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[infowar.de] Frauenzeitschrift von al-Qaida



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http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/on/18205/1.html 

Frauenzeitschrift von al-Qaida

Florian Rötzer   26.08.2004 

Wenn die Männer in den heiligen Krieg ziehen, müssen auch die Frauen 
mitziehen 

Bislang dominieren zumindest in den Bilden, die wir zu sehen bekommen, 
bei den islamistischen Extremisten die Männer. Das scheint ganz normal 
in traditionellen muslimischen Gesellschaften zu sein, in denen die 
Frauen am öffentlichen Leben höchstens verhüllt teilnehmen und nicht 
viel zu melden haben. Eine Organisation, die al-Qaida nahe sein soll, 
versucht jetzt über eine Internetpublikation, auch Frauen für den 
Dschihad gegen den Westen zu begeistern. 

Mit dem Blick aus der Ferne - und selbst mit dem Fokus auf die 
"Terrorzelle" in Hamburg, die die Anschläge vom 11.9. mitorganisiert 
und durchgeführt hat - haben die Frauen bei al-Qaida nicht viel zu 
melden. Auch auf den Bildern, die wir aus dem Irak von den 
Aufständischen und Geiselnehmern, martialisch ihre Waffen vorführend, 
sehen können, fehlen die Frauen. Während bei den Palästinensern seit 
einiger Zeit Frauen sich als Selbstmordattentäterin betätigen, scheint 
dies im Irak und in anderen Ländern, in denen islamistische 
Extremisten/Terroristen/Aufständische kämpfen, eher die Ausnahme zu 
sein.  

Die al-Qaida-Zeitschrift ist karg bebildert   

Schon seit einiger Zeit haben Gruppen, die al-Qaida oder dem von Bin 
Laden ausgerufenen Dschihad zur Vertreibung der Ungläubigen und zum 
Sturz korrupter Regime nahe stehen, um einen möglichst großen 
muslimischen Gottesstaat einzurichten, das Internet genutzt, um dort 
Online-Publikationen zu veröffentlichen. Sie dienen der Rekrutierung 
und der Propaganda, aber auch der Einweisung in die Benutzung von 
Waffen und Strategien. Mittlerweile gibt es auch eine 
Online-Publikation für den Kampf in Afghanistan mit dem Namen Tora 
Bora. Dort wurde die letzte Schlacht gegen al-Qaida geschlagen. Bin 
Laden soll vor dort mit vielen Anhängern geflüchtet sein. Seitdem ist 
er untergetaucht und nur noch durch gelegentliche Video- oder 
Tonband-Aufzeichnungen präsent, falls er noch leben sollte. 

Möglicherweise haben die radikalen Islamisten nun bemerkt, dass ihnen 
die Frauen im Dschihad fehlen, vielleicht wollen sie das Image 
aufbessern und nicht frauenfeindlich erscheinen, vielleicht gibt es 
Schwierigkeiten in Beziehungen zwischen den Kämpfern und ihren Frauen, 
vielleicht sollen mit den Frauen nur neue Kämpfer rekrutiert werden. 
Jedenfalls gibt es seit 20. August eine sich an die Frauen wendende 
Online-Publikation namens Al-Khansa, die von einer Organisation 
herausgegeben wird, die sich "Das Medienbüro der Frauen auf der 
Arabischen Halbinsel" nennt. Al-Khansa war eine arabische Dichterin, 
die Verwandte, die in Kämpfen gefallen waren, verherrlichte. Das passt 
also schon.  

Eines der wenigen Bilder in Mu'askar al-Battar vom 16. August   

Will man der BBC trauen, dann ist das primäre Ziel der Publikation 
wenig verwunderlich der Versuch, die mit Kämpfern verheirateten Frauen 
mit dem Dschihad zu versöhnen und ihre Unterstützung für ihre Männer zu 
sichern. Angeblich ist Abd-al-Aziz al-Muqrin, der im Juni getötet wurde 
und als al-Qaida-Führer in Saudi-Arabien bezeichnet wurde, einer der 
Gründer der Publikation. Zudem scheint sie der ebenfalls vermutlich von 
saudiarabischen al-Qaida-Anhängern herausgegebenen Online-Publikation 
"Stimme des Dschihad" zu gleichen. 

Wie BBC  berichtet [1], sollen die Frauen nicht in den Kampf geschickt 
werden, sondern sich als Unterstützer ihrer Männer und Söhne betätigen, 
die sich für die große Sache opfern: "Das Blut eurer Ehemänner und die 
Körperteile eurer Kinder sind unser Opferangebot." Frau gibt also im 
Dschihad ihre Männer her, offenbar das größte Opfer, das Frauen machen 
können. Aber es werden auch Anweisungen gegeben, wie sie ihre Kinder 
richtig erziehen sollen, um sie auf den Weg des Dschihad zu bringen, 
wie sie Erste Hilfe leisten können, aber auch, wie sich selbst 
trainieren sollen, um auch kämpfen zu können.  

Auch die "Stimme des Dschihad", die letzte Ausgabe ist vom 11. August, 
geizt mit Bildern   

Wichtig scheint auch zu sein, dass die Frauen von westlichen 
Lebensverführungen wie Fernsehen oder Klimaanlagen loskommen. Das 
verweichlicht und macht für den Dschihad untauglich. Und wenn man sich 
erinnert, welche Gesellschaft die Taliban mitsamt al-Qaida aufgebaut 
haben, dann verlangt der Gottesstaat einiges an Disziplin, 
Unterhaltungsabstinenz und Unterwerfung unter die Männer ab. Dazu 
passt, dass den Herausgeberinnen oder Herausgebern von Al-Khansa nicht 
gefällt, wenn Frauen im saudischen Fernsehen als Sprecherinnen 
auftreten. Das ist eben eine Art von medialer Prostitution. Auch die 
Emanzipationsversuche von saudischen Frauen kommen nicht gut weg. 
Bleibt nur zu hoffen, dass der von Bush projektierte Umbau der 
muslimischen Länder nicht als unbedachte Kehrseite noch mehr Islamisten 
mit ihrer anachronistischen Männergesellschaft hervorbringt: die Burka 
als Symbol der Befreiung oder Emanzipation vom Westen. 

Man befreit sich aber auch von Bildern. Radikale Islamisten im Umkreis 
von al-Qaida sind, ganz nach Tradition, Ikonoklasten. In der 
Frauenzeitschrift findet sich überhaupt kein Bild, es gibt nur ein paar 
Icons. Und in der Männerzeitungen findet man nur Bilder von Waffen und 
ihrem Einsatz. Wenn es allerdings um das Verfolgen von strategischen 
Zielen geht, ist man weniger bilderfeindlich. Gerne präsentieren sich 
die Männergruppen mit ihren Waffen, auch Bin Laden ist nicht den Medien 
abgeneigt. Und wenn man Geiseln gefangen hat und sie ermordet, dann 
zeigt man dies auch gerne - sind ja auch nur Ungläubige oder 
Kollaborateure. 

Links 

[1] http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/3594982.stm

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