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[infowar.de] Humanitaere Hilfe als Computerspiel



Mal wieder ein Versuch, den Ego-Shootern etwas entgegenzusetzen. (Die deutsche Friedensbewegung hatte schon in den frühen 1990ern ein Brettspiel entwickelt, mit dem die Kritik an militärischen Interventionen spielerisch umgesetzt wurde. Ehrlich gesagt war es nicht gerade ein Brüller.)
RB


http://www.telepolis.de/r4/artikel/20/20066/1.html

Humanitäre Hilfe als Computerspiel?
Gerald Jörns 12.05.2005

Hungersnöte und Katastrophenmanagement werden zur Spielstory

Spätestens seit der Flutkatastrophe im Dezember 2004 mit bis zu 300.000 Opfern wissen wir, dass sich Menschen bei solchen Katastrophen ohnmächtig und hilflos fühlen. Die massiven Medienberichte treffen insbesondere Kinder, die Schwierigkeiten haben, die Geschehnisse in ihren Alltag einzuordnen. Pädagogen raten, die Nöte der Kinder in diesen Situationen Ernst zu nehmen und ihnen z.B. durch Spendensammelaktionen ein Ventil aus der Hilflosigkeit anzubieten. Auf der Kinderbuchmesse in Bologna wurde vom UN-Welternährungsprogramm das Computerspiel Food Force (1). vorgestellt, das sich als erstes Computerspiel mit den weltweiten Hungersnöten und der humanitären Hilfe beschäftigt. Doch kann man Kinder mit einem Computerspiel für das Thema Hungersnöte überhaupt sensibilisieren?

Das kindliche Spiel ist eigentlich Zweck ungebunden, jedoch lernen Kinder sich und ihre Umwelt wahrzunehmen und zu verarbeiten. Es ist Teil einen komplexen Selbstfindungsprozesses und wird als entscheidender Aspekt zur Sozialisation des Menschen angesehen. Computerspiele dienen zur Befriedigung dieses Spieltriebes und bieten die Möglichkeit, die virtuelle Welt der Spielmöglichkeiten zu erforschen, zu erkennen und sich in den unterschiedlichsten Aufgaben zu bewähren. Neben reinen Actionspielen, Jump and Run-Games und Arcadespielen gehören die Simulationen zu den beliebtesten Spielen. So kann man sich als Städtebauer, Zoowärter, Achterbahntwerfer oder eben nun als Kämpfer gegen die Hungersnöte der Welt bewähren.

"Die meisten Kinder in industrialisierten Ländern wissen überhaupt nicht, was eine Hungersnot ist. Mit Food Force können Kinder lernen, was Hunger bedeutet und dass er mehr Menschen umbringt als AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen. Es gibt so viele gewalttätige Videospiele - wir haben eine echte Alternative", hieß es in der Presseerklärung zur Vorstellung des Computerspiels "Food Force" auf der Kinderbuchmesse in Bologna.

Das Spiel bietet sechs unterschiedliche Aufgaben als Missionen an. In der ersten Mission gilt es, als Hubschrauberpilot die Hungersnotgebiete ausfindig zu machen. Dann ist mit dem vorhandenen Etat ein ausgewogener Ernährungsplan aufzustellen. 30 US-Cent stehen zur Verfügung, um Reis, Bohnen, Pflanzenöl, Zucker und jodiertes Salz an die hungernde Bevölkerung zu verteilen. In der dritten Mission muss die Nahrung mit einem Flugzeug in die bedürftigen Gebiete geflogen und dort abgeworfen werden. Weiter geht es mit dem günstigen weltweiten Einkauf von Nahrung, um sie in die Hungersgebiete zu transportieren. Transport scheint das wichtigste Thema in dieser Simulation zu sein, denn im vorletzten Level soll ein LKW-Konvoi sicher zum Stützpunkt des WFP (World Food Program) gebracht werden. In der letzten Mission geht es abermals um die Nahrungsverteilung vor Ort und letztlich um weitere Hilfe, damit sich die Anwohner wieder eigenständig ernähren können.

Die Spielaufgaben erscheinen zunächst einmal sehr realitätsnah, aber über den pädagogischen Nutzen dieses Spiels kann man streiten, wenn man zum Beispiel mit dem Hubschrauber lediglich möglichst schnell die Planquadrate abfliegen und die Not leidenden Gruppen markieren muss. Damit erschließen sich dem Spieler allerdings nicht die eigentlichen humanitären Aufgaben und erst recht nicht die dort benötigte Hilfe. Interessanter ist da schon die zweite Aufgabe, die nötige Ernährung in das notwendige Mischungsverhältnis zu bringen, aber gleichzeitig nicht das vorgegebene Budget zu überschreiten. Sinnvoll wird das Spiel erst durch eine pädagogische Begleitung.

Das englischsprachige Spiel bietet nämlich neben den eigentlichen spielerischen Aufgaben jede Menge Hintergrundinformation zu den unterschiedlichsten Aufgaben einer Hilfsorganisation. Ob das Spiel Kindern und Jugendlichen Spaß macht, lässt sich allerdings schlecht beurteilen. Zumindest ist es ein spielerischer Einstieg in das Thema. Lehrern bietet die Website des WFP (2) noch Arbeitsmaterialien und weitergehende Informationen. Eine Alternative zu den herkömmlichen Spielen ist das Spiel nicht, sondern eine Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, sich umfassend mit der Welthungerhilfe auseinander zu setzen - sofern sie der englischen Sprache mächtig sind.

LINKS

(1) http://www.food-force.com
(2) http://www.wfp.org



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