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[infowar.de] Re: Duldet die Bundesregierung Wirtschaftsspionage durch Echelon?



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Hier der Volltext. 
Kleiner Tipp: Wenn Webseiten so eingestellt sind, dass markieren (und
anschliessendes Copy & Paste) nicht geht, dann klickt bei Netscape
einfach auf "Datei -> Seite bearbeiten". Dort kann man wunderbar alles
markieren und kopieren. RB

Montag, 28.01.2002
de.internet.com

Abhöranlage Bad Aibling: Wen spioniert die USA 
aus? (Teil 1)
http://de.internet.com/index.html?section=Marketing-News&id=2011707

Über die Entwicklungen um die Abhörstation im 
süddeutschen Bad Aibling berichet Stefan Krecher. Der 
Autor ist im Chaos Computer Club (CCC) aktiv. Der 
Beitrag erschien erstmals in der aktuellen Ausgabe der 
'Datenschleuder', dem Organ des CCC.

In der Ausgabe Nummer 76 berichtete die 
Datenschleuder von der bevorstehenden Schließung 
der Abhörstation in Bad Aibling (Bayern/DE). Ende 
Oktober verkündete dann das 
US-Verteidigungsministerium, dass in Bayern, vorerst 
bis zum Jahre 2004, weitergelauscht wird. Die 
Begründung mutet etwas fadenscheinig an: im 
Wesentlichen scheint man sich auf die veränderte 
sicherheitspolitische Lage zu berufen.

Das Hin und Her um Bad Aibling ist schon fast grotesk, 
keiner kann genau sagen, was dort passiert und wer 
belauscht wird. Vor ein paar Monaten wurde 
behauptet, dass die Kapazität im englischen Mega-Ohr 
in Menwith Hill den Standort in Bad Aibling überflüssig 
mache, und plötzlich ist der deutsche Echelon-Ableger 
so wichtig.

Aber halten wir uns vorerst ein paar Fakten und eine 
grobe Timeline vor Augen: Seit dem Ende des zweiten 
Weltkrieges wird in Bad Aibling von amerikanischen 
Militärs und Geheimdiensten (in wechselnden 
Konstellationen) eine Abhörstation betrieben. Diese 
Abhörstation ist Teil eines globalen Netzwerkes, 
dessen Grundlage das "UK-USA Security Agreement" 
(UKUSA) ist, und dem sich Australien, Kanada und 
Neuseeland anschließen. Deutschland als Nato-Partner 
hat auf die ausspionierten Daten lediglich Zugriff als 
"Drittverwerter" und befindet sich in einer ständigen 
"Bettelrolle".

Die rechtliche Grundlage für die lauschenden 
Amerikaner in Bad Aibling ist das NATO-Truppenstatut, 
welches militärische Aufklärung erlaubt und ihnen quasi 
Hoheitsrechte auf dem Gelände zugesteht. Eine 
Begehung durch deutsche Behörden ist eingeschränkt 
möglich, beschränkt sich dann aber nur auf nicht 
sicherheits-/geheimhaltungsrelevante Bereiche.

Bad Aibling - ein Teil von Echelon

Interessanterweise taucht erst im Januar 2000 ein 
Dokument der "Air Intelligence Agency" aus dem Jahr 
1995 auf, aus dem über Umwege abgeleitet werden 
kann, das Bad Aibling eine "Echelon Unit" ist und gibt 
den Spekulationen um das sagenumworbene 
Echelon-System neuen Auftrieb. Im Juli des selben 
Jahres wird schließlich vom europäischen Parlament ein 
Untersuchungsausschuss eingesetzt. Stimmen werden 
laut, die vermuten, dass die Amerikaner das 
Echelon-System auch zur Wirtschafts- und 
Industriespionage nutzen. Im November erfährt die 
Presse, dass die USA Gelder bereitstellen wollen, um 
den Horchposten Bad Aibling weiter auszubauen.

Im ersten Quartal 2001 werden die Spekulationen um 
Echelon und Bad Aibling immer wilder, hinzukommt, das 
erste Erkenntnisse des Untersuchungsausschusses die 
Öffentlichkeit erreichen. Es werden mehrere Klagen 
abgewiesen, in denen die Bundesregierung bezichtigt 
wird ein Abhörsystem u.a. zur Wirtschaftsspionage zu 
dulden. Begründungen für die abgewiesenen Klagen 
sind Mangel an Beweisen und die Versicherung der 
USA, das in Bad Aibling ausschließlich militärisch 
aufgeklärt würde. Eine nichtmilitärische Nutzung wäre 
nicht vorschriftsgemäß und ist somit ja auszuschließen 
- so der Standpunkt der Staatsanwaltschaften.

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Abhöranlage Bad Aibling: Wen spioniert die USA  aus? (Teil 2)
http://de.internet.com/index.html?section=Marketing-News&id=2011707

Über die Entwicklungen um die Abhörstation im 
süddeutschen Bad Aibling berichet Stefan Krecher. Der 
Autor ist im Chaos Computer Club (CCC) aktiv. Der 
Beitrag erschien erstmals in der aktuellen Ausgabe der 
'Datenschleuder', dem Organ des CCC.

Im Mai 2001 stellt der Untersuchungsausschuss bei 
einer Geländebegehung in der Abhörstation in Bad 
Aibling fest, dass alle Antennen nach Osteuropa 
ausgerichtet sind. Später scheinen sich Beweise für 
Wirtschaftsspionage zu häufen, der Ausschuss kommt 
zu dem Schluss, das evtl. Verstöße gegen die 
europäische Menschenrechtskonvention vorliegen. Am 
31. 5. schließlich wird bekannt gegeben, dass die 
Abhörstation Bad Aibling geschlossen werden soll.

Am 3. 7. wird der Echelon-Abschlussbericht vom 
Untersuchungsausschuss verabschiedet und am 5. 9. 
vom europäischen Parlament ebenso. Der 
Abschlussbericht weist unter anderem darauf hin, dass 
das Echelon-System durchaus geeignet ist, 
Wirtschaftsspionage zu betreiben. Namentlich werden 
Deutschland und England dazu aufgefordert, 
US-Überwachungsaktivitäten auf ihrem Territorium 
davon abhängig zu machen, ob diese gegen die 
europäische Menschenrechts/Charta verstoßen. Für 
die Bundesrepublik besteht also zunächst kein 
Handlungsbedarf, da man noch davon ausgeht, das 
Bad Aibling geschlossen wird.

Am 11. 9. verändert sich die Lage radikal - als Folge 
der Terroranschläge in den USA wird den 
US-Geheimdiensten vorgeworfen versagt zu gaben. Die 
USA befinden sich im Zugzwang und greifen zunächst 
einmal Afghanistan an. Nachdem im Oktober dann der 
deutsche Bundeskanzler per cron-job unaufhörlich 
seine uneingeschränkte Solidarität zu den USA 
verkündet, gibt ein Sprecher des 
US-Verteidigungsministeriums bekannt, dass in Bad 
Aibling weitergelauscht werden soll.

Schließung der Anlage ist nach dem 11.9. vom 
Tisch

Was ist da nun passiert? Ein mögliches Szenario 
könnte so aussehen: die Bundesregierung gerät unter 
Druck, einmal wegen der Vorwürfe aus der Bevölkerung 
US-Wirtschaftsspionage und massenhaft 
unkontrolliertes Abhören zu dulden und zum anderen 
wegen der Forderungen des 
Echelon-Abschlussberichtes. Die Bundesregierung 
versucht an mehr Informationen darüber zu kommen, 
was wirklich in Bad Aibling passiert und vor allem 
möchte sie teilhaben an den Abhörergebnissen. 
Vielleicht wird sogar damit gedroht, das 
NATO-Truppenstatut enger auszulegen und einer 
nichtmilitärischen Nutzung durch u.a. 
Geländebegehung auf die Schliche zu kommen. Laut 
Untersuchungsausschuss gibt es ja angeblich auch 
Beweise für die nichtmilitärische Nutzung.

Da die US-Regierung nicht gewillt ist die ersehnten 
Informationen zu teilen und unter Umständen weitere 
Enthüllungen befürchtet, zieht sie die Lauscher aus 
Bad Aibling ab. Seit dem 11. 9. herrscht die Situation 
vor, das den Amerikanern schlecht etwas 
abgeschlagen werden kann, was diese natürlich 
ausnutzen und bekannt geben, weiter in Bad Aibling 
Stellung zu halten.

Wenn sie, wie sie immer behaupten, nur militärische 
Aufklärung betreiben, hätten sie den Standort Bad 
Aibling gar nicht erst aufzugeben brauchen - wer gibt 
schon gerne "quasi Hoheitsgebiet" freiwillig ab? Es liegt 
doch auf der Hand, das hier auch andere, als 
militärische Interessen im Spiel sind. Auch die Vorwürfe 
des Untersuchungsausschusses bzgl. des Verstoßes 
gegen die EU-Menschenrechtskonvention stehen noch 
im Raum. Eine Klärung ist aber vorerst nicht in Sicht.

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