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[infowar.de] Hisbollah konnte die Funkkommunikation des israelischen Militärs mithören



... berichtet jedenfalls nun auch Haaretz und im Gefolge Telepolis.
Siehe die ersten Meldungen hier:
http://archive.infopeace.de/msg03733.html
http://archive.infopeace.de/msg03734.html
RB

http://www.telepolis.de/r4/artikel/23/23702/1.html

Hisbollah konnte die Funkkommunikation des israelischen Militärs
mithören
Florian Rötzer 06.10.2006

Die militärische und technische Überlegenheit der staatlichen
Streitkräfte in "asymmetrischen Konflikten" schrumpft

Der asymmetrische Krieg hat im Libanon-Krieg eine neue Form angenommen.
Die militärisch weit überlegene israelische Armee kämpfte, wie das auch
in Afghanistan und im Irak der Fall war und ist, mit modernsten
technischen Waffen und mit absoluter Luftraumhoheit gegen eine relativ
kleine Gruppe von Hisbollah-Kämpfern. Trotz massiver Bombardierungen
und Truppen am Boden konnte die Hisbollah militärisch nicht besiegt,
der Beschuss Israels durch Raketen nicht eingedämmt werden. Auch der
Hisbollah-Fernsehsender al-Manar konnte trotz der Bombardierung der
Zentrale in Beirut und weiteren Versuchen, ihn auszuschalten, weiter
senden. Die Drohnen der Hisbollah konnten allerdings von der
israelischen Luftwaffe noch abgeschossen werden ( Asymmetrische Kriege
(1)).

Ganz vorne steht in der modernen Kriegsführung meist die Ausschaltung
der feindlichen Medien und Kommunikation, wenn ein Ungleichgewicht der
militärischen Stärke vorhanden ist und ein Angriffskrieg geführt wird.
So wurden im Kosovo-Krieg serbische Fernsehsender und Radiostationen
bombardiert, um im Medien- oder Propagandakrieg schnell eine
Entscheidung herbeizuführen. Die Taliban hatten in Afghanistan schon
selbst alle Medien abgeschafft, so dass die Informationshoheit gewahrt
war, also auch der Fluss der Bilder aus dem Land und vom Krieg einige
Zeit kontrolliert werden konnte ( Krieg gegen ein Land im Schwarzen
Medienloch (2)). Eine Ausnahme war al-Dschasira, dessen Redaktionsräume
in Kabul durch eine Präzisionsrakete zerstört wurden, was sich im
Irak-Krieg dann mit der Redaktion in Bagdad wiederholen sollte (
Beseitigung und Einschüchterung der Augen der Weltöffentlichlichkeit
(3). Das irakische Staatsfernsehen konnte allerdings erst ausgeschaltet
werden, als die US-Truppen bereits in Bagdad einmarschiert waren (
Irakische Medienwirklichkeiten (4)). Trotz Warnungen seitens des
Pentagon ( Bildbereinigung in den Medien (5)) hatten sich auch
ausländische Medienvertreter wieder wie beim ersten Golfkrieg in Bagdad
aufgehalten, die so der geplanten Kriegs-Show mit den eingebetteten
Reportern unkontrollierte Bilder und Informationen entgegenhalten
konnten.

Auch das israelische Militär versuchte, den Fernsehsender al-Manar
durch Zerstörung des Sendegebäudes auszuschalten. Offenbar hatte aber
Hisbollah damit gerechnet und konnte von einem unbekannten Ort, der
sich von den Israelis nicht ausmachen ließ, weiter
Kriegsberichterstattung im eigenen Sinne und Botschaften von Nasrallah
senden. Ebenso überraschend wie die Finten im Medienkrieg waren die
geringen Erfolge des israelischen Militärs gegenüber der Hisbollah. Wie
schon kurz nach dem Krieg  bekannt (6) wurde, hatten die Hisbollah
nicht nur ein gut ausgestattetes Bunker- und Waffenarsenal, sondern
auch gute Kommunikationsmittel, um sich vor drohenden Angriffen
verstecken und aus dem Hinterhalt zuschlagen zu können, und vor allem
Möglichkeiten, den Funkverkehr des israelischen Militärs abzuhören,
während dieses umgekehrt nicht die Kommunikation der Hisbollah stören
oder abhören konnte. Zudem hatte die Hisbollah schon vor dem Krieg eine
ganze Reihe von Übersetzern geschult, um Informationen aus israelischen
Medien und aus abgehörter Kommunikation schnell übersetzen zu können.

