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[infowar.de] ICANN im US-Senat unter Druck
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ICANN im US-Senat unter Druck
[01.08.2003 14:32 ]
Der US-amerikanische Senat ist gestern in einer Anhörung[1] in Washington
erneut[2] streng mit der Internet Corporation for Assigned Names and
Numbers ins Gericht gegangen. Der republikanische Senator Conrad Burns,
Vorsitzender des Unterausschusses Communications, nannte die Internet- und
DNS-Verwaltung laut einem Bericht der Washington Internet Daily eine
"Gefahr für die US-Sicherheit".
Im September läuft der Vertrag der privaten Netzverwaltung[3] mit dem
US-Handelsministerium (DoC[4]) aus. Dieses muss dann über die
Weitervergabe der Aufsicht über das Domain Name System, die für die
globalen IP-Ressourcen zuständige IANA und die 13 zentralen Rootserver
entscheiden. Mehr Sicherheit für die Rootserver nannte Nancy Victory von
der National Telecommunications and Information Administration (NTIA[5])
als wichtigste der vielen ungelösten Aufgaben.
Direkt dahinter rangieren Vertragsbeziehungen mit den
IP-Vergabestellen[6], den Managern der Länderdomains (ccTLDs[7]) sowie
mehr Transparenz und wettbewerbsfreundliche Vergabemodalitäten für neue
Top Level Domains. Dass ausgerechnet die Rootserver-Sicherheit an erster
Stelle steht, überrascht angesichts der Tatsache, dass technische Probleme
bei den Rootservern deutlich seltener sind als zum Beispiel Streit um
Geschwindigkeit und Modalität der von den ccTLD-Managern beantragten
Nameserver-Updates.
ICANNs neuer CEO Paul Twomey zeigte sich bei seinem ersten Senatsauftritt
zuversichtlich, dass die Netzverwaltung die Aufgaben bewältigen wird. Auch
nach der Abschaffung der direkten Nutzervertretung (At-large-Vertretung)
in Gestalt der At-large-Direktoren würden die Stimmen der Nutzer im
ICANN-Prozess Gehör finden, versicherte der Australier. Burns sprach
dennoch davon, dass die Politik nach der Abschaffung der so genannten
At-large-Sitze größere Verantwortung für die
Selbstregulierungsorganisation übernehmen müsse. Obwohl der US-Senator
auch mehr Internationalisierung anmahnte, sprach er erneut von einem
Gesetz, das für mehr Berechenbarkeit im ICANN-Prozess sorgen soll. ICANN
steht auf der Agenda von Burns für diese Legislaturperiode ganz oben.
Die NTIA muss nun bis Ende August einen Bericht über ICANNs Situation
vorlegen, dann wird sich der Senat erneut mit dem Thema beschäftigen.
Kritische Anmerkungen kamen im Hearing auch wieder von Vertretern von
US-amerikanischen Unternehmen. Während eNom-Chef Paul Stahura erneut den
Reservierungs-Service für auslaufende Domains von VeriSign geißelte,
warnte dessen Vizepräsident Aristoteles Balogh ICANN vor der
Überregulierung der Registrarwirtschaft.
Ex-ICANN-At-large-Direktor Karl Auerbach kritisierte, ICANN agiere
praktisch wie ein weltweiter, aber nicht gewählter Gesetzgeber. Dies
hätten sich vor allem US-Unternehmen zu Nutze gemacht, um ihre Interessen
durchzusetzen. Sie hätten erkannt, dass es viel leichter ist, ein halbes
Dutzend ICANN-Angestellter oder Direktoren zu überzeugen als die
Gesetzgeber in mehr als 200 Ländern der Welt. "Dadurch", schreibt Auerbach
in seinem Statement[8], "ist eine Situation entstanden, in der von
kleinen, exzellent organisierten Unternehmens- und Markenrechtsgruppen
favorisierte Gesetze aus den USA in alle Welt exportiert werden." Laut
Auerbach hat dies zu einem guten Maß an internationaler Feindseligkeit
gegenüber ICANN und auch den USA geführt. (Monika Ermert) / (anw[9]/c't)
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[5] http://www.ntia.doc.gov/
[6] http://www.ripe.net/ripencc/about/regional/
[7] http://www.iana.org/cctld/
[8] http://www.cavebear.com/rw/senate-july-31-2003.htm
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