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Online gibts viele Bilderchen zum Artikel.
@Ralf: Problem offenbar gelöst. Seit heute werden die Beiträge wieder
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SPIEGEL ONLINE - 26. April 2004, 13:42
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,295954,00.html
Waffen im Orbit
USA schießen Killer-Satelliten ins All
Von Markus Becker
Die US-Regierung will den Weltraum künftig auch mit Waffengewalt
dominieren: Im Juni soll der erste einer neuen Art von Satelliten ins All
geschossen werden, die mit einem "Kill Vehicle" andere Satelliten und
feindliche Raketen vom Himmel holen können.
AFRL
"Kill Vehicle" der Firma Boeing: US-Regierung plant Waffen für den
Weltraum
Die Militarisierung des Weltraums ist schon seit Jahrzehnten Realität:
Zahlreiche Spionage-, Navigations- und Kommunikationssatelliten umkreisen
die Erde, die neben zivilen auch militärischen Zwecken dienen. Waffen gibt
es derzeit nicht in der Erdumlaufbahn - was sich allerdings bald ändern
wird. Zwei Jahrzehnte nach dem wahnwitzigen, als "Star Wars" verspotteten
SDI-Programm von Präsident Ronald Reagan will die US-Regierung Ernst
machen: Im Juni dieses Jahres soll ein Satellit namens "Near Field
Infrared Experiment", kurz NFIRE, ins All geschossen werden.
Der künstliche Trabant gehört zur umstrittenen Nationalen Raketenabwehr
der US-Regierung, die den lückenlosen Schutz der USA vor feindlichen
Angriffen garantieren soll. NFIRE soll nach Angaben des Pentagons Daten
zur besseren Unterscheidung von Abgasstrahl und Rumpf startender Raketen
sammeln.
Satellit mit "Kill Vehicle"
Allerdings sind nicht nur Sensoren an Bord: "Ein Kill Vehicle der zweiten
Generation wird zur Ausrüstung des Near Field Experiments gehören", heißt
es in einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums. Ein so genanntes
"Kill Vehicle" kann Raketen während der Startphase vom Himmel holen - oder
aber, wie in diesem Fall, auch fremde Satelliten aus der Umlaufbahn
schießen. Das Projektil macht prinzipiell nichts anderes, als sich
anfliegenden Gefährten in den Weg zu stellen und sie durch die Energie des
Zusammenpralls auszulöschen. Die Abfanggeschosse werden deshalb auch als
"Kinetic Energy Interceptors" bezeichnet.
AFP
"Tactical High Energy Laser" der US-Armee: Energiestrahlen gegen
feindliche Raketen
Zwar behauptete das Pentagon gegenüber MSNBC, das Kill Vehicle des NFIRE
sei lediglich zu Testzwecken an Bord und könne gar nichts abschießen, da
man die Steuerdüsen weggelassen habe. Ein anonymer Pentagon-Mitarbeiter
aber gab gegenüber dem US-Sender ABC eine andere Meinung zu Protokoll:
"Wir überschreiten die Grenze zur Waffenstationierung im Weltraum."
Denn am grundsätzlichen Potenzial von NFIRE würde auch das Fehlen der
Steuerdüsen am Kill Vehicle nichts ändern: Wie es in dem Pentagon-Bericht
weiter heißt, handelt es sich bei dem Projektil keinesfalls um eine
experimentelle, sondern um eine voll einsatzfähige Waffe: "Kill Vehicles
der zweiten Generation sind ausgereifte Varianten der bisher entwickelten
Komponenten, mit einer Leistungsfähigkeit, die ein zuverlässiges Abfangen
[feindlicher Raketen] während der Startphase ermöglicht."
Arsenal futuristischer Waffen
DoD
"Light ExoAtmospheric Projectile" von Boeing: Mit Hightech gegen die
Bösewichte dieser Welt
Internationales Recht steht dem Waffeneinsatz im Orbit nicht entgegen.
Zwar ratifizierte der US-Kongress 1967 den "Outer Space Treaty" der
Vereinten Nationen, der die internationale Nutzung von Erdorbit und
Himmelskörpern regelt. Doch der Vertrag war ein Produkt einer Zeit, in der
die Angst vor einem Atomkrieg das politische Denken beherrschte. In
Artikel IV verpflichten sich die Nationen lediglich zum Verzicht auf
Massenvernichtungswaffen in der Erdumlaufbahn. Von anderen Systemen, die
ebenfalls verheerende Wirkung haben könnten, ist nicht die Rede.
Ideen zu solchen Waffen aber gibt es im Pentagon in großer Zahl. Im
November 2003 veröffentlichte die US-Luftwaffe ein Zukunftspapier namens
"Transformation Flight Plan", das ein ganzes Arsenal exotischer Waffen
enthält. Bis 2010 etwa sollen feindliche Satelliten und
Überwachungssysteme elektronisch neutralisiert werden können. Bei der
Entwicklung anderer Technologien liegen die Techniker sogar vor dem
Zeitplan: Eine fliegende Laserkanone, die bis 2010 einsatzfähig sein
sollte, wurde bereits vergangene Woche erfolgreich ausprobiert.
