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[infowar.de] US-Regierung beauftragt Werbeagentur für den Krieg
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/special/auf/9942/1.html
Werbeagentur soll für besseres Image sorgen
Max Böhnel 29.10.2001
Zur Vertiefung seines Informationsmonopols im "Krieg gegen den
Terrorismus" setzt das Weiße Haus auf eine bewährte Methode:
professionelle Public-Relations-Firmen
Rendon Group [0] mit dem Firmenmotto "Information As An Element Of
Power" heißt die glückliche Firma, die vor kurzem vom
US-Verteidigungsministerium mit einem Vertrag über 397.000 Dollar mit
der Aufbesserung seines öffentlichen Image beauftragt wurde. Der Deal
erstreckt sich zunächst über den Zeitraum von vier Monaten und sieht
vor, dass "Rendon" für die amerikanischen Strategen eine ansprechende
Multimedia-Webseite über "Terrorismus" entwirft, die öffentliche
Nachrichtenberichterstattung in 79 Ländern auswertet, dort ansprechbare
"Fokus"-Gruppen herausfiltert und Empfehlungen erstellt, wie die
US-Militärs in Zukunft Antikriegs- und Antiamerika-Agitation mit
Gegenpropaganda kontern könnten.
"Rendon" wurde angeheuert, um der Welt die amerikanischen Luftschläge
in Afghanistan schmackhaft zu machen. Wenn das PR-Projekt Früchte
trägt, dann wird "Rendon" von der CIA Folgeaufträge für ein Jahr
erhalten. So steht es im Vertrag.
Man habe "schnell reagieren müssen", erklärte der für Propaganda und
Pressekontakte zuständige Leutnant Kenneth McClellan den Beschluss der
amerikanischen Kriegsstrategen, eine private PR-Firma anzuheuern. Denn
der "Krieg gegen den Terrorismus" wird, obwohl ihm von den meisten
Regierungen der Welt unverzüglich Unterstützung zugesagt worden ist,
von vielen Bevölkerungsschichten in diesen Ländern mit weniger
Enthusiasmus mitgetragen. Vor allem in der islamischen Welt ist nach
Formulierungen wie "Kreuzzug" (Präsident Bush) der Eindruck entstanden,
es handele sich statt eines Antiterror-Krieges eher um einen Krieg
gegen den Islam. Und in vielen nicht-islamischen Ländern herrscht nicht
erst seit dem Afghanistankrieg der Eindruck, dass es den USA vielleicht
doch nicht um "freedom" und "democracy" geht. Diese negative Sichtweise
gilt es aus der Sicht der USA mit PR-Maßnahmen zu korrigieren.
Der Beschluss der US-Behörden, ihren jüngsten "Antiterror"-Krieg neben
internationaler Bündnispolitik mit PR-Maßnahmen zu begleiten, ist neu -
aber er kommt vielleicht schon zu spät, wie manche Kritiker bemerken.
So hatten Präsident Bushs Sicherheitsberater nach der Ausstrahlung des
ersten Usama-bin-Ladin-Videos im arabischen Fernsehsender Al-Dschasira
[1] massiv Druck ausgeübt, um den Sender mundtot zu machen ( Sex,
Religion und Politik [2]).
Das aber ging nach hinten los. Die USA wollen den einzigen
pluralistischen Sender der arabischen Welt mit seinen Millionen von
Zuschauern dichtmachen? Erst als diese Frage von Marokko bis Pakistan
diskutiert wurde, rang sich Bushs Sicherheitsstab durch, den Druck zu
verringern und Regierungsbeamte wie Sicherheitsberaterin Condoleezza
Rice und Pentagon-Chef Donald Rumsfeld zu Interviews in "Al-Dschasira"
zu entsenden. Der stellvertretende Außenminister Richard Armitage
durfte nachsetzen und im indonesischen Fernseh-Sender "Metro TV"
sprechen.
Dennoch sind Weißes Haus, Pentagon und Außenministerium streng darauf
bedacht, die Kontrolle in der Medienberichterstattung zu vertiefen -
zumindest an der Heimatfront, die nach dem Motto "united we stand"
ausgebaut wird. So gilt weiterhin ausnahmslos, dass US-Journalisten der
Zugang zu Schlüsselbeamten erschwert wird. Satellitenbilder, die
Kriegsschäden oder Schlimmeres in Afghanistan beweisen könnten, werden
im Eilverfahren vom internationalen Markt weggekauft (
US-Verteidigungsministerium kauft Satellitenbilder von Afghanistan
[3]). Die Aufforderung an die großen US-Fernsehsender, Zurückhaltung,
ja Selbstzensur zu üben, wird täglich erneuert - und von den
Programmdirektoren befolgt ( US-Regierung im Medienkrieg [4]).
In den Talkshows zur besten Sendezeit bestehen die "Experten"-Runden
durch die Bank aus Kriegsbefürwortern, moderiert von Journalisten, die
sich dem Krieg öffentlich verschrieben haben. Nicht nur Ex-Generäle und
Kalte-Kriegs-Dinosaurier wie Henry Kissinger oder Oliver North geben
ihre Expertisen zum Besten. CNN scheute sich nicht, den erklärten
Neonazi Larry Wayne Harris ("Aryan Nation") bisher 17 Mal als Experten
für Bioterrorismus zu interviewen - ohne auf seine Nazi-Connections
hinzuweisen. Harris wurde und wird offenbar auch weiterhin von CNN
stattdessen in seiner Eigenschaft als Mikrobiologe um seine Meinung
gebeten. Er war vor drei Jahren vom FBI festgenommen worden, weil er
mehrere Ampullen Beulenpest im Handschuhfach seines Fahrzeugs
herumfuhr. Auf diesen Zusammenhang wies am Freitag die Journalistin Amy
Goodman in ihrer Radiosendung Democracy Now [5] hin, in der sie Harris
- und damit CNN - in einem Telefoninterview vorführte. Nachdem die
Anthrax-Briefe bislang nicht auf arabische Terroristen zurückgeführt
werden konnten, wird mittlerweile auch von der Regierung in Betracht
gezogen, dass diese von rechtsextremen Gruppierungen im eigenen Land
stammen könnten - und da wäre auch Harris möglicherweise ein Kandidat (
Der Feind im eigenen Land? [6].
Das Pentagon hat eine "Sonderkommission Kunst und Unterhaltung"
einberufen: dazu haben sich führende Hollywood-Studios verpflichten
lassen ( Krieg ist die Fortsetzung der Blockbuster mit besseren Mitteln
[7]). Als wichtigste Erfahrung gilt die erfolgreiche Marketingstrategie
aus den Zeiten des Golfkrieges vor elf Jahren. "Operation Wüstensturm
ließ nur eine Sichtweise der Schlacht zu, nämlich diejenige, die vom
Militär zugelassen wurde", meint der PR-Experte Eugene Secunda,
Professor für Marketing: "Nach dem Irak-Krieg haben die Strategen die
Kriege der Zukunft vorbereitet. Eine der wichtigsten Lehren war die
Notwendigkeit, starke öffentliche Zustimmung herbeizuführen - durch ein
mächtiges und streng reglementiertes PR-Programm, mit besonderem
Bemühen um eine positive Berichterstattung".
Dass ein Krieg nur mit erfolgreicher PR zu gewinnen ist, sieht die
Firma "Rendon" als ihren Kampfauftrag. "Wir glauben an die Menschen",
heißt es in der Selbstdarstellung des in Boston und Washington
beheimateten Unternehmens. Es wolle "Menschen helfen, auf dem globalen
Markt zu gewinnen". Man bewundere und respektiere deshalb "kulturelle
Unterschiede".
Was den Medienkritiker Norman Salomon, mit der Media Watch Group Fair
[8] und der Webseite Mediachannel [9] eine einsame Stimme der Vernunft
in den USA, zu der Beobachtung veranlasst hat, für einige Menschen
bedeute Krieg "Terror, Katastrophe und Tod, für andere ein PR-Problem.
Während die Bomben schon routinemäßig auf Afghanistan fallen,
beherrscht jene Berichterstattung die Bildschirme in den Vereinigten
Staaten." Zuhause, schließt Salomon, habe das Pentagon den PR-Krieg
gewonnen - "bis auf Weiteres".
Links
[0] http://www.rendon.com/
[1] http://www.aljazeera.org
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/9740/1.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/raum/9842/1.html
[4] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/9782/1.html
[5] http://www.webactive.com/pacifica/exile/dn20011024.html
[6] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/9886/1.html
[7] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/kino/9884/1.html
[8] http://www.fair.org/media-beat/011025.html
[9] http://www.mediachannel.org
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