/article.php3?id_article=5975
[12] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13694/1.html
[13] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13796/1.html
[14] http://www.haaretzdaily.com/hasen/spages/282002.html
[15] http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A57180-2003Apr8.html
Telepolis Artikel-URL:
http://www.telepolis.de/deutsch/special/irak/14570/1.html
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