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[infowar.de] Milde Strafe fuer al-Dschasira-Hacker
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> === Infowar ===
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> [] Milde Strafe für al-Dschasira-Hacker (Florian Rötzer)
> http://www.telepolis.de/tp/deutsch/special/info/16084/1.html
> Während des Irak-Kriegs hatte ein 24jähriger patriotischer Kalifornier
> kurzzeitig die Website von al-Dschasira blockiert, aber die Website und
> die Mitarbeiter des Senders waren damals noch ganz anderen Angriffen
> ausgesetzt
Milde Strafe für al-Dschasira-Hacker
Florian Rötzer 14.11.2003
Während des Irak-Kriegs hatte ein 24jähriger patriotischer Kalifornier
kurzzeitig die Website von al-Dschasira blockiert, aber die Website und
die Mitarbeiter des Senders waren damals noch ganz anderen Angriffen
ausgesetzt
Am 25. März hatten die Angriffe auf die englischsprachige Website des
arabischen Senders al-Dschasira begonnen. Kurz nachdem [1] sie zum
Kriegsbeginn quotenträchtig online gegangen war, wurde sie schon mit
DDoS-Angriffen gestört, dann wurden Besucher auf eine andere Website
umgeleitet und schließlich war sie ganz lahm gelegt. Einer der
patriotisch gestimmten Hacker wurde jetzt in den USA bestraft.
Grund für die Angriffe des bei der US-Regierung unbeliebten Senders
war, dass al-Dschasira Bilder des irakischen Fernsehsenders übernommen
und ausgestrahlt hatte, auf denen gefangene US-Soldaten befragt und
getötete Soldaten gezeigt wurden. Die US-Regierung entdeckte auf einmal
die Genfer Konventionen, die angeblich verbieten würden, Bilder von
Kriegsgefangenen zu zeigen. Bei den amerikanischen Medien zeigte dies
Wirkung ( Krieg der Bilder [2]), allerdings hatte die US-Regierung
übersehen, dass die Genfer Konventionen nur die Kriegsparteien, nicht
aber unabhängige Medien betreffen. Der Druck auf den Sender, dessen
Redaktionsgebäude in Kabul schon zuvor im Afghanistan-Krieg "zufällig"
von einer amerikanischen Bombe zerstört wurde, war jedenfalls groß.
Obgleich das National Infrastructure Protection Center (NIPC) im
Februar noch Hacker davor gewarnt hatte, auch nicht aus patriotischen
Gründen eigenmächtig in den Cyberkampf zu ziehen, weil dies auf jeden
Fall illegal sei ( Website des irakischen Fernsehens gecrackt [3]),
hatte der 24jährige kalifornische Webdesigner John William Racine die
Sache in die eigenen Hände genommen. Um die Website von al-Dschasira zu
blockieren, lenkte er die Besucher auf eine andere Website um und
zeigte dort eine Grafik mit der amerikanischen Flagge sowie dem Text:
"Let Freedom Ring ...." Offenbar hatte er auch Gefallen am Kriegspielen
gefunden, denn er gab als Autor des Hacks die "Freedom Cyber Force
Militia" an ( Zensur im Internet [4]).
Schon im Juni [5] hatte sich Racine als schuldig bekannt. Er hatte
sich als Muhammed Jasim AlAli, einen Systemadministrator des Senders,
dessen Namen er auf der Website gefundenhatte, mit einem gefälschten
Ausweis und einer gefälschten Unterschrift gegenüber Network Solutions
ausgegeben. Bei VeriSign hatte al-Dschasira die Domain registriert. Er
bat um eine Veränderung des Kennworts und gab dabei einen
Hotmail-Account und eine Telefonnummer an. Nach einer Anfrage
veränderte VeriSign am 25. März das Kennwort, wodurch es Racine möglich
war, die Aufrufe auf eine andere Website umzulenken. Nachdem die
Umleitung bekannt wurde, stellte VeriSign den al-Dschasira-Account ein.
Angeblich hat Racine bereits am 27. März dem FBI seine Tat mitgeteilt.
Der Richter war offenbar milde gestimmt und meinte [6], Racine habe
sofort begriffen, welchen Schaden er unbedachterweise angerichtet
hatte: "Ich halte Sie nicht für eine bösen Person. Aber es war ein
Vergehen und kein kindlicher Streich." Er brummte Racine zur Strafe
1.000 Stunden gemeinnütziger Arbeit und eine Geldstrafe von 2.000
Dollar auf. Racine versicherte, er werde derartiges nicht mehr machen
Allerdings war die Tat von Racine noch verhältnismäßig harmlos, weil
dadurch der Zugriff auf die Website nur kurz unterbrochen wurde. Schon
zuvor gab es DDoS-Angriffe, die den Zugriff auf die Website störten,
und danach folgten noch weitere Angriffe, die schließlich die Website
vollständig lahm legten. Racine war mithin sicherlich nicht der
einzige. Bei al-Dschasira vermutete man, dass diese Angriffe
möglicherweise von der US-Regierung ausgegangen sein könnten. Kurz
zuvor war nämlich auch noch die Akkreditierung des
al-Dschasira-Korrespondenten an der New York Stock Exchange unter
dubiosen Gründen zurück gezogen worden.
Es ging allerdings bekanntlich noch weiter. So wurde das Hotel, in dem
sich al-Dschasira-Reporter in Basra aufhielten, beschossen [7],
nachdem al-Dschasira der vom britischen Militär verbreiteten Behauptung
widersprochen hatte, dass in der Stadt ein Aufstand stattfinde. Es
handelte sich tatsächlich um eine falsche Meldung. Die
al-Dschasira-Journalisten waren derzeit die einzigen, die sich im
belagerten Basra aufhielten.
Nach den schweren DDoS-Angriffen, die die englischsprachige Website
zusammen brechen ließen, versuchte al-Dschasira zu einem anderen
Provider zu wechseln. Offenbar hatte man mit dem US-Provider Akamai
bereits einen Vertrag geschlossen, den dieser aber am 28. März wieder
löste, ohne Gründe dafür anzugeben. Bei al-Dschasira vermutete man
natürlich, dass die US-Regierung entsprechenden Druck ausgeübt haben
könnte ( Akamai will nichts mit al-Dschasira zu tun haben [8]).
Und schließlich zerstörten die Amerikaner kurz vor dem Einmarsch in
Bagdad noch mit einer Bombe das Redaktionsgebäude von al-Dschasira.
Dabei wurde ein Journalist getötet und ein Kameramann verletzt (
Bombenzensur oder "Kollateralschaden"? [9]). Und kurz darauf beschoss
ein US-Panzer das Palestine Hotel in Bagdad, wo sich bekanntlich die
meisten der nicht-eingebetteten ausländischen Journalisten befanden.
Dabei starben ein ukrainischer und ein spanischer Journalist (
Beseitigung und Einschüchterung der Augen der
Weltöffentlichlichkeit [10]).
Links
[1] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/irak/14462/1.html
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/14455/1.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/14429/1.html
[4] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/14479/1.html
[5] http://www.heise.de/newsticker/data/wst-13.06.03-000/
[6]
http://www.reuters.co.uk/newsArticle.jhtml?type=internetNews&storyID=381
6499§ion=news
[7] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/irak/14518/1.html
[8] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/14529/1.html
[9] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/irak/14562/1.html
[10] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/irak/14570/1.html
Telepolis Artikel-URL:
http://www.telepolis.de/deutsch/special/info/16084/1.html
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