[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
[infowar.de] APuZ zu Infowar
Eine längere Abhandlung über den neuesten Stand der IW-Debatte und
-Entwicklungen ist in der neuen APuZ erschienen. Volltext ist zu lang zum
versenden, und die Online-Version ist ohnehin besser mit vielen Links und
Fussnoten. Daher hier nur die Einleitung.
RB
http://www.bpb.de/publikationen/YAPI1Y,4,0,Information_Warfare.html
Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 30-31/2005)
Information Warfare
Stephan Blancke
Inhalt
Einleitung
Methoden und Ziele
Die Gefährdung des Internets
Rechtliche Situation
Schlussfolgerungen
Einleitung
"Sämtliche Signale werden unverständlich, da niemand weiß, wo die
wirkliche Macht liegt."
Robert Anton Wilson, Die Illuminati-Papiere
Die in den Medien häufig erwähnte Information Warfare (IW) wird selten
differenziert erklärt und ist nur sperrig als "elektronische Kriegführung
mit Informationen" übersetzbar. Das strategische Interesse sowie die
militärische Intention, die hinter IW stehen und die unter Umständen die
globale Kommunikation über das Internet beeinträchtigen können, werden
kaum thematisiert. Die Folge ist, dass IW bisher nicht adäquat in den
Bemühungen zur Entspannung und Abrüstung berücksichtigt wurde.[1]
Zur Person
Stephan Blancke
Dipl.-Verwaltungswirt (FH), Dipl.-Politologe, geb. 1969; Doktorand am
Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, Freie Universität Berlin,
Ihnestraße 1, 14195 Berlin. E-Mail: stephan -
blancke -!
- web -
de
Ein Grund für die sich relativ ungestört entwickelnde IW-Szene sind auch
die nur vagen Vorstellung von Operationen militärischen Charakters, die
sich im Internet abspielen sollen. Mit IW wird zunächst kein praktisches
Instrumentarium beschrieben, denn es existiert kein definiertes und
empirisch basiertes Konzept. Vielmehr müssen alle Formen des
Informationsaustausches und der Interaktion zwischen Individuen und
Strukturen der Informationstechnologie betrachtet werden.[2]
Als der Begriff des "Information War" in der Literatur auftauchte, war
zunächst die Manipulation der Menschen durch die Medien, also der zivile
Aspekt, gemeint.[3] Mit dem Aufkommen leistungsfähiger Rechnersysteme
entstand jedoch die Grundlage für eine effektive elektronische
Kriegführung, die über die bis dahin angewandten Methoden -z.B. die
Störung des gegnerischen Radars - hinausging und deren Bedeutung rasch
deutlich wurde: "Electronic warfare is a relatively new but utterly deadly
battlefield, where victory or defeat may come in a matter of seconds or
even microseconds. Electronic intelligence is vital to survival in this
struggle."[4]
Parallel zur technologischen und kulturellen Entwicklung entstanden neue
Forschungsvorhaben und Institute, die sich mit Kybernetik und
Systemtheorien, vernetzten Rechnersystemen und schließlich der
Verwundbarkeit dieser Strukturen unter kriegerischen Bedingungen
befassten. Eines der ersten dezentralen Rechnersysteme war in den frühen
sechziger Jahren das Semi-Automatic Ground Environment Air Defense System
(SAGE), das dem US-Militär unterstellt war. Die in den späten fünfziger
Jahren gegründete Advanced Research Projects Agency (ARPA) bildete mit dem
hauseigenen Arpanet die Grundlage für das Internet der heutigen Zeit.[5]
Parallel zu diesen Entwicklungen wuchs der Wert von Informationen und ihr
Einfluss auf die Akteure militärischer Szenarien.[6] In den Computerlabors
erkannte man, welche Bedeutung rechnergestützte Informationen besitzen
konnten: "Man kann nämlich aus jedem guten Informationssystem ein
Instrument zur Desinformation machen (...). Kommunikation ist Macht und
Information ist Macht."[7] Es lässt sich eine kausale Kette zwischen der
1946 als Thinktank von Mathematikern gegründeten RAND Corporation und dem
heutigen globalen Netz zur Erfassung von Informationen, Echelon,
herstellen.[8]
IW wird in den aktuellen Diskussionen in mehrere Kategorien unterteilt,
die sich in ihrer technischen Durchführung überschneiden können. So wird
von Command-And-Control-, Intelligence-Based-, Electronic-,
Psychological-, Hacker-, Economic-, Information- und schließlich
Cyber-Warfare gesprochen.[9] Diese Auflistung verdeutlicht die Versuche,
eine gültige Definition zu finden. Es gibt weitere Unklarheiten, die sich
auf die Intention von IW und die Identifikation und Bewertung von
Störungen elektronischer Kommunikationsverbindungen beziehen: Handelt es
sich um einen Hackerangriff, d.h., steht dahinter eine eventuell politisch
unmotivierte Einzelperson, oder wird im Auftrag eines dem Angreifer
unbekannten Geldgebers gearbeitet? Hat der Auftraggeber politische,
wirtschaftliche oder rein persönliche Gründe? Wo liegen die qualitativen
Unterschiede zwischen dem folgenlosen Eindringen einerseits und dem
bewussten Zerstören einer elektronischen Infrastruktur andererseits?
Lassen sich terroristische Verbindungen herstellen? Handelt es sich um
eine terroristische Struktur, die weltweit operiert und sich für die
Verbreitung einer (religiösen) Weltanschauung einsetzt, oder um eine
Gruppierung, die von einem Staat gesponsert oder beherbergt wird?
(...)
---------------------------------------------------------------------
To unsubscribe, e-mail: infowar -
de-unsubscribe -!
- infopeace -
de
For additional commands, e-mail: infowar -
de-help -!
- infopeace -
de