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[infowar.de] US-Soldatenbriefe aus dem Irak sind nicht echt
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/special/irak/15847/1.html
Wer hat meinen Brief geschrieben?
Michaela Simon 14.10.2003
Briefe aus dem Irak nicht echt - US-Zeitungen erhalten identische
Idyllenschilderungen von verschiedenen Soldaten
Man mag von der politischen Ausrichtung der amerikanischen
Mainstream-Medien halten, was man will (vgl. Die US-Medien stellen
sich in Reih und Glied [1]), der investigative Journalismus wird in den
USA traditionsgemäß intensiver betrieben als beispielsweise in
Deutschland (vgl. Mehr Recycling als Recherchen [2]); für so genannte
"Muckraker" (Schmutzaufwühler) stehen nach wie vor Gelder und Preise
bereit, während in Deutschland die Rechercheetats schwinden.
So ist der Washingtoner Olympian [3] gemeinsam mit dem Gannett News
Service [4] möglicherweise einer konzertierten Aktion auf der Spur, die
wohl dem stark angeschlagenen Image des US-Irakeinsatzes auf die
Sprünge helfen soll. Es fing damit an, dass das Blatt zwei Briefe von
im Irak stationierten Soldaten erhielt, in denen sie in begeistert
patriotischem Ton über das erfolgreiche Fortschreiten ihrer Mission
berichten. Merkwürdig daran: Bis auf die Unterschrift war der Text der
Briefe identisch. Der Olympian fand heraus, dass dieser Formbrief -
jeweils mit anderem Unterzeichner - von elf Zeitungen im Land bereits
veröffentlicht [5] wurde, und dass viele weitere Versionen dieses
einen Briefes auf den Schreibtischen der Herausgeber im ganzen Land
liegen.
Sechs der im Zug der Recherche befragten Soldaten gaben laut Olympian
zu, den von ihnen unterzeichneten Brief nicht selbst geschrieben zu
haben, einer hatte den Brief, der seinen Namen trug nicht einmal selbst
unterzeichnet. Ein anderer wusste nichts von dem Brief, der in einer
lokalen Zeitung seiner Heimatstadt erschienen war - bis sein Vater ihm
dazu gratulierte:
Als ich ihm sagte, dass er so einen schönen Brief geschrieben habe,
fragte er: "Was für einen Brief?"
Wieder ein anderer soll gesagt haben, dass er sich zunächst geweigert
habe, den Brief zu unterschreiben, weil er mit dem Inhalt nicht
einverstanden war; ein Vorgesetzter soll ihm dann den Befehl gegeben
haben, seinen Namen unter den Text zu setzten: "Wenn ich einen Befehl
bekomme, gehorche ich", zitiert der Olympian den Soldaten, der anonym
bleiben möchte. Feldwebel Shawn Grueser erinnert sich, mit einem
Offizier aus der Öffentlichkeitsarbeit über seine Arbeit im Irak
gesprochen zu haben. Grueser hatte gedacht, es würde sich dabei um das
Verfassen eines Pressemitteilung handeln. Einen Brief habe er nicht
unterschrieben, die Sache gefällt ihm nicht: "Das sieht jetzt so aus,
als hätte man bei einem Test geschummelt und alle bekommen die gleiche
Note."
"Die Früchte der Arbeit all unserer Soldaten sind ... klar sichtbar",
heißt es in den Briefen, wobei man sich versucht sieht zu spekulieren,
dass es richtiger wohl heißen sollte: "Die Früchte der Arbeit all
unserer PR-Einheiten sind klar sichtbar".
I have been serving in Iraq for over five months as a soldier with
Company A, 2nd Battalion of the 503rd Airborne Infantry Regiment,
otherwise known as "The Rock."......Kirkuk ist eine heiße und staubige
Stadt mit etwas mehr als einer Million Einwohnern. Die meisten davon
haben unseren Einsatz mit offenen Armen begrüßt.... Die Früchte der
Arbeit all unserer Soldaten sind in den Straßen von Kirkuk klar
sichtbar. Es liegt sehr wenig Dreck in den Straßen herum, Märkte und
Geschäfte sind belebt und die Kinder gehen wieder zur Schule. Dies
alles ist ein Beweis dafür, dass die Arbeit, die wir als Bataillon und
als amerikanische Soldaten leisten, die Lebensbedingungen der Menschen
in Kirkuk verbessert. Ich bin stolz auf das was wir hier im Irak tun
und ich hoffe, alle Ihre Leser sind es auch
Auszug aus dem Formbrief
Wer hinter den Briefen steht, ist weiterhin nicht klar. Noch versucht
das Militär das Ganze als eine Aktion unter Soldaten darzustellen, in
welche die PR-Abteilung nicht involviert sei. "Irgendwer, irgendwo"
habe dann wohl den Formbrief per Mail an die ganzen Zeitungen des
Landes gemailt.
Wie es den US-Soldaten im Irak wirklich geht, lässt sich aus diesem
Formbrief nicht herauslesen - außer, dass man ahnt, wie sehr sie
manipuliert werden. Wie groß zudem ihre Probleme sind, lässt die
Meldung ahnen, dass letzten Monat Psychiater, Psychologen und
Sozialarbeitern in den Irak gesendet wurden, um zu untersuchen, warum
so ungewöhnlich viele Soldaten Selbstmord begehen. In den vergangenen
sieben Monaten nahmen sich 14 Soldaten im Irak das Leben, in mehr als
einem Dutzend weiterer Fälle ist laut USA Today [6] die Todesursache
ungeklärt. Die Psychologen sollen herausfinden, warum die Zustände in
der Golfregion so belastend sind.. 478 von 700 untersuchten Soldaten
sind von dem Team bereits zur psychiatrischen Behandlung in die USA
zurückgeschickt worden. Deren Briefe zu lesen wäre vermutlich
aufschlussreich.
Links
[1] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/15806/1.html
[2] http://www.nzz.ch/2003/05/09/em/page-article8LFDP.html
[3] http://www.theolympian.com/home
[4] http://www.gannett.com/web/gan013.htm
[5]
<http://216.239.57.104/search?q=cache:GYuUZ4MxRPIJ:www.register-herald.co
m/articles/2003/09/24/editorial/39letters21.txt+%22The+fruits+of+all+our
+soldiers%27+efforts+are+clearly+visible+in+the+streets+of+Kirkuk+today.
+There+is+very+little+trash+%22>
[6] http://www.usatoday.com
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