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[infowar.de] Klaus Brunnstein zu Cyberwar



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Hallo, 

das Interview hat offensichtlich auf unserer gerade zuende gegangenen
Konferenz stattgefunden, wo Brunnstein am Freitag einen eindrucksvollen
und unterhaltsamen Vortrag gehalten hat. 
Mal sehen, was da noch so alles in den nächsten Tagen in den Medien
kommt.
Wenn die Meldungen einen einigermassen guten Eindruck rüberbringen,
spare ich mir einen eigenen Bericht.

Grüsse, 

Ralf <- erschöpft, aber zufrieden

Spiegel Online, 30.6.2001
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Cyberwar: "Die Kompetenz der Deutschen ist unterentwickelt"
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Computer werden in den Kriegen der Zukunft als Waffen und
Angriffsziele immer wichtiger, prognostizieren Experten. SPIEGEL
ONLINE hat mit dem Datensicherheitsfachmann Klaus Brunnstein darüber
gesprochen, wie real die Bedrohung durch einen Cyberwar ist und
welche Waffen es gibt.


SPIEGEL ONLINE : Herr Brunnstein, sind Cyberwaffen noch im Reich der
Fiktion anzusiedeln oder bereits Realität?

Brunnstein : Im zivilen Bereich gibt es Cyberwaffen, wie Viren,
Würmer und Trojaner bereits. Diese treten bei vielen Anwendern auf,
aber sicherlich selten in krimineller oder kriegerischer Absicht. Wie
oft sie gezielt angewendet werden, lässt sich nur schwer sagen. Vor
allem große Unternehmen berichten nur selten über Attacken. Das
geschieht vornehmlich aus Angst vor Rufschädigung sowie um keine
Nachahmer anzulocken. Auf dem militärischen Sektor sind ebenfalls nur
wenige Fälle öffentlich gemacht worden, etwa Angriffe auf das
Nato-Rechenzentrum im Golfkrieg sowie Attacken jugoslawischer Stellen
auf die selben Rechner während des Kosovo-Einsatzes. Viele der
Berichte über militärischen Einsatz von Cyberwaffen sind wenig
glaubhaft. So sind etwa die angeblichen Computerangriffe der Nato auf
jugoslawische Radar-Steuerrechner im Kosovo-Krieg kaum prüfbar.

SPIEGEL ONLINE : Wer besitzt überhaupt Cyberwaffen?

Brunnstein : Primitive Cyberwaffen kann mittlerweile beinahe jeder
herstellen. Komplexere "bösartige" Funktionen können nur Hersteller
oder Fachleute mit Detailwissen herstellen und nutzen. Sicherlich
gibt es in einigen militärischen Institutionen solche Kompetenz, aber
selbst in USA ist dies nicht weit verbreitet. Die Anzahl der
kompetenten Fachleute dürfte weltweit noch sehr gering sein.

SPIEGEL ONLINE : Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass viele
US-Softwareprodukte so genannte "backdoors" beinhalten, die im
Cyber-Kriegsfall einen Einbruch in feindliche Computer ermöglichen?

Brunnstein : Jedes System hat solche Hintertüren. Sie werden
normalerweise für Produkttests eingebaut, können aber später von
Fachleuten zum Einbruch verwendet werden. Diese geheimen Zugänge
verstecken sich unter Hunderten von Megabyte Code. Es ist eigentlich
nicht möglich, sie herauszufinden, wenn man sie nicht kennt. Es gibt
eine Reihe von "backdoors" in Microsoft-Betriebssystemen, aber auch
Linux ist betroffen.

SPIEGEL ONLINE : In den USA ist im Zusammenhang mit
Cyberwar-Szenarien immer wieder von so genannten Schurkenstaaten die
Rede, aus denen angeblich gefährliche Computerangriffe kommen
könnten. Gibt es solche Staaten überhaupt, und wenn ja, welche sind
das?

Brunnstein : Sofern mit dem Begriff "Schurkenstaat" Nordkorea, Irak
und ähnliche Länder gemeint sind, muss man feststellen, dass es dort
kaum technologische Grundlagen für IT-Angriffe gibt. Weder
ausgebildete Fachleute noch die technische Infrastruktur sind
vorhanden. Anders verhält es sich mit China. Dort steht die
technische Fähigkeit außer Zweifel, zumal viele Chinesen in den USA
ausgebildet wurden.

SPIEGEL ONLINE : Ist der Cyberwar vielleicht nur ein
Schreckgespenst, das Behörden und Geheimdiensten dazu dient, ihre
Etats aufzustocken?

Brunnstein : Momentan glaube ich, dass das so ist. Wenn man mit
hochrangigen amerikanischen Offizieren redet, bekommt man den
Eindruck, die wollten sich auf Vorrat vor etwas schützen, was es noch
gar nicht gibt. Das könnte man als "perverse" Wahrnehmung der
Realität bezeichnen. Richtig ist aber, dass die normalen
IT-Anwendungen der Streitkräfte sehr oft so miserabel administriert
sind, dass es ganz leicht wäre, sie anzugreifen. Man ist also nicht
verwundbar, weil die Gegner überlegen sind, sondern weil es für
Kenner nicht allzu schwer ist, die minimalen Sicherheitsvorkehrungen
zu unterlaufen.

SPIEGEL ONLINE : Die USA wollen nun mit Milliardenaufwand einen
nationalen Computerschutzschild bauen. Halten Sie das für
wirkungsvoll?

Brunnstein : Ich denke, solch ein Schutzschild wäre ein
Fehlinvestition. Alle heutigen Sicherheitssysteme können in jedem
Fall unterlaufen werden. Da helfen Firewalls und
Einbruch-Melde-Systeme gar nichts. Um sich wirklich vor einem
Cyberwar zu schützen, wäre es besser, ein sicheres Netzwerk, ein
"Secure Net", aufzubauen. Dieses müsste abgekoppelt vom jetzigen
Internet funktionieren, mit Computern, die etwa auf einer sichereren
Version von Unix/Linux statt Microsoft Windows setzen. Angesichts der
weiterhin schnellen Ausbreitung von unsicheren Systemen und Netzen
ist das aber ein Projekt für eine kommende Generation.

SPIEGEL ONLINE : Sollte Deutschland ebenfalls versuchen, einen
IT-Schutzschild aufzubauen?

Brunnstein : Das wäre wünschenswert. Doch die Deutschen sind
bestenfalls Mitläufer, man eifert nur den Amerikanern nach. Die
Kompetenz der deutschen Sicherheitsbehörden, etwa des Bundesamts für
Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), und der Industrie ist
ebenso unterentwickelt wie die der Bundesregierung.

SPIEGEL ONLINE : Was müsste die Bundesregierung Ihrer Meinung nach
besser machen?

Brunnstein : Fragen Sie mich was Leichteres! Sie müsste auf jeden
Fall Know-how und Beratungsfähigkeit aufbauen, damit das Problem
überhaupt in seinen wesentlichen Aspekten verstanden wird.

Das Interview führte Christoph Seidler . 

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Diesen Artikel erreichen Sie im Internet unter der URL
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Kontext:

 - Cyber-Krieg: Virtuelle weiße Fahne
   http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,140730,00.html
 - Britischer Außenminister: "Hacker sind gefährlicher als das Militär"
   http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,125547,00.html
 - Cyberkrieg: Aufrüsten gegen die @-Bombe
   http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,121954,00.html


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