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[infowar.de] TELEPOLIS: Neues Bin Ladin Video
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Neues Bin Ladin Video
Florian Rötzer 27.12.2001
Wieder sorgt der arabische Sender Al-Dschasira für
"Gegenöffentlichkeit", Bin Ladin setzt weiter auf den Kampf des Westens
gegen den Islam und rechtfertigt den Terror
Wie vom Erdboden verschwunden ist Usama bin Ladin schon seit geraumer
Zeit. Schon lange gab es nur noch Spekulationen, wo er sich aufhalten
könnte und ob er überhaupt noch am Leben ist. Für die Amerikaner, die
25 Millionen Dollar für Hinweise bieten, die zur Ergreifung des als
Anführer des Bösen bezeichneten Terroristenchefs führen, wäre der
Feldzug gegen den Terrorismus kaum als erfolgreich darstellbar, wenn
die Hauptfigur entkommen wäre. In letzter Zeit gab es Spekulationen,
Bin Ladin könne an einer Lungenkrankheit gestorben oder durch die
Bombardierung der Höhlenanlage in Tora Bora getötet worden sein. Just
zu dem Zeitpunkt präsentiert der Fernsehsender [1]Al-Dschasira ein
neues Video mit Bin Ladin ( [2]Al-Dschasira: Propaganda-Maschine oder
Pionier arabischer Medienfreiheit?).
Möglicherweise ist mit der Veröffentlichung des neuen Videos am
Mittwoch Abend die schlimmste Vorahnung der US-Regierung in Erfüllung
gegangen. Nicht dass Bin Ladin geheime Botschaften in dem Video
versteckt hätte, wie man früher die Veröffentlichung der Videos durch
Medien kritisiert hatte, ist das Problem, sondern allein die
Möglichkeit, dass er weiterhin in Sicherheit und am Leben ist - und
dass die US-Regierung den umstrittenen arabischen Sender nicht
kontrollieren kann, der zwar nicht auf der Seite von Al-Qaida steht,
aber dennoch als deren Sprachrohr mit fungiert hat.
Nach Al-Dschasira wurde das Video, von dem der Sender bislang nur
Teile zeigte, in den letzten beiden Wochen aufgenommen und widerlege
die Behauptungen, er sei getötet worden. Wie der Sender an das Video
gelangt ist, gab er nicht preis. Bin Ladin, nicht sehr gesund aussehend
und im Kampfanzug mit einem Gewehr neben sich, sagt, dass er noch lebe
und dass das Video als eine Art Bestandsaufnahmedrei Monate nach den
Anschlägen auf das WTC sowie zwei Monate nach dem "Angriff auf den
Islam" dienen soll. Das allerdings könnte darauf hinweisen, dass das
Video bereits Anfang oder Mitte Dezember aufgenommen wurde, was nicht
ausschließen würde, dass Bin Ladin später gestorben ist oder getötet
wurde. Ebenso wie der Streit um das Bin-Ladin-Video, das vom Pentagon
veröffentlicht wurde, um dessen Authentizität geht, wird es jetzt bei
diesem Video um das Aufnahmedatum gehen - und die sich daraus
ergebenden Folgen ( [3]Wahrheit und Fälschung im digitalen Zeitalter).
Da Bin Ladin nicht auf den Konflikt zwischen Indien und Pakistan
eingeht, darf man vermuten, dass das Video auf keinen Fall vor
Weihnachten gemacht wurde.
Bin Ladin verurteilt die Bombardierung Afghanistans und zieht aus den
"letzten Ereignissen" den Schluss, dass der Westen und besonders die
USA einen "unvorstellbaren Hass auf den Islam" haben. Die USA hätten
gezielt Dörfer vernichtet, es sei eine Lüge, dass Bomben fehl gegangen
seien: "Wie viele Dörfer wurden zerstört, ohne ein Verbrechen begangen
zu haben? Wie viele Millionen Menschen wurden durch die beißende Kälte
heimatlos gemacht, und wie viele dieser unterdrückten Männer, Frauen
und Kinder müssen nun in Zelten in Pakistan leben? Sie haben kein
Verbrechen begangen. Amerika hat diesen Angriff nur aufgrund eines
Verdachts begonnen."
Bin Ladin setzt wie schon früher darauf, einen Kreuzzug des Westens
gegen die muslimische Welt zu stilisieren, der jede Art des Terrors
gegen die "Ungläubigen" als Reaktion rechtfertigt. Die USA hätten so
gezielt eine Moschee in Khost angegriffen, in der sich Gläubige
versammelt hatten. Das US-Verteidigungsministerium hat dies zwar
eingeräumt, aber die Bombardierung als Unglück bezeichnet. Usama bin
Ladin zieht aus all dem die Rechtfertigung für "unseren Terrorismus"
gegen die USA, der eine Reaktion auf die Ungerechtigkeit sei und darauf
ziele, die Unterstützung Israels zu beenden, das "unsere Leute tötet".
Heute will der Sender Al-Dschasira, der die Strategien zu beherrschen
scheint, wie man eine Weltöffentlichkeit inszenieren kann, das Video in
seiner gesamten Länge bringen. Der Pentagonsprecher Richard McGraw
teilte mit, dass man nicht wisse, ob das Video echt und neu sei:
"Nichts, was Bin Ladin macht, überrascht mich." Der Medienkrieg geht
also weiter.
Links
[1] http://www.aljazeera.net/
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/11205/1.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/11359/1.html
Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/11441/1.html
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