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[infowar.de] Pentagon wünscht sich Überschall-Drohne



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/15112/1.html 

Globale Angriffs- und Zerstörungskapazität

Florian Rötzer   02.07.2003 

Das Pentagon wünscht sich eine mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit 
fliegende Drohne, um ungehindert schnell überall auf der Erde vom 
US-Territorium aus Ziele angreifen zu können 

Zusammen mit der US Air Force hat die Defense Advanced Research 
Projects Agency (DARPA), die Forschungsabteilung des Pentagon, wieder 
einmal ein ehrgeiziges  Entwicklungsprojekt [1] ausgeschrieben (Drohnen
mit Nuklearantrieb? [2]). Nach der "Vision" der US-Regierung 
soll bis 2025 mit einer mit Überschall fliegenden Drohne die 
Möglichkeit bestehen, innerhalb von zwei Stunden überall auf der Erde 
militärisch zuschlagen zu können. In wenigen Jahren soll aber als 
Vorstufe schon eine Trägerrakete realisiert sein, mit der sich 500 
Kilogramm Bomben aus großer Höhe auf ein Ziel richten lassen. 

Gewünscht wird vom Pentagon ein System, mit dem sich "effektiv und 
erschwinglich reaktive und flexible globale Angriffsmissionen" in 
weniger als zwei Stunden vom US-Territorium ausführen lassen. Zweck 
dieses Systems mit dem Namen FALCON (Force Application and Launch from 
the Continental US) ist es, die Notwendigkeit von teuren 
Militärstützpunkten überall auf der Welt zu reduzieren, die es dem 
Pentagon bislang ermöglichen, "sofort und entschieden auf 
destabilisierende oder bedrohende Aktionen von feindlichen Ländern und 
Terrororganisationen zu reagieren". 

Das geplante FALCON-Systen soll neben der permanenten Abschreckung 
natürlich auch präventiven Zwecken und dem Einsatz in Kriegen dienen, 
um beispielsweise die Luftabwehr oder tiefliegende Bunker zu zerstören. 
Man hofft damit, eine "no-win taktische Abschreckung" zu besitzen, so 
dass der Gegner keine Chance besitzt, die amerikanische Lufthoheit 
stören zu können. Die Kriege in Bosnien, Afghanistan und im Irak hätten 
die Möglichkeiten und Grenzen der US-Luftwaffe demonstriert, 
militärische Ziele zu bombardieren. Man sei zwar fortgeschritten bei 
der Zielidentifikation und bei Präzisionsbombardierungen, aber es gäbe 
noch Mängel bei zeitabhängigen Zielen und bei tief unter der Erde 
befindlichen Bunkeranlagen. Ein Problem sei auch, dass die 
"gegenwärtigen und künftigen internationalen politischen Bedingungen" 
die Möglichkeiten einschränken, jeder Zeit global außerhalb der USA 
solche Ziele anzugreifen. Dazu kommt noch die Begrenzung der 
Geschwindigkeit der existierenden Bomberflotten und die körperlichen 
und emotionalen Belastungen für die Bomber-Crews bei langen Flügen. 

FALCON soll also dem Bestreben der USA dienen, ungehindert von allen 
anderen Staaten jeder Zeit schnell und überall auf der Erde mit 
konventionellen Bomben Ziele zerstören zu können. Dazu soll bis 2025 
ein mit mehrfacher Überschallgeschwindigkeit fliegendes autonomes 
Flugzeug, ein "reusable hypersonic cruise vehicle" (HCV), einsatzbereit 
sein. Die wiederverwendbare, flugzeugähnliche Drohne, die so schnell 
fliegen muss, dass sie vom Start weniger als zwei Stunden von einem 
normalen Militärflugplatz in den USA bis zum Einsatzort in einer 
Entfernung bis zu 16000 Kilometer benötigt, muss zudem eine Last von 
6.000 kg befördern können. Die Regierung, so heißt es in der 
Ausschreibung, ist daher verständlicherweise interessiert an 
innovativen Konzepten. 

Doch man ist sich klar, dass für dieses anspruchsvolle Ziel mehr als 20 
Jahre Entwicklungszeit benötigt werden. Daher greift man bei der DARPA 
zu einem innovativen Konzept des Pentagon, das derzeit überall für die 
technologische Entwicklung verwendet wird. Auch wenn die konservativen 
und vor allem fundamentalistisch-christlichen Kreise mit der 
biologischen Evolutionstheorie hadern, so wird die evolutionäre 
Entwicklung für das Pentagon zu einem Begriff, um neue Waffensysteme 
wie das Raketenabwehrschild, die viele Jahre Forschungs- und 
Entwicklungszeit erfordern und bei Fertigstellung womöglich schon 
veraltet sind, problemloser im Kongress durchsetzen zu können. Die Idee 
ist freilich ganz realistisch, aber wohl eher ein Wunsch. Es gibt 
langfristige Ziele, die aber schnell zumindest ansatzweise schon zur 
Verfügung stellen sollen. Also entwickelt man erst einmal aufrüstbare 
Grundtechnologien, die dann fortwährend ergänzt und verbessert werden 
können, um stets auf dem neuesten Stand der Technik zu sein. 

Als Übergangslösung bis zur Fertigstellung des HCV, die aber bereits 
eine globale Einsatzfähigkeit garantiert, stellt man sich bei der Darpa 
die Entwicklung einer billigen Trägerrakete (Small Launch Vehicle - 
SLV) vor, die bis 2010 einsatzfähig sein soll. Das SLV eine Last von 
einer halben Tonne befördern und vom US-Territorium aus auch mobile 
Ziele auf der ganzen Welt mit den mitgeführten Geschossen des Typs CAV 
(Common Aero Vehicle) innerhalb einer Stunde vom Startzeitpunkt aus 
treffen können. CAVs sind mit unterschiedlichen Sprengköpfen ausrüstbar 
und haben keinen eigenen Antrieb, sind aber steuerbar und sollen aus 
großer Höhe mit Überschallgeschwindigkeit auch gut gesicherte, unter 
dem Erdboden liegende Ziele zerstören. In Verbindung mit Sensoren und 
Zielerkennungs- und -verfolgungssystemen sollen sie präzise mobile 
Ziele treffen. Erwünscht sind zunächst CAVs, die 5.500 Kilometer in 800 
Sekunden zurücklegen können, die nächste Stufen sollen dann solche 
sein, die 16,600 Kilometer in 3000 Sekunden schaffen. 

Die SLVs sollen als weitere Aufgabe, die bei der Verlagerung der 
militärischen Kapazitäten in den Weltraum immer wichtiger wird (  Das 
Pentagon strebt absolute militärische Dominanz im Weltraum an [3]), 
auch billig Satelliten mit einem Gewicht bis zu einer Tonne in eine mit 
der Sonne synchrone Umlaufbahn in einer Höhe von 450 Kilometer bringen 
können. Pro Kilogramm sollen die Startkosten unter 10.000 Dollar 
liegen. Pro Start dürfen nach Vorstellung der Darpa die Kosten 5 
Millionen Dollar nicht überschreiten. 

Links 

[1] http://www.darpa.mil/baa/SN03-23.htm
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/14226/1.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/14980/1.html

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