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[infowar.de] Pakistans Geheimdienst: Low-Tech Intelligence
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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"Für Afghanistan ist "Joint Intelligence North" zuständig. Diese
Abteilung lenkte die Taliban, Al Qaeda und einige in Kaschmir tätige
Guerillagruppen."
Mir scheint, dieser Aspekt ist in der derzeitigen deutschen Debatte um
die Abhörbefugnisse und das Versagen der Geheimdienste stark
unterbelichtet. Eigentlich wäre das doch eine Gelegenheit, mal
grundsätzlich die Frage nach Sinn und Unsinn von Geheimdiensten zu
stellen. RB
Frankfurter Rundschau, 9.10.2001
IM BLICKPUNKT
US-"Auge " in Afghanistan
Pakistans Geheimdienst ISI
Von Karl Grobe (Frankfurt a. M.)
Der Geheimdienst Pakistans ist für die USA in ihrem Kampf gegen das
Taliban-Regime, Osama bin Laden und seine Organisation Al Qaeda die
wahrscheinlich wichtigste Informationsquelle. Mit Satelliten und
Aufklärungsflugzeugen können die Militärplaner der USA zwar
konventionelle Truppenbewegungen und Militäranlagen erkennen, Angriffe
kleiner Gruppen und deren Vorbereitung können sie dagegen kaum
entdecken. Dafür sind Informanten an Ort und Stelle unverzichtbar.
Über solche Informanten in Afghanistan verfügen die USA selbst nicht;
Ortsfremde fallen auf und werden sofort enttarnt. Der pakistanische
Geheimdienst Inter Services Intelligence (ISI) hat andere Möglichkeiten.
Er kann unter den Flüchtlingen in den Lagern Spione anwerben oder sie
auch aus der eigenen Bevölkerung des Nordwestens rekrutieren -
Paschtunen, welche die Sprache der Taliban dialektgetreu sprechen und
unter ihren Stammesverwandten nicht auffallen.
Zudem hat der ISI beim Aufbau aller Widerstandsgruppen seit der
sowjetischen Invasion 1979 Pate gestanden. Er hat die Finanzmittel aus
den USA, Saudi-Arabien und anderen Ländern verteilt, Kämpfer
ausgebildet, die Taliban-Aktivisten der ersten Zeit "erfunden" und dabei
Informationen gesammelt. Informationen darüber an die USA weiterzugeben,
hat ISI-Boss Generalleutnant Mahmood Ahmed den USA versprochen. Er war
am 11. September zur Zeit der Terroranschläge in Washington und machte
seinen Berufskollegen von der CIA und anderen Diensten Zusagen.
Die ISI-CIA-Verbindung ist älter als der Afghanistan-Krieg, den die
Mudschaheddin seit 1979 gegen die Sowjetarmee führten. Die Pakistanis
gelten seit den 50-er Jahren als "Augen und Ohren" der USA; sie haben
freilich auch eigene Interessen.
Der ISI ist 1948 kurz nach der Unabhängigkeit Pakistans - eines damals
festen Verbündeten des Westens - entstanden, dem Vorbild der
kaiserlich-iranischen Organisation Savak nachgestaltet und von
Instrukteuren der Geheimdienste aus den USA (CIA) und Frankreich (SDECE)
ausgebildet worden. Nach 1979 übertrug der damalige Militärdiktator
Zia-ul Haq ihm Inlandsaufgaben: Ausschaltung der Volkspartei und der
Bhutto-Familie, welche diese Partei führte. Auch zu diesem Zweck
förderte er gewisse radikal-islamistische Parteien, die zu den engsten
Verbündeten der Taliban und der Al Qaeda zählen.
Für Afghanistan ist "Joint Intelligence North" zuständig. Diese
Abteilung lenkte die Taliban, Al Qaeda und einige in Kaschmir tätige
Guerillagruppen. Sie dürfte jetzt die für die USA wichtigen
Informationen liefern. Doch sie hatte lange Zeit eine weitere Aufgabe,
nämlich Pakistan "strategische Tiefe im Nordwesten" zu verschaffen - mit
dem Aufbau eines von Pakistan mehr oder weniger abhängigen Regimes in
Afghanistan. Die Verfechter dieser Linie sind keine Freunde der USA.
Ihre Loyalität zum obersten Dienstherrn, Präsident Pervez Musharraf, ist
zweifelhaft.
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