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[infowar.de] US-Militär setzt bei Nachwuchs-Suche auf kommerzielles Datamining



http://www.heise.de/newsticker/meldung/61017

24.06.2005 14:20

US-Militär setzt bei Nachwuchs-Suche auf kommerzielles Datamining

Das US-Verteidigungsministerium[1] setzt bei der Rekrutierung von
Militär-Nachwuchs künftig auf die Hilfe von kommerziellen
Datamining-Dienstleistern. So wurde das im US-Bundesstaat Massachusetts
beheimatete Unternehmen BeNow[2] gerade damit beauftragt, eine
Datenbank anzulegen, in der persönliche Informationen zu allen
Highschool-Schülern der USA im Alter von 16 bis 18 Jahren sowie allen
amerikanischen Studenten gespeichert sind. Zu den Daten, die in der
"Joint Advertising and Market Research Recruiting Database" (JAMRS)
gesammelt werden, gehören unter anderem Name, Geburtsdatum, Geschlecht,
ethnische Gruppe, Adresse, Sozialversicherungsnummer, E-Mail-Adresse,
Telefonnummer, Name der Highschool oder der Universität,
Notendurchschnitt sowie voraussichtlicher Zeitpunkt des Schul- oder
Studienabschlusses.

Die in JAMRS gesammelten Informationen, die durch Auskünfte von
Führerscheinbehörden sowie anderen Datenbrokern ergänzt werden, sollen
laut offizieller Projektbeschreibung[3] von einer Dienststelle im
Verteidigungsministerium ausgewertet und in aufbereiteter Form an die
Rekrutierungsbüros der Streitkräfte weitergegeben werden. Diese haben
seit dem Einmarsch der USA in den Irak große Schwierigkeiten, die
vorgegebenen Ziele -- allein die US-Army sucht in diesem Jahr rund 7000
Rekruten -- zu erfüllen. Vor dem Hintergrund der mehr als 1700
US-Soldaten, die allein im Irak bislang ums Leben kamen, ist der Dienst
an der Waffe für junge Amerikaner nur noch selten eine attraktive
Ausbildungs- oder Berufsperspektive -- was für die
Rekrutierungsoffiziere bedeutet, dass sie bei ihren
Anwerbungsbemühungen in Highschools und Universitäten immer häufiger
abblitzen. Mit den Daten aus JAMRS sollen sie künftig in der Lage sein,
sehr viel gezielter potenzielle Soldaten, die bestimmte
Mindestanforderungen erfüllen, ausfindig machen und direkt kontaktieren
zu können.

Highschools in den USA sind schon seit der Verabschiedung des "No Child
Left Behind Act" im Jahr 2002 verpflichtet, Basisdaten ihrer Schüler
wie Name, Adresse und Telefonnummer an das Militär zu übermitteln. Zwar
können einzelne Schüler (oder deren Eltern) darauf bestehen, dass keine
Informationen über sie an die Streitkräfte transferiert werden,
Schulen, die sich der Auskunftspflicht generell widersetzen, riskieren
jedoch, dass ihnen staatliche Fördermittel gestrichen werden. Dass nun
allerdings auch Privatunternehmen, die sich auf das Sammeln und den
Verkauf persönlicher Daten spezialisiert haben, in den
Datensammelprozess des Pentagons involviert sind, stößt Datenschützern
besonders übel auf. Chris Hoofnagle vom Electronic Privacy Information
Center (EPIC[4]) etwa bezeichnete das Pentagon-Projekt als
"unverfrorenen Versuch, Jugendliche jetzt mit gezielten
Marketing-Strategien für das Militär anheuern zu wollen".

Das Verteidigungsministerium verweist unterdessen darauf, dass jeder
die Möglichkeit habe, aus dem Datenbanksystem "austreten" zu können.
Allerdings müssen die Antragsteller dafür zunächst detaillierte
persönliche Informationen über sich preisgeben. Zudem werden ihre Daten
nicht gelöscht, sondern landen lediglich in einer gesonderten Datei,
die mit dem Status "Will nicht kontaktiert werden" gekennzeichnet ist.
Kritisch bewerten Datenschützer zudem, dass nicht nur Militärangehörige
mit beruflichem Interesse auf die Daten der Jugendlichen zugreifen
können, sondern dass sich das Pentagon das Recht einräumt, diese Daten
ohne Einverständnis der Betroffenen auch Institutionen außerhalb der
Streitkräfte, etwa Strafverfolgungs- und Steuerbehörden, zur Verfügung
zu stellen.
 (pmz[5]/c't)

Links in diesem Artikel:
  [1] http://www.defenselink.mil/
  [2] http://www.benow.com
  [3] http://www.defenselink.mil/privacy/notices/osd/DHRA04.html
  [4] http://www.epic.org/
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