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[infowar.de] Roboter-Spiele bei der Bundeswehr
http://www.telepolis.de/r4/artikel/20/20587/1.html
Roboter-Spiele bei der Bundeswehr
Jörg Prigge 25.07.2005
European Land-Robot Trial 2006
Im fränkischen Hammelburg findet im Mai 2006 ein Rennen autonom
gesteuerter Fahrzeuge statt - im Gegensatz zum US-Vorbild Grand Challenge
(1) winkt beim "European Land-Robot Trial 2006"(ELROB (2)) kein Preisgeld.
Die Bilder gingen um die Welt: Als im März 2004 bei der ersten "Grand
Challenge" (3) in der kalifornischen Mojave-Wüste ein Hightech-Autorennen
ohne Fahrer ausgetragen wurde, machte sich schnell Ernüchterung breit.
Der Großteil der Vehikel schaffte es nicht einmal auf die andere
Straßenseite, der "Sieger" legte gerade mal 12 Kilometer der anvisierten
230 Kilometer zurück. Danach fing das Fahrzeug Feuer. Dieses Jahr soll
alles besser werden.
Zwei Millionen Dollar Preisgeld winken demjenigen, der die 2005 DARPA
Grand Challenge (4) im Oktober diesen Jahres erfolgreich bestreitet.
Gesponsert wird das Rennen von der "Defense Advanced Research Projects
Agency", dem Hightech-Forschungsableger des Pentagon. Um den Anschluss an
die militärische Entwicklung von unbemannten Fahrzeugen nicht zu
verlieren, hat jetzt das deutsche Heer eine Konkurrenzveranstaltung ins
Leben gerufen: Beim "1st European Land-Robot Trial 2006" sollen
europäische Forschungsinstitute, ausgewählte Unternehmen und Vertreter von
Militär, Grenzschutz und Polizei ihre computergestützten, autonom
gesteuerten Gefährte durch einen Geländeparcours schicken.
Der Anlass für diesen Wettbewerb: Im Gegensatz zu unbemannten Drohnen ist
es bis heute nicht auf effektive Weise gelungen, autonom gesteuerte
Fahrzeuge in Kampfgebieten einzusetzen. Doch gerade bei den Bodentruppen
verzeichnen die Militärs die größten Verluste. Zudem geben die
Organisatoren des ELROB ganz profane Gründe für die Notwendigkeit von
Roboter-Vehikeln an: Die Verteidigungsbudgets werden immer knapper. Zudem
werden die Armeen personell immer mehr ausgedünnt. Die Hoffnung:
Angesichts der Zunahme weltweiter Kriseneinsätze und der Ausweitung des
internationalen Terrors sollen künftig u. a. bei möglichen ABC-Einsätzen
und Minenräumkommandos die "unmanned ground vehicles"(UGVs) die Verluste
der Soldaten reduzieren helfen.
Das Bundeswehr-Rallye findet zwischen dem 15.-18. Mai 2006 auf dem
Trainingsgelände der Infanterieschule des Deutschen Heeres in Hammelburg
(5) statt. Im Gegensatz zum US-Vorbild "Grand Challenge"unterscheiden sich
die Regeln (6) des "ELROB" jedoch in einigen wichtigen Punkten: Da sich in
der Mojave-Wüste die zu bewältigende Distanz von 230 Kilometern für die
Vehikel als völlig unrealistisch erwies, müssen bei der europäischen
Variante zwei kürzere Strecken gemeistert werden. Ein Parcours weist die
Länge von zwei Kilometern auf. Sowohl auf gepflasterten Wegen als auch
Off-Road im sandigen Terrain müssen die Fahrzeuge in der Lage sein,
Hindernisse wie Felsen, Hügel, Wasserlachen, Feuerstellen,
Stacheldrahtzäune und diverses militärisches Equipment zu umfahren.
Eine zweite Strecke von 500 Meter Länge führt durch ein dörfliches
Ambiente auf dem Trainingsgelände. Auch hier müssen sämtliche Hindernisse
und sonstige Objekte umfahren werden. Außerdem sollen die Fahrzeuge über
Rampen bis in die Häuser hineinfahren können. Damit dies gelingen kann,
dürfen sie maximal zwei Tonnen wiegen.
Ähnlich wie beim "Grand Challenge" ist jede Form von Fernsteuerung
verboten, jedoch dürfen Hightech-Sensoren zur Orientierung mit an Bord der
Fahrzeuge. Auch GPS darf genutzt werden, auch wenn die Veranstalter in
einigen Bereichen der Strecke das Satellitensignal stören wollen. Und
damit sich keiner der potenziellen Kandidaten zum Affen macht, ist
vorsichtshalber folgender Passus im Regelwerk zu finden:
Vehicles must be unmanned, and no animals are permitted onboard.
Sehr viel Wert legt man auch auf den europäischen Charakter der Rallye:
Jede teilnehmende Mannschaft muss einen Teamleader bestimmen, der
europäischer Staatsbürger sein muss. Nicht-europäische Unternehmen und
Organisationen dürfen lediglich als Sponsoren auftreten. Und im Gegensatz
zum US-Vorbild gibt es beim ELROB kein Preisgeld zu gewinnen. Warum ist
unklar - man versucht sich mit folgender Formulierung aus der Affäre zu
ziehen: "NOTE: This is not a challenge in the sense of a competition or
contest. Nevertheless, it is a challenge in the sense of coping with the
scenarios and requirements of the user." Wer dann letztlich alles beim
ELROB mitmachen wird, steht zurzeit nicht fest. Zwar umfasst die Liste der
geladenen Unternehmen, Universitäten und sonstigen Institutionen insgesamt
27 Seiten (7). Und bis jetzt haben sich neben dem Frauenhofer-Institut (8)
fünf weitere Kandidaten beworben. Wohl frühestens nach Anmeldeschluss im
November 2005 kann man mit einer aussagekräftigen Teilnehmerliste rechen.
Ob dann die europäischen Roboter-Spiele ähnlich floppen, wie die erste
"Grand Challenge", ist ungewiss. Zwar sind die Anforderungen bezüglich der
Streckenlänge realistischer. Fraglich jedoch ist, ob die ebenfalls
kostenintensive europäische Variante ähnlich namhafte Sponsoren (u. a.
Boeing, Intel, General Motors, Google und das Magazin "Wired") wie die im
Oktober erneut ausgetragene Konkurrenzveranstaltung "Grand
Challenge"auftreiben wird.
LINKS
(1) http://www.darpa.mil/grandchallenge/index.html
(2) http://www.elrob2006.org/
(3)
http://www.computerbase.de/news/allgemein/forschung/2004/maerz/grand_challenge_das_versagen/
(4) http://www.heise.de/newsticker/meldung/61723
(5) http://www.hammelburg.de/content/bundeswehr/bwneu.htm
(6) http://www.fgan.de/~elrob2006/050519_Regeln_Final_Draft.pdf
(7) http://www.fgan.de/~elrob2006/participants_elrob.pdf
(8) http://www.ipa.fhg.de
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