Die Hisbollah konnte nicht nur die Handy-Gespräche belauschen, sondern
mit der Hilfe von iranischer Technik den Code der Funkkommunikation des
israelischen Militärs  knacken und abhören (7) konnte. Dadurch hatten
sie einen, für einen asymmetrischen Konflikt ungewöhnlichen Vorteil, in
Echtzeit über die Truppenbewegungen, die Verluste und die Versorgung
der israelischen Truppen informiert zu sein und beispielsweise Panzer
effektiv angreifen zu können. Das israelische Militär verwendete zum
Stör- und Abhörschutz den üblichen schnellen Frequenzwechsel (frequence
hopping) und zusätzliche eine Verschlüsselung. Vorwiegend verwendet
wird angeblich das amerikanische  SINCGARS (8) (Single Channel Ground
and Airborne Radio System).

Nun  bestätigt (9) auch Haaretz, dass die Hisbollah den Funkverkehr,
die Handykommunikation und die Botschaften an Pager, die teilweise über
Satelliten übertragen wurden, abhören konnten. Haaretz vermutet, dass
diese Möglichkeit auch der Grund dafür war, dass Hisbollah-Mitglieder
am 12. Juli die gut gesicherte Grenze überschreiten und eine
israelische Patrouille überfallen konnten, wobei acht israelische
Soldaten getötet und die zwei entführt wurden, die sich noch immer in
den Händen der Hisbollah befinden und wegen denen Israel den Angriff
begonnen hatte.

Nach Haaretz wurde die Hisbollah von iranischen und syrischen
Geheimdiensten ausgebildet. Schon vor dem Krieg waren
Beobachtungsposten mit moderner Abhörtechnik - "meist aus dem Westen" -
eingerichtet worden, mit denen sie dann die Kommunikation der Truppen,
auch innerhalb Israels, belauschen konnten. Überdies habe Hisbollah ein
Zentrum zur Sammlung und Auswertung von öffentlich zugänglichen
Informationen über Israel aufgebaut. Daraus seien auch taktisch
wertvolle Informationen für Einsatzpläne oder über die Stimmung in
Israel und die Meinungsverschiedenheiten gewonnen worden. "Israel hat
diese Aufklärungsarbeit schon viele Jahre lang gemacht", kommentiert
Haaretz. "Aber es sieht so aus, als sei nun auch Hisbollah ebenso in
der Lage, diese Art der Aufklärung und Analyse zu betreiben."

Mit den Drohnen, der Taktik und den Mitteln der "elektronischen
Kriegsführung" der Hisbollah verschieben sich die Machtverhältnisse in
asymmetrischen Konflikten deutlich sichtbar. Ebenso wie im Prinzip
verheerende Massenvernichtungswaffen von kleinen Gruppen für medien-
und damit öffentlichkeitswirksame Anschläge verwendet werden können,
schrumpft der Vorteil der großen Armeen in Hinblick auf Technik
zusendends, die billiger, besser und leichter handhabbar und vor allem
verfügbar wird. Nicht mehr die Masse an mobilisierbaren Menschen und
zerstörerischer Waffentechnik garantiert den militärischen Erfolg,
sondern auch die technischen Möglichkeiten, Informationen zu erhalten
und zu verteilen. Besonders im "netcentric warfare" werden die
hochgerüsteten Armeen höchst verwundbar, wenn die "information
awareness" und die Möglichkeiten, diese beim Gegner zu stören, auch auf
den "schwachen" übergeht. Dass die "Schwachen" schon lange, wie etwa
US-Verteidigungsminister Rumsfeld nicht müde wird zu wiederholen, die
Supermacht im Medienkrieg ausbooten können, hat Hisbollah mit seinem
Sender al-Manar auch noch einmal vor Augen geführt.

LINKS

(1) http://www.telepolis.de/r4/artikel/23/23292/1.html
(2) http://www.telepolis.de/r4/artikel/9/9752/1.html
(3) http://www.telepolis.de/r4/artikel/14/14570/1.html
(4) http://www.telepolis.de/r4/artikel/14/14555/1.html
(5) http://www.telepolis.de/r4/artikel/14/14399/1.html
(6) http://bekannt
(7)
http://www.newsday.com/news/nationworld/world/ny-wocode184896831sep18,0,
3091818.story?coll=ny-worldnews-print
(8) http://en.wikipedia.org/wiki/SINCGARS
(9) http://www.haaretz.com/hasen/pages/ShArt.jhtml?itemNo=770314


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