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[infowar.de] heise-Ticker zur Cyberwar-Konferenz in Muenchen



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http://www.heise.de/newsticker/data/jk-30.06.01-000/
30.6.2001
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Cyberwars -- von der Realität eingeholt

Ohne Beteiligung von palästinensischer Seite ging die Veranstaltung
Cyberwar between Israel & Palestine zu Ende, die vom Institut für
Kommunikationswissenschaft[1] der Universität München und dem Hubert
Burda
Center for Innovative Communications[2] an der Ben Gurion Unsiversity[3]
von Beer Sheva durchgeführt wurde. Elias Zanneri, stellvertretender
Direktor des Institutes für Israel-Studien aus dem palästinensischen
Ramallah bekam von den israelischen Behörden kein Visum und war daher
der
Konferenz in München nur über eine störungsanfällige Telefonleitung
zugeschaltet.

Auf der Konferenz präsentierten so drei israelische
Kommunikations-Wissenschaftler ihre Forschungen zum Cyberwar im Nahen
Osten. Dov Shinar vom Hubert Burda Center stellte die verschiedenen
Formen
des palästinensischen Einsatzes der neuen Netzmedien vor. Er unterschied
zwischen Aktivismus, dem Bereitstellen von Links zur eIntifada wie
"Al-Aqsa
Intifada" unter dem virtuellen Schutz des palästinensischen Büros für
Statistik[4], dem Hacktivismus von Sites wie Arab Hackers[5] und dem
Cyber-Terrorismus etwa der Hamas[6], die zur Zerstörung (nicht nur) der
DV-Infrastruktur aufruft. Schon die Tatsache, dass die Hamas-Site oft zu
pornografischen Angeboten verzweigt, wenn israelische Hacker aktiv sind,
zeigte den Teilnehmern der Konferenz, dass es Cyberwar gibt. Shinars
Vorstellung endete in einer pessimistischen Absage an Nicholas
Negropontes
Vision in "Being Digital", nach der das das nationale Denken
verschwinden
wird.

Vermittelnde Web-Angebote wie www.MEVIC.org[7] ließen Shinar dennoch
hoffen. Vorsichtig kritisierte er israelische Medien, die die Taten
14-jähriger Skript-Kiddies zu Helden im Kampf gegen die Palästinenser
aufbauschen. Dan Caspi analsysierte das Chat-Verhalten von Al Bawaba[8],
wo
Israelis und Palästinenser sowie weltweit verstreute Interessierte
diskutieren. Auch sein Fazit fiel nicht rosig aus: Gegenüber den
regelmäßig
auflaufenden Flame Wars bleibe ein wirkliches Bemühen um Verständigung
in
der Minderheit. Die Kommunikationswissenschaftlerin Tamar Liebes zeigte
in
ihrer Analyse des Diskurses des israelischen und palästinensischen
Fernsehens, wie Stereotype produziert werden, die dann im Cyberspace und
in
Computerspielen wie dem arabischen "Stone Thrower" auftauchen.
Illusionslos
sprach sie von einer "Yellowisation" des Cyberspace im Cyberwar.

Die deutsche Seite legte auf der Konferenz einen anderen Gang ein. Nicht
der Größtenteils von individuellen Aktionen getragene Cyberwar zwischen
Palästinensern und Israelis stand im Mittelpunkt, sondern der mit allen
Mitteln geführte militärische und nachrichtentechnische Cyberwar.
Christiane Schulzki-Haddouti zeigte, wie der Begriff des Cyberwar Ende
der
80er-Jahre entstand und vor allem in den USA fortlaufend verfeinert
wurde.
Von einfachen Attacken auf Websites bis hin zu den Versuchen, geheime
Konten von Osama Bin Laden zu knacken, reichte ihre historische
Darstellung. Frank Lesiak vom Bundesnachrichtendienst (BND) beschäftigte
sich vor allem mit der Frage, wann eine Attacke dem Cyberwar zugerechnet
werden kann und wann es sich nur um "einfaches" Cybercrime handelt.
Diese
knifflige Frage spielt für den BND darum eine große Rolle, weil er vom
Auftrag her nur beim Cyber- oder Infowar tätig werden soll. Lesiaks
Definition des Cybercrime war sehr umfassend, selbst die in vielen
Softwareprogramen eingebauten Easter Eggs zählten für ihn schon zu den
potenziell kriminellen Attacken.

Mangels Beteiligung der palästinensischen Seite fiel Abschlussdiskussion
der Konferenz eher unbefriedigend aus, zumal die israelischen Teilnehmer
nur Vermutungen darüber abgeben wollten, wie ihre Regierung den Cyberwar
betreibt. Ursprünglich war die Cyberwar-Konferenz als Fortsetzung der
Burda-Reihe Cool People in the Hot Desert[9] geplant und sollte heuer in
Syrien stattfinden. Durch die Absage vieler israelischer Vertreter kam
München ins Spiel. Dort hielten sich hartnäckig Gerüchte, dass die
Palästinenser ihre Teilnahme an der Konferenz von einer
Stiftungsprofessur
für einen plästinensischen Wissenschaftler abhängig machen wollten. An
der
Ben Gurion University finanziert das Hubert Burda Center drei
Lehrstühle.
(Detlef Borchers) / (jk[10]/c't)

Links in diesem Artikel:
 [1] http://www.ifkw.uni-muenchen.de/
 [2] http://burdacenter.bgu.ac.il/
 [3] http://www.bgu.ac.il/
 [4] http://www.pcbs.org
 [5] http://www.arabhackers.org
 [6] http://www.hamas.org
 [7] http://www.MEVIC.org
 [8] http://www.albawaba.com/
 [9] http://burdacenter.bgu.ac.il/cool.html
 [10] mailto:jk -!
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 heise -
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