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[infowar.de] Iran startet Konkurrenz zu CNN und BBC



http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25569/1.html

Iran startet Konkurrenz zu CNN und BBC
Florian Rötzer 25.06.2007

Der Glaube, dass die eigentliche Macht in den Medien und damit in
Worten und Bildern liegt, ist ansteckend

Nicht Militär und Feuerkraft, sondern die Beeinflussung der
öffentlichen Meinung auf der globalen Bühne schafft Macht und lässt die
eigenen Interessen durchsetzen. Die USA hatten längere Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg auch deswegen den "free flow of information" vehement
vertreten, weil amerikanische Medien weltweit amerikanische Kultur,
Ökonomie, Ideologie und Interessen verbreiten konnten und sollten (
Free Flow of Information (1)). Zuletzt hatte der erste Irak-Krieg die
Macht der amerikanischen Medien demonstriert. Der Satellitensender CNN
dominierte mit seiner 24-stündigen Berichterstattung mitten aus dem
Geschehen die globale Öffentlichkeit. Doch mit dem Internet als
Massenmedium und vor allem dem zweiten Irak-Krieg hat sich die Lage
endgültig verändert.

Zu Beginn des Irak-Krieges war der Einmarsch der Koalitionstruppen mit
dem Konzept der eingebetteten Journalisten nach dem medialen
Trommelfeuer, das auf den 11.9. zur Einstimmung auf den Krieg mit
vielen falschen und verdrehten Informationen folgte, ein letzter
Triumph. Schon zuvor aber hatte das Pentagon Redaktionsräume des
Senders al-Dschasira, das arabische Pendant zu CNN, in Kabul
bombardiert, was sich auch in Bagdad wiederholte. Damit sollte
Propaganda der Gegenseite (z.B. Videos von Bin Laden) unterbunden und
Informationen und Bilder aus der "falschen" Perspektive verhindert
werden.

Weder in Afghanistan noch im Irak war das Internet wirklich als Medium
vorhanden, das sich im Unterschied zu den traditionellen Medien sehr
viel schwieriger kontrollieren lässt. Aber nach dem Einmarsch in den
Irak benutzten auch die Aufständischen und Terroristen mehr und mehr
das Internet und konnten sich über Blogs und andere Kanäle auch ihre
Inhalte unzensiert verbreiten. Zudem wurde überall die Infosphäre
global, weil die Menschen Zugriff auf alle Medien haben, die weltweit
im Internet veröffentlichen. Schon bald klagte der damalige
Pentagonchef Rumsfeld, dass die USA im Medienkrieg den Kürzeren ziehen
würden. Offenbar hatte US-Präsident Bush auch schon erwogen, die
Sendezentrale von al-Dschasira in Katar zu bombardieren.

Vergeblich versuchte die US-Regierung, die Informationshoheit im Irak
und in den arabischen Ländern zu gewinnen. Eine erste große Schlappe
war, dass schließlich al-Dschasira nicht nur eine englischsprachige
Website aufgebaut hat, sondern schließlich auch einen
englischsprachigen Satellitenkanal einrichten konnte ( Frischer Wind im
Fernsehen (2)). Al-Qaida und andere islamistische Gruppen
professionalisierten nach dem Vorbild der tschetschenischen Rebellen
ihre Medienaktivitäten. Die Hisbollah etablierte den Sender al-Manar (
Start eines west-östlichen Medienkriegs? (3)), der auch trotz
Bombardierungen der israelischen Luftwaffe während des Krieges
weitersenden (4) konnte. In Südamerika wurde auf Initiative des
venezolanischen Präsidenten Chavez der Sender teleSUR ausdrücklich als
Gegenmacht gegen amerikanische Medien gegründet ( Mediale Gegenmacht
(5)).

Russland zog mit und etablierte Russia Today ( Störwellen aus Caracas,
Katar und Moskau (6)), während Chirac vor seinem Abtritt als Präsident
mit France 24 noch eine französische Konkurrenz zu CNN startete (
Frankreich rund um die Uhr und den Erdball (7)). Ab Juli beginnt nun
auch der Iran, mit seinem Atomprogramm und als Mitglied der von Bush
ausgewiesenen "Achse des Bösen" unter Kriegsdruck stehend, mit seiner
"Antwort auf CNN und BBC World".

Die iranische Regierung  möchte (8) mit dem geplanten Satellitensender
Press TV (9), der ab 2. Juli international Nachrichten in englischer
Sprache verbreiten soll, die Medienmacht des Westens brechen und
"alternative Perspektiven" auf die Ereignisse mit der üblichen Mischung
aus Nachrichten, Talk-Shows du Dokumentationen anbieten.

Mohammad Sarafraz vom staatlichen Sender Islamic Republic of Iran
Broadcasting ( IRIB (10)),  erklärte (11), dass seit dem 11.9. die
Medien durch den Druck aus dem Westen in zwei Lager aufgeteilt worden
seien. Die einen würden die amerikanische Politik bevorzugen und die
anderen seien radikalen islamistischen Gruppen wie al-Qaida verbunden:
"Wir wollen zeigen, dass es eine alternative Position gibt." Der Sender
hat mehr als 400 Angestellte und 26 Korrespondenten, die weltweit
berichten. Natürlich will man auch nichts als die Wahrheit
veröffentlichen und die vorhandene Einseitigkeit korrigieren.

LINKS

(1) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/12/12549/1.html
(2) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24125/1.html
(3) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19068/1.html
(4) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23338/1.html
(5) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20581/1.html
(6) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21974/1.html
(7) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24280/1.html
(8) http://english.farsnews.com/newstext.php?nn=8604030340
(9) http://www.presstv.ir/news.aspx
(10) http://www.irib.com/
(11) http://www.iribnews.ir/Full_en.asp?news_id=235471




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