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[infowar.de] Re: "Googlepol"



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Hallo Liste,

Monday, July 21, 2003, 8:49:27 PM, Sven Übelacker wrote:

..
> wenn du die zensurma=DFnahmen bei google.de meinst, kannst du auf die=20
> internationale google-seite gehen:

Ja, noch. Aber vermutlich nicht mehr lange (oder nur durch Ein-
satz entsprechender "Umgehungsmaßnahmen"}. Das Hauptproblem da-
bei ist imo nicht einmal die Regulierung selber, sondern die
nicht transparente Realtitaetsverschiebung. Klingt trivial, ist
es aber leider nicht. Die digitale Realitaet vieler Mitmenschen
schaut dann doch noch anders aus, als die derer, die auf Mai-
linglisten ueber Infowar und Informationsfreiheit diskutieren.

> http://www.google.com/intl/en

> google.com allein leitet auf die deutsche zensierte seite.

Und zwar in Abhaengigkeit von IP, Cookies und Spracheinstellung
des Browsers (in der Reihenfolge). Inzwischen scheint die IP-
Datenbank fuer Deutschland recht komplett, das war vor ein paar
Monaten noch anders.

Auch die Entwicklung im Bereich Netzregulierung/"Jugendschutz"
ist in diesem Bereich leider recht eindeutig, im Grunde rea-
giert Google hier nur. Die neue Bertelsmann-Studie spricht wohl
abermals von einer "bedeutenden Portalfunktion", entsprechend
hoch ist der (zu erwartende) Druck. Man erinnere sich an die
Stoppwortlisten [1] zur Filterung boeser Dinge (Die eigentlich
so gar nicht funktionieren [2]([3]) und urspruenglich ein Teil
der Strategie der Suchmaschinenbetreier gegen Indexspammer wa-
ren - bis jugendschutz.net sich eigennuetzig als "Vermittler"
im Kampf gegen den Schmutz anbot ..) oder die Erwaehnung von
Suchmaschinen als potentielles Ziel fuer Sperrungsverfuegung
in NRW [4]. Suchmaschinen sind seit geraumer Zeit ein primae-
rer Ansatzpunkt fuer Netzregulierer.

Im kleinen Buechlein "Transparenz im Netz - Funktionen und De-
fizite von Internet-Suchmaschinen" (Marchel Machill, Christoph
Neuberger, Friedemann Schindler (jugendschutz.net), erschienen
im Verlag Bertelsmann Stiftung, 2002), finden sich auch recht
konkrete Vorschlaege, wie man Suchmaschinen "regulieren" kann,
vergleichsweise smart formuliert, aber dennoch recht eindeutig.

Nunja, und wenn sich nun Machill, als Projektleiter Medienpoli-
tik der Bertelsmann Stiftung bekennender Regulierer [5], sich
im Spiegel und in der SZ besorgt gibt, finde zumindest ich per-
soenlich das auch ein wenig befremdlich und gerade zu ironisch
- so wahr die gemachten Aussagen einzeln natuerlich auch sind.
Letztendlich geht es hier doch um die Verteilung des grossen
Kuchens, der SZ-Artikel arbeitet das auch schoen raus, und von
dem haetten halt auch die Bertelsmaenner gern ein bisschen.

Wenn Machill von Monopolen und Gefahren spricht, sollte er auch
einmal kritisch die Netzpolitik der kommerziellen Bertelsmann-
Angebote hinterfragen. Da diskutiert man auf der eine Seite ueber
Kinder- und Jugendschutz, baut auf der anderen aber GZSZ-/SMS-/
Klingeltonseiten, die sich untereinander im Kreis verlinken, zu-
dem keine oder kaum Links in die Aussenwelt bieten, und blockiert
(so war auf der Suchfibel.deListe zu lesen) sogar noch aktiv
alternative (nicht kommerzielle) Angebote wie www.blinde-kuh.de.

MfG
 Olaf

[1] http://www.heise.de/newsticker/data/jk-12.07.02-007/

[2] Schon aelter, inzwischen auch korrigiert: Ein Vorzeigeprojekt,
    die "behindertengerechten, phonetischen Suchmaschine mit wirk-
    samem Kinderporno- und Hardcorefilter" witch.de:

    http://preview.fx3.de/odem/witch/020716_witch_kindersex.jpg
    http://preview.fx3.de/odem/witch/020716_witch_abspritzen.jpg
    oder
    http://preview.fx3.de/odem/witch/020716_witch_gaskammer.jpg
    http://preview.fx3.de/odem/witch/020716_witch_gaskammern.jpg
    bzw. http://preview.fx3.de/odem/witch/ ..

[3] http://cyber.law.harvard.edu/people/edelman/google-safesearch/

    Naechster Level dann ICRAplus
    http://www.heise.de/newsticker/data/anw-11.07.03-002/
    
[4] http://odem.org/material/verfuegung/, Seite 10 unten.
    
[5] »Die Internet-Entwicklung gibt ihm [dem Internet-Nutzer]
    unweigerlich die Kontrolle darüber, welche Informationen und
    Inhalte ihn wann und wie erreichen. Das neue Medium ist nicht
    mehr auf Vermittler wie Verlage, Sender, Zeitungen oder die
    Musikindustrie angewiesen. Im Internet wird eine 'Massenkom-
    munikation' von Individuum zu Individuum möglich. Auf diese
    Entwicklung hin zur Nutzerkontrolle sind wir bisher nicht
    vorbereitet. Wir müssen neue Regulierungsmechanismen entwickeln.«

    Dr. Marcel Machill, Jens Waltermann: Verantwortung im Internet,
    Selbstregulierung und Jugendschutz, Seite 9f.; Verlag Bertelsmann
    Stiftung, Gütersloh 2000

    
-- 
It was just like Romeo and Juliet, only it ended in tragedy
  -- Milhouse

 



 


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