Suche innerhalb des Archivs / Search the Archive All words Any words

[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

[infowar.de] TELEPOLIS: Krieg im 21. Jahrhundert



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
-------------------------------------------------------------

Dieser TELEPOLIS Artikel wurde Ihnen
von Ralf Bendrath <ralf -
 bendrath -!
- fogis -
 de> gesandt.

----------------------------------------------------------------------
 Krieg im 21. Jahrhundert
 
 Harald Neuber   16.02.2002 
 
 Bei der Entwicklung von neuen Waffensystemen sind der Kreativität der 
US-Militärs keine Grenzen gesetzt 
 
  Die erste Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September war kurz 
und martialisch. Nach kaum vier Wochen Vorbereitungszeit waren 29000 
US-Soldaten mobilisiert. Ihnen standen unter anderem 349 Flugzeuge zur 
Verfügung, vier Flugzeugträger, 20 Bomberstaffel und 24 Kriegsschiffe. 
Der übergroße Teil der Angriffe auf Afghanistan wurde ab dem 7. Oktober 
von Bombern der B-Klasse durchgeführt. Die Megabomber hatten Waffen von 
enormer Zerstörungskraft an Bord, darunter auch die international 
geächteten Kassettenbomben. Sie stoßen im Fallen eine Vielzahl kleiner 
Sprengkörper ab, die auf einem Gebiet von zwölf Fußballfeldern 
einschlagen. Verwandt wurde auch die sogenannte "Joint Direct Attack 
Munition" ( [1]JDAM), gigantische Bomben, die als Teppich abgeworfen 
kilometerweit alles Leben auslöschen.  
 
 Die Bombardements hatten nicht nur den Sturz des Regimes der Taleban 
zum Ziel, sie sollten auch die verletzte US-Psyche [2]beruhigen. Der 
militärische Schlag nach außen vermittelt Sicherheit nach innen. Diese 
Primärreaktion soll aber nicht von den mittel- und langfristigen Folgen 
des 11. September für die US-Rüstungsindustrie ablenken. Sicher, 
zunächst konnten sich die klassischen Bereiche der Kriegsmaschinerie 
auf Profite [3]freuen. Das Unternehmen [4]Raytheon, von dem die 
US-Armee ihre Langstreckenraketen bezieht, verzeichnete nach 
Wiedereröffnung der US-Börsen einen Gewinnzuwachs von 25 Prozent. 
Ähnliche Trends waren bei dem Panzerfabrikanten [5]General Dynamics und 
dem Flugzeug- und Lenksystemhersteller [6]Lockheed Martin zu 
beobachten. Dieser Trend leuchtet ein, denn bei jedem Krieg wird 
Material nicht nur verbraucht, zerstörtes Gerät muss auch ersetzt 
werden. Auch das ist ein Grund, warum im Fall von Indien und Pakistan 
beide Seiten bisweilen von den gleichen Unternehmen beliefert werden. 
 
 Neuen Waffen für neue Kriege 
 
 In Afghanistan wurde aber auch wie seinerzeit im Irak 1991 neues Gerät 
erprobt. Neben dem unbemannten Aufklärer [7]Global Hawk hatte das 
Landungsboot LSD 418 seinen Erstauftritt Mitte Oktober in Zentralasien. 
Mit dem langwierigen "Kampf gegen den Terrorismus" werden nach 
Ankündigungen von Präsident George W. Bush und US-Verteidigungsminister 
Donald Rumsfeld aber auch grundlegend andere Waffen entwickelt werden. 
Rumsfeld wies darauf zuletzt bei seiner [8]Rede vor Mitgliedern der 
[9]National Defense University am 31. Januar hin, in der von dem 
US-Politiker eine "Transformation der Kriegsführung" angekündigt wurde. 
 
 Weitgehend unbeachtet von der an die klassische Kriegsführung gewohnte 
Öffentlichkeit dürfte auch die Forschung an sogenannten nicht letalen 
Waffen (NLW) einen Schub erhalten, nachdem der Wehretat der USA um 48 
Milliarden Dollar erhöht wurde. Das neue an dem nun erklärten Krieg ist 
einzig, dass ebenso wenig eine Frontlinie wie ein Feind definiert ist. 
Das gibt der Rüstungsbranche weiten Spielraum bei der Entwicklung neuer 
Kriegswerkzeuge. Die nicht letalen Waffensysteme sind dabei so 
vielfältig, wie wenig erprobt. Einer Definition zufolge zählt als 
nichttödliche Waffe, wenn bei dem Einsatz weder Menschen getötet, noch 
Sachwerte beschädigt werden. Der US-amerikanische Wissenschaftler und 
NLW-Experte [10]Nick Begich hält diese eng gefasste Bestimmung aber für 
zu positiv. Ihm zufolge müssten "weniger als 25 Prozent der Zielgruppe 
getötet werden". Ein erstes Ergebnis dieses Zweiges der 
Rüstungsindustrie war der Einsatz von Schaumstoffgranaten, 
Gummigeschossen und schnell härtenden Schäumen, die Anfang April 2000 
von Kfor-Soldaten gegen serbische Truppen eingesetzt wurden. Wer die 
Sache in Anbetracht dieses bislang einzig bekannten Beispiels neuerer 
Entwicklungen für Schaumschlägerei hält, irrt gewaltig. 
 
