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[infowar.de] DoS bringt Lifestyle-Magazin für Jugendliche in arabischen Ländern



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Die Empirie zur Strategie, die Ralf eben mit Rossens Public Diplomacy=20
versendet hat: shared value durch ein Teenie-Bl=E4ttchen.

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http://www.welt.de/data/2003/08/21/157115.html?s=3D2

Au=DFenpolitik auf Hochglanz
Warum die US-Regierung ein Lifestyle-Magazin f=FCr Jugendliche in arabische=
n=20
L=E4ndern herausgibt
von Gerti Sch=F6n

(Soll das Verst=E4ndnis f=FCr die USA bei der arabischen Jugend f=F6rdern, =

Magazin hi Foto: HI Magazin)
=20
Richard Creighton h=E4lt sich tapfer. In der Fernsehdiskussion, zu der ihn =

der von der US-Regierung finanzierte Kabelsender C-Span geladen hat, wird=20
er mit Emp=F6rung =FCbersch=FCttet. "Wie k=F6nnen Sie mit ernstem Gesicht s=
agen",=20
will eine Anruferin wissen, "dass Ihr Magazin von der Regierung=20
kontrolliert und finanziert werde und es trotzdem keine Propaganda sei?"=20
Creighton antwortet ruhig und konzentriert.

Er sei auf hitzige Reaktionen gefasst gewesen, sagt der Chefredakteur des=20
j=FCngsten Medienprojektes aus dem State Departement sp=E4ter im Gespr=E4ch=
 mit=20
der WELT. "Ich habe mir am Anfang dieselben Fragen gestellt und bin zu dem =

Schluss gekommen, dass es eine lohnenswerte Sache ist." Das umstrittene=20
Blatt, dessen zweite Nummer gerade erschienen ist, hei=DFt "Hi Magazin" und=
=20
wurde vom US-Au=DFenministerium geplant, um ein jugendliches Publikum in de=
n=20
arabischen L=E4ndern =FCber die amerikanische Kultur aufzukl=E4ren.

Weil es sich aber von anderen Magazinen am Kiosk nicht allzu sehr=20
unterscheiden soll, hat man "Hi" als kommerzielles Produkt angelegt, das=20
die Leser f=FCr rund zwei Dollar kaufen m=FCssen, statt es beispielsweise a=
ls=20
kostenloses Billigbl=E4ttchen mit altbackenem Design in die Hand gedr=FCckt=
 zu=20
bekommen. Wer hinter dem Blatt steht, erfahren die Leser freilich nur=20
dann, wenn sie das Impressum aufmerksam lesen.

Die Idee, mit einem solchem Magazin "das Verst=E4ndnis f=FCr die USA zu=20
vergr=F6=DFern", wurde schon im vergangenen Jahr geboren und als Konzept vo=
m=20
Au=DFenministerium ausgeschrieben. Mehrere Verlage bewarben sich um das=20
Jahresbudget von gut vier Millionen Dollar. Den Zuschlag erhielt The=20
Magazine Group. Dort fand man Gefallen an dem Gedanken, dem =FCblichen=20
Export von amerikanischer Popmusik und Entertainment-Klatsch vertiefte=20
Information entgegenzusetzen. "Wir reden auch =FCber unsere Probleme", sagt=
=20
Magazine-Group-Journalist Creighton. In den Feature-Artikeln von "Hi" geht =

es beispielsweise um das Problem der Fettsucht in den Vereinigten Staaten=20
oder die Diskussion um das Rauchen an =F6ffentlichen Orten. Die Inhalte=20
werden immer mit dem Au=DFenministerium abgestimmt. Kommentare gibt es=20
keine. Politik und allzu kontroverse Themen werden in dem Magazin=20
vermieden. "Hi" versteht sich als Zeitschrift =FCber die US-Kultur, und=20
diese schlie=DFt Popkultur nur am Rande ein.

Es gebe immer noch zu viele Vorurteile =FCber Amerika, verteidigt Fadel=20
Lamen, der Managing Editor, der aus Libyen kommt und jetzt in den USA=20
lebt, das Konzept. "Es ist etwas Neues in der arabischen Welt, ein=20
Lifestyle-Magazin zu haben, in dem es =FCberhaupt nicht um Politik geht."=20
Mehr als zwei Drittel der "Hi"-Mitarbeiter kommt aus arabischen L=E4ndern. =

Den Titel hat man gew=E4hlt, weil das Wort "Hi" als Begr=FC=DFung auch unte=
r=20
vielen Jugendlichen im Nahen Osten benutzt wird. Das bisherige Feedback=20
ist laut Chefredakteur Creighton ermutigend. Es gebe bereits eine Anfrage=20
einer Professorin in Jordanien, die einen Artikel im Unterricht besprechen =

m=F6chte, und viele freiberufliche Autoren haben sich mit Themenvorschl=E4g=
en=20
f=FCr das Magazin gemeldet, das ausschlie=DFlich in arabischer Sprache=20
erscheint.

Ob die Botschaft wirklich auf fruchtbaren Boden f=E4llt, l=E4sst sich=20
allerdings noch nicht recht absch=E4tzen. Die Existenz des Magazins wurde=20
von der Presse in =C4gypten, Tunesien, Kuwait, Bahrain, den Vereinten=20
Arabischen Emiraten sowie im Libanon, Sudan und Jemen, wo "Hi" bereits=20
erscheint, immerhin zur Kenntnis genommen. In Syrien und Saudi-Arabien=20
steht eine Genehmigung noch aus. Die bisherige Auflage von 50 000 soll im=20
Lauf der Jahre auf 250 000 steigen.

Doch nach Ansicht vieler Beobachter schie=DFt das Projekt an der Realit=E4t=
=20
vorbei. "Junge Araber schauen amerikanische Filme und bewerben sich um=20
Visa, um in die USA zu kommen", kommentiert Journalismusprofessor Mohammed =

Nawawy in der "Washington Post". "Das Problem ist, wie sie die=20
Au=DFenpolitik der USA wahrnehmen, und das kann nur durch Handeln am Boden =

im Irak und in Israel erreicht werden."

Khader Khader von der arabischen medienkritischen Organisation JMCC in=20
Jerusalem best=E4tigt diese Sicht. "Allein die Tatsache, dass sie so ein=20
Magazin herausbringen, zeigt doch schon, dass etwas nicht stimmt", meint=20
er am Telefon. "All diese Bem=FChungen =E4ndern nichts daran, dass es sich =

beim Irak um eine Besetzung handelt."

Andererseits ist "Hi" bei weitem nicht die einzige mediale Offensive des=20
Au=DFenministeriums. Die US-Regierung hat bereits eine ganze Menge Geld in =

=E4hnliche Unternehmungen gesteckt, in Radio Sawa zum Beispiel, das vor etw=
a=20
einem Jahr mit Ausrichtung auf ein jugendliches Publikum auf Sendung ging, =

jedoch haupts=E4chlich amerikanische und arabische Popmusik,=20
Entertainment-News und nur kurze Nachrichtenclips spielt. Nach dem 11.=20
September wurde au=DFerdem ein umfangreicher Plan zum Aufbau eines=20
Satellitenfernsehens f=FCr islamische L=E4nder entworfen, der aber bis heut=
e=20
nicht umgesetzt ist.

Umstritten war ebenso eine Kampagne aus Werbeclips, die nach den=20
Terrorattacken von 2001 in einigen arabischen L=E4ndern gezeigt wurden.=20
Darin erz=E4hlten gl=FCckliche Araber von ihrem gl=FCcklichen Leben in den =

Vereinigten Staaten. Tracey Riese, Werbe-Consultant in New York, urteilte=20
im Christian Science Monitor, dass die PR-Bem=FChungen der USA insofern ein=
=20
Fehlschlag gewesen seien, "weil darin keine Besorgnis um die Menschen in=20
der Welt ausgedr=FCckt wurde, sondern es ging vor allem um unser eigenes=20
Sicherheitsbed=FCrfnis".

Doch nicht nur die islamische und arabische Welt zweifelt an der=20
Wirksamkeit der Bem=FChungen des Au=DFenministeriums. Denn je mehr die=20
US-Medien =FCber die Kosten jener Projekte reden, desto mehr regt sich der =

Unmut im eigenen Land. "Warum wollen wir die Leute im Nahen Osten dazu=20
bringen, wie wir zu reden und sich wie wir zu benehmen?", hatte ein=20
irritierter C-Span-Zuschauer da zu Protokoll gegeben. "Ich finde, wir=20
sollten sie in Ruhe lassen." Ein anderer war schlichtweg sauer. "Wenn ihr=20
Geld f=FCr Papier ausgeben wollt, dann benutzt es, um Schulb=FCcher f=FCr u=
nsere=20
Kinder zu drucken", sch=E4umte er. "Unsere Steuergelder sollten in unserem =

eigenen Land angelegt werden."

Das Magazin im Netz:

www.himag.com

Artikel erschienen am 21. Aug 2003

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