Boeing
"Airborne Laser" an Bord einer modifizierten Boeing 747-400: Fliegende
Strahlenkanone gegen Raketen
Wie der Online-Dienst "Spacedaily" berichtete, testete der Rüstungskonzern
Lockheed Martin das Feuerleitsystem für einen Laser der Megawatt-Klasse an
Bord eines Jumbojets. Der in die Nase einer Boeing 747 eingebaute
"Airborne Laser" (ABL) soll aus der Luft ballistische Raketen und
Marschflugkörper ins Visier nehmen.
Für die Zeit nach 2015 verfolgt die Air Force noch kühnere Pläne:
Kampfjets sollen mit Anti-Satelliten-Raketen ausgerüstet werden, und auch
im All soll sich die Rüstungsspirale weiterdrehen. So sind
Radiowellen-Energiewaffen geplant, die von Satelliten aus feindliche
Kommunikationssysteme stören oder vernichten können.
Eine weitere futuristische Waffe sind zylindrische Hyperschall-Geschosse
aus Wolfram ("Rods from God"), die aus dem Orbit auf die Erde geschossen
werden und dank ihrer ungeheuren Geschwindigkeit selbst tief eingegrabene
Bunkeranlagen zerstören sollen. Für die Durchsetzung militärischer
Dominanz sind auf Satelliten stationierte Waffen geradezu ideal: Sie
können blitzschnell Ziele in aller Welt angreifen, ohne Luftraum-Grenzen
zu verletzen.
Die amerikanischen Begründungen für die Rüstung im All verändern sich
freilich je nach politischer Weltlage. Für Ronald Reagan war es die
Bedrohung durch das "Reich des Bösen" jenseits des Eisernen Vorhangs,
während George W. Bush glaubt, Amerika mit einer Nationalen Raketenabwehr
vor "Schurkenstaaten" wie Nordkorea, Iran und ehemals dem Irak beschützen
zu müssen. Ein im Januar 2001 veröffentlichter Bericht einer Kommission,
die vom späteren US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld geleitet wurde,
malte sogar ein "Pearl Harbor im Weltraum" an die Wand: Die "Feinde der
USA" könnten sich auf dem weltweiten Markt Mittel beschaffen, um
Satelliten oder deren Bodenstationen anzugreifen.
Mit Satelliten gegen Terroristen
Seit dem 11. September 2001 sind es freilich die Terroristen, die mit
Weltraum-Waffen in Schach gehalten werden sollen - auch wenn die kaum über
ballistische Raketen und Satelliten verfügen dürften."Unsere Fähigkeiten
im Weltraum sind heute wahrscheinlich wichtiger als jemals, um den
globalen Krieg gegen den Terrorismus zu gewinnen", sagte Peter Teets,
Direktor des National Reconnaissance Office (NRO), in einer Rede im
Februar 2003.
Das NRO ist im Pentagon für Satellitenaufklärung zuständig, doch um
Überwachung allein geht es Teets offenbar nicht: "Wir wollen künftig in
einer Position sein, aus der wir falls nötig jedem Gegner die Benutzung
des Weltraums untersagen können", sagte Teets. "Deshalb müssen wir
beginnen, an offensiven Weltraumsystemen zu arbeiten." Wie das geht, weiß
der NRO-Direktor aus eigener Erfahrung: Von 1997 bis 1999 leitete er den
Rüstungs- und Raumfahrtkonzern Lockheed Martin. Heute kann er die Kollegen
von früher mit lukrativen Aufträgen versorgen.
In einer Anhörung des Streitkräfte-Unterausschusses des US-Senats musste
sich Teets am 25. März vom demokratischen Senator Daniel Akaka die Frage
gefallen lassen, ob das NFIRE-Programm auf die Entwicklung von
Weltraum-Waffen abziele. Teets antwortete mit einem klaren Jein: Seines
Wissens werde mit NFIRE kein Waffenprogramm für den Weltraum verfolgt.
Aber: "Es ist richtig, dass die Fähigkeiten von NFIRE, versehen mit einem
anderen Operationsziel, für ein Weltraum-basiertes Waffensystem genutzt
werden können."
? SPIEGEL ONLINE 2004
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Zum Thema:
In SPIEGEL ONLINE:
? Passives Radar: China will Stealth-Bombern die Tarnkappe entreißen
(20.04.2004)
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,296103,00.html
? Angriff erfolgreich: Geisterflugzeug bombardiert Lkw (19.04.2004)
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,295940,00.html
? Superjet: Nasa jubelt über neuen Weltrekord (28.03.2004)
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,292863,00.html
Im Internet:
? "Transformation Flight Plan" der U.S. Air Force (PDF)
http://www.af.mil/library/posture/AF_TRANS_FLIGHT_PLAN-2003.pdf
? Missile Defense Agency
http://www.acq.osd.mil/bmdo/bmdolink/html/
? Airborne Laser
http://www.airbornelaser.com/
? Uno: "Outer Space Treaty"
http://www.oosa.unvienna.org/SpaceLaw/outerspt.html
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