 Bei der 1.Europäischen Konferenz über [11]nichttödliche Waffen, zu der 
Ende September vergangenen Jahres auf Einladung des 
Fraunhofer-Institutes Wissenschaftler aus aller Welt nach Ettlingen 
kamen, wurde die ganze Bandbreite dieser futuristischen Waffengattung 
deutlich. Spezialisten unterscheiden vier Klassen von nichtletalen 
Waffen. Neben physikalischen Körpern zählen dazu chemische Stoffe, 
energetische Wellenstrahlung und manipulierte Information. Von den 40 
bislang entwickelten Technologien ist der Einsatz von Mikrowellen, 
Laser und Schall am besten erprobt. 
 
 So hat die deutsche Firma [12]Diehl Munitionssysteme eine tragbare 
[13]Mikrowellenwaffe entwickelt, mit der Elektronik- und 
Kommunikationssysteme wie Computernetze zerstört werden können. Der 
Apparat in der Größe eines Aktenkoffers sendet ultrakurze 
Mikrowellenimpulse mit einer Leistung von 300 Millionen Watt. 
Mikrowellen können aber auch gegen Menschen eingesetzt werden. Im 
menschlichen Gehirn kann eine solche Bestrahlung schwere Schäden 
hervorrufen, selbst wenn sie nur wenige Sekunden dauert. Geplant ist, 
so hieß es auf der Konferenz, das Auslösen von epileptischen Anfällen 
oder schlicht der Bewusstlosigkeit des Gegners. 
 
 Gegen die zweite Waffengattung, den militärischen Einsatz von 
Laserstrahlen, laufen internationale Schutz- und 
Menschenrechtsorganisationen wie das Internationale Rote Kreuz (IRC) 
und die Human Rights Watch (HRW) bereits Sturm. In einem unlängst 
erschienen [14]Bericht der HRW werden fünf der nachweislich in den USA 
gebauten Systemen als besonders weit entwickelt eingestuft. Zu den fünf 
Systemen zählt die Organisation auch das Laser Countermeasure System ( 
[15]LCMS), das auf ein M-16-Schnellfeuergewehr montiert die Netzhaut 
des menschlichen Auges noch auf eine Entfernung von einem Kilometer 
verbrennen kann. 
 
 Stürme und Fluten statt Bomben? 
 
 Eine zweite Generation der nicht letalen Waffen wird seit geraumer 
Zeit möglicherweise in Gaskona, Alaska erprobt. Bei dem [16]HAARP (High 
Frequency Active Auroral Research Programm) handelt es sich um ein 
breites Feld gekoppelter Sendemasten. Angaben der US-Regierung zufolge 
soll mit dem System die [17]Ionosphäre erforscht werden. In keiner der 
Stellungnahmen findet man jedoch eine wissenschaftliche Zielstellung. 
 
 Tatsächlich ist das gesamte Programm der Strategic Defense Initiative 
( [18]SDI) untergeordnet. Vor Ort wird die Station von der US-Air Force 
und Navy geleitet. Mit der Anlage wollen die Militärs gepulste 
Hochfrequenzstrahlen in die Ionosphäre schießen, um diesen 
atmosphärischen Schutzgürtel zu erhitzen. Damit soll die Schicht 
punktuell "verschoben" werden. Niemand weiß aber, ob durch eine 
Beeinflussung der Ionosphäre eine Kettenreaktion ausgelöst wird, die 
empfindliche klimatische Veränderungen zur Folge hat", schreibt Nick 
Begich in seinem im vergangenen Jahr erschienenen Buch "Löcher im 
Himmel. Der geheime Öko-Krieg mit dem Ionosphärenheizer HAARP". An 
diesem Punkt setzt eine zweite Theorie an. Während der ursprünglichen 
Idee zufolge die künstlichen atmosphärischen "Linsen" quasi die 
Funktion eines Satelliten erfüllen sollten, um vor allem langwellige 
Frequenzen von zehn Hertz zu reflektieren, weshalb sollte nicht ein 
Nebenprodukt dieser Forschung ins Zentrum rücken