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[infowar.de] bundeswehr und it



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Welt am Sonntag, 6.1.2002

Gefecht um die IT der Truppe

Die Bundeswehr privatisiert ihre komplette  Informationstechnik.
Siemens, EADS und die Deutsche Telekom streiten um den
6,5-Milliarden-Euro-Auftrag

Von Sonja Banze

Operation Herkules. Eines der größten Outsourcing-Projekte aller Zeiten
und ein willkommener Rettungsanker für die von UMTS und schwacher
Mobiltelefonie geschüttelten Telekommunikationskonzerne. Um den Auftrag
streiten derzeit denn auch zwei hochkarätig besetzte Konsortien:
T-Systems, das Systemhaus der Deutschen Telekom, will mit Siemens und
IBM zusammenarbeiten; das EDV-Beratungsunternehmen CSC Ploenzke mit
Mobilcom und dem Rüstungs- und Airbuskonzern EADS.

Die Ansprüche an die Bewerber sind hoch, schließlich rührt das Projekt
an einen neuralgischen Punkt des neuen Sicherheitsbedürfnis-Staates:
"Hiermit erklären wir Ihnen den Krieg" würde Rudolf Scharping fortan
über private Rechner und Leitungen schicken. Es geht um die
Rechenzentren der Bundeswehr, die von derzeit 360
informationstechnischen Insellösungen alle auf SAP R3 umgestellt werden
sollen, es geht um alle Endgeräte, um die Kommunikation innerhalb der
Kasernen, um das Datennetz zwischen den Bundeswehreinrichtungen bis hin
zu den Satelliten-Bodenstationen, im schlimmsten Fall die einzige
Verbindung der Generäle zu ihren Truppen im Ausland und ihren
NATO-Partnern.

Hacker, Cyberwar - denkbar ist vieles. Ganz oben auf der umfangreichen
Check-Liste der Generäle steht: Sicherheit. "Wir können kein Telefonnetz
wie Tante Frieda gebrauchen", heißt es auf der Hardthöhe. Besonders viel
Wert wird auf ein so genanntes, im Ernstfall abkoppelbares "Kernnetz"
gelegt, das zum Beispiel Verteidigungsministerium und
Einsatzführungskommando in Potsdam verbindet oder die Führungskommandos
der Teilstreitkräfte.

Die Bieter-Konsortien schweigen sich zu ihren Angeboten und Plänen noch
aus; nach Information von WELT am SONNTAG unterscheiden sie sich aber
genau in diesem Punkt: Die Gruppe um die Telekom bietet ein einziges
Netz an, in dem das Kernnetz nur "logisch", also via Passworten oder
Internet-Protokollen abgeschottet werden kann. Die anderen wollen zwei
voneinander getrennte Netze einrichten.

Zweite wichtige Bedingung der Bundeswehr: Die derzeit rund 5000
IT-Angestellten der Bundeswehr müssen von der neuen Gesellschaft
übernommen werden. Gekündigt werden soll keinem.

Bis Ende Februar will die vergangenen Sommer eingesetzte IT-Task-Force
der Hardthöhe die beiden Angebote Punkt für Punkt durchgecheckt haben.
Im Juni fällt die Entscheidung, mit welchem der beiden Konsortien die
gemeinsame Firma gegründet wird, die derzeit noch unter dem Arbeitstitel
"IT-Gesellschaft" firmiert. Die Bundeswehr selbst wird daran den
Minderheitsanteil von 49,9 Prozent halten.

Für das Konzern-Konsortium und die Bundeswehr als Gesellschafter
wirtschaftlich lukrativ ist nicht so sehr die Bundeswehr selbst als
Kunde, sondern vielmehr die Möglichkeit, sowohl das Netz als auch die
Dienstleistung der Bundeswehr-Rechenzentren auch Dritten anzubieten.
Staatliche Einrichtungen wie das Auswärtige Amt oder der
Bundesgrenzschutz könnten IT ebenso bei Bundeswehr und Co. einkaufen wie
Unternehmen, die besonders viel Wert auf Datensicherheit legen, wie
Banken oder Flughäfen. Auch über mögliche Umsatzperspektiven solcher
Drittgeschäfte schweigen die Konsortien.

Die Bundeswehr geht auch hier auf Nummer sicher. Sie legt Wert auf ein
Vetorecht gegen ihr unliebsame Drittkunden, ebenso wie auf das
Vorkaufsrecht auf die 50,1 Prozent der IT-Gesellschaft in Konzernhänden.
"Für den Fall, dass Saddam Hussein den Laden kaufen will", frotzelt man
auf der Hardthöhe.




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