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[infowar.de] US-Mil und Simulationen mit Hollywood-Technik



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Süddeutsche Zeitung Nr. 168, Dienstag, 24. Juli 2001, Seite V2/11

UMWELT, WISSENSCHAFT, TECHNIK
 
Mission nach Drehbuch 

Filmprofis und Computerexperten basteln an Simulationen, die US-Soldaten
auf Kriseneinsätze vorbereiten sollen 

Ein kleines Dorf mitten in Bosnien. Ein amerikanischer Leutnant sollte
sich eigentlich nur um die Auseinandersetzung eines
Waffenkontroll-Trupps mit der aufgebrachten örtlichen
Bevölkerung kümmern. Doch die Probleme häufen sich: Ein Militärfahrzeug
stößt mit einem Auto zusammen, ein kleiner Junge wird dabei verletzt.
Seine Mutter ist panisch vor
Angst. Ein Kameramann taucht auf und filmt die Soldaten. Unruhen drohen
auszubrechen. Was soll der Leutnant tun? 

Die Szene spielt sich nicht wirklich auf dem Balkan ab, sondern an der
University of Southern California (USC), und sie dauert gerade mal
sieben Minuten. Sie ist das erste Ergebnis
eines Projekts, das virtuelle Realität und künstliche Intelligenz in
einer Simulation zur Schulung von Soldaten verbindet. 

Drei Institute der Universität arbeiten im Auftrag der US Army an dem
Mission Rehearsal Exercise (MRE) genannten Trainingsprogramm. Es soll
die Soldaten darauf vorbereiten, in
schwierigen und unvorhersehbaren Situationen unter Stress die richtigen
Entscheidungen zu treffen. Denn das Militär hat zwar im Überfluss
Programme, die lebensecht
Schlachtengetümmel nachstellen ? um den sensiblen Umgang mit der
Bevölkerung in Krisengebieten zu vermitteln, fehlt ihr dagegen das
Handwerkszeug. Das soll ihr nun das
MRE-Projekt verschaffen, das statt des Verhaltens von Panzern das von
Menschen simuliert. 

Fast schon zu realistisch 

Zehn Lautsprecher und zwei Subwoofer-Basslautsprecher, eine knapp 14
Meter breite, gekrümmte Leinwand und drei Projektoren sollen die
Soldaten in eine andere Welt
versetzen. Mit Erfolg, sagt William Swartout, technischer Leiter des
1999 gegründeten Institute for Creative Technologies (ICT) der USC, auch
wenn Bilder, Animation und Ton
noch nicht perfekt seien. Die sieben Minuten nähmen trotzdem so manchen
ganz schön mit: ?Wir hatten Leute hier, die für die Army in Bosnien oder
im Kosovo waren ? denen war
die Simulation schon fast zu realistisch.? 

Am MRE arbeiten Trainingsoffiziere der US Army und Computerforscher,
Experten für elektronische Spiele und Hollywood-Veteranen. Die Armee
gibt ein Gerüst an Ereignissen
vor, das die Filmprofis mit Leben füllen. Ihre Aufgabe ist es, einen
plausiblen Plot zu schaffen, Emotionen zu wecken und die Teilnehmer ganz
in die Geschichte hineinzuziehen.
Drehbücher legen die Handlungen von Nebencharakteren fest, wichtigere
Figuren werden durch künstliche Intelligenz gesteuert. In das Programm,
das die Mutter des verletzten
Kindes kontrolliert, flossen auch psychologische Erkenntnisse ein.
Deshalb reagiert sie je nach Situation wütend oder traurig. 

Die Texte der Figuren kommen zum Teil vom Band ? Schauspieler nahmen die
Rollen der Personen auf, die nicht allzu viel zu sagen haben und bei
denen es wie bei der Mutter auf
den Gefühlsausdruck ankommt. Für den Sergeant dagegen, von dem sich der
Leutnant ? zumindest wenn er klug ist ? beraten lässt, entwirft ein
Computerprogramm Text, der dann
in Sprache umgewandelt wird. 

Nun feilen die Forscher für eine zweite Version, die im Herbst
vorgestellt werden soll, weiter an Ton, Graphik, Schnittstellen zum
Nutzer und vor allem an der Handlung selbst. ?Wir
müssen Situationen berücksichtigen, an die wir ursprünglich nicht
gedacht hatten?, erklärt Swartout. Die Ausgangssituation im neuen Modell
soll ähnlich sein ? ?aber wir bauen das
Szenario aus, so dass noch mehr Dinge passieren können?. 

Und dann wird es langsam ernst für MRE. Versuche mit Soldaten sollen
zeigen, ob es auch seinen Zweck erreicht. Sie werden vor und nach der
Simulation getestet ? in der
Hoffnung, dass sie danach besser mit schwierigen Situationen umgehen
können. Dann, in ein paar Jahren, bekomme das Militär die ersten
Prototypen und könne anfangen, Soldaten
damit zu schulen, sagt Swartout. Auch in der Bildung könne er sich
solche Simulationen vorstellen: Schüler würden dann etwa im
Erdkunde-Unterricht in ein peruanisches Dorf
versetzt und könnten sich mit den Bewohnern unterhalten. 

Dafür dürfte so manches Lehrmittel-Budget zu knapp sein. Doch die
Institute arbeiten auch an einer abgespeckten Version für die
Playstation, erklärt der technische Direktor des
ICT. Falls jemand dann mal Friedenstruppe in Bosnien spielt: Immer auf
erfahrene Untergebene hören und sich um den verletzten Jungen kümmern.
Sonst kommt die Mission in
Teufels Küche. 

                                                                                                                           
Antonie Bauer 

Vierzehn Meter Leinwand und drei Video-Projektoren verwandeln einen Raum
an einer kalifornischen Hochschule in eine bosnische Straße. Hier muss
ein junger Offizier gleich
mehrere Probleme lösen. Foto: USC Institute for Creative Technologies


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