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[infowar.de] Re: Bin Laden Buch in den Schweiz verboten



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.fr-aktuell.de/fr/196/t196017.htm

Bin Ladens Schwager

                   Jean-Charles Brisard und Guillaume Dasquié über
                   saudisch-amerikanische Verstrickungen

                   Von Karl Grobe

                   Erwähnen wir das Lobenswerte zuerst: Die Grafiken zur
Veranschaulichung der
                   Geschäftsverbindungen sind lehrreich. Da sieht man - manchmal
allerdings erst
                   unter Zuhilfenahme einer Lesehilfe - auf wenige Blicke, wo
Osama bin Laden sich
                   als Investor betätigt hat und wie seine Geschäftsinteressen
sich mit denen anderer
                   Geldbesitzer berühren. In der Al Shamai Islamic Bank zu
Khartum (Sudan) zum
                   Beispiel mit denen des Prinzen Muhammad al-Faisal al-Saud.
Gut, es gibt da ein
                   paar Zwischenschritte; aber das ist ja aus den
Wirtschaftsteilen der großen
                   Zeitungen bekannt, dass auch sehr indirekte Beteiligungen sehr
direkten Einfluss
                   haben können. Wobei "können" zu betonen ist.

                   Oder wie Osama bin Laden und ein gewisser Khalid bin Mahfouz
über drei
                   Unternehmen (Standorte: Saudi-Arabien, Großbritannien, Sudan)
und eine Heirat
                   (bin Laden mit einer Schwester von bin Mahfouz) miteinander zu
tun haben. Hat
                   man dann noch im Kopf behalten, was vorher auf Seite 244
gelesen wurde: "Khalid
                   bin Mahfouz ist indirekt mit George W. Bush verbunden", so
denkt man: Aha,
                   ertappt. Gleiche Brüder, gleiche Kappen. Das wollen
Jean-Charles Brisard und
                   Guillaume Dasquié ja auch belegen. Und hier fangen die
Schwierigkeiten im
                   Umgang mit den Realitäten an. Die beiden Autoren haben aber
den Unterschied
                   zwischen Sachwerten und daraus resultierenden Interessen
einerseits und
                   politischen Zielen und daraus resultierenden Handlungen nicht
immer im Auge. Will
                   sagen: Die verbotene Wahrheit (Buchtitel) ist nicht
deckungsgleich mit der
                   politischen Wirklichkeit (Terror und Anti-Terror-Krieg).

                   Bleiben wir noch beim Lobenswerten. Viele Hinweise sind
durchaus hilfreich, um
                   zu einem genaueren Verständnis der sozusagen politischen
Handlungen Osama
                   bin Ladens, Mullah Omars, der Al Qaeda und der Taliban zu
kommen.
                   Zeitgeschichtliche Hintergründe und Hintergründigkeiten werden
angeleuchtet.
                   Interessant ist zum Beispiel der Verweis auf Laila Helms,
angeheiratete Nichte des
                   ehemaligen CIA-Chefs Richard Helms. Sie war - ist? - die
PR-Vertreterin der
                   Taliban in Washington. Sinnvoll sind die Informationen über
das frühere Interesse
                   von US-Energiekonzernen an einer stabilen afghanischen
Taliban-Regierung und an
                   die Fortdauer halb öffentlicher und auch ganz geheimer
Verhandlungen von sehr
                   bedeutenden US-Behörden, etwa dem State Department, mit den
Taliban bis ins
                   Jahr 2001. Und auf die Rolle Saudi-Arabiens bei der
Ausbreitung fanatischer
                   wahhabitischer Bewegungen in aller Welt des Islam hinzuweisen,
ist ganz und gar
                   nicht falsch. Zumal der Staat Saudi-Arabien, wie der Name
schon sagt, ein
                   autoritärer Familienbetrieb ist.

                   Nun sind das alles keine Neuigkeiten; nur dass hier
zusammengestellt ist, was
                   sich sonst verstreut in der Presse unter anderem der USA
(wenigstens vor dem 11.
                   September) mühelos auffinden ließ, ist in dieser geballten
Zusammenstellung neu.
                   Aber was beweist das? Für die Annahme, die Saudi-Familie habe
die ihr allmählich
                   im Inland bedrohlich werdende fundamental-islamistische
Opposition exportiert, um
                   ihre eigene Herrschaft zu festigen, ferner sei den USA an
einem Weiterbestehen
                   der Familienherrschaft im ölreichsten Land der Erde sehr
gelegen, lassen sich
                   andere Belege finden. Diesen Themenkomplex hat der
pakistanische Autor Ahmed
                   Rashid (siehe FR vom 19.11.2001), sehr viel gründlicher
aufgearbeitet.

                   Die Verfasser der verbotenen Wahrheit konzentrieren sich nun
mit doppelter
                   Freude auf die geschäftlichen Beziehungen, die zwischen den
Familien Bush und
                   bin Laden bestanden und bestehen könnten. Einmal mit
Entdeckerfreude; zum
                   anderen mit der Freude an einer Konstruktion, welche vor allem
von
                   verschwörungstheoretischem Interesse ist. Hier ist die Methode
der Untersuchung
                   und der Schlussfolgerung relevant. Die Quellen Brisards und
Dasquiés sind in der
                   Mehrzahl offen; und der im Prolog zitierte ehemalige FBI-Mann
John O'Neill, der sie
                   anscheinend auf der Suche nach der saudischen Spur sehr
bestärkt hat, ist nicht
                   mehr zu befragen: Er ist eines der Opfer vom 11. September.
Nehmen wir auch
                   seine Informationen und Hinweise als korrekt hin.

                   Es geht aber um Bewertung. Da kommt Missmut auf. In der
verbotenen Wahrheit
                   wimmelt es von Sätzen wie ". . . hat Verbindung zu . . .", ".
. . steht in Kontakt mit
                   . . ." oder ". . . ist ebenfalls beteiligt an . . .", Formeln,
die den Geruch des
                   Unbewiesenen ausstrahlen, nicht zuletzt weil sie seit den 30er
Jahren in
                   Schauprozessen diktatorialer Regimes überstrapaziert worden
sind und immer
                   wieder verwendet werden, wenn es nachvollziehbaren Beweisen
mangelt.
                   Geheimdienste aller Couleur pflegen so zu argumentieren.
Manche Anwälte
                   gewisser Anliegen auch. Wer ein Doppel- oder gar3
Mehrfach-Spiel zu entlarven
                   sucht, ist oft auf solche Konstrukte angewiesen - sehr
beweiskräftig sind sie nicht.
                   Dies ist das Manko des Buches. Man kann es nicht zum Nennwert
nehmen. Die
                   Beteiligung der Saudi-Familie und führender US-Politiker und
-Konzerne am
                   Entstehen und Wachsen der Taliban und - im saudischen Fall -
der sozusagen
                   politischen bin-Laden-Connection ist nicht ernsthaft zu
bestreiten. Bewiesen
                   werden sollte sie, bitte schön, auf seriösere Weise.

                   Jean-Charles Brisard / Guillaume Dasquié: Die verbotene
Wahrheit. Die
                   Verstrickungen der USA mit Osama bin Laden. Aus dem
Französischen von
                   Karola Bartsch, Eliane Hagedorn und Jutta Kaspar. Pendo
Verlag, Zürich 2002,
                   284 Seiten, 18,90 .

                   [ document info ]
                   Copyright © Frankfurter Rundschau 2002
                   Dokument erstellt am 03.02.2002 um 21:08:07 Uhr
                   Erscheinungsdatum 04.02.2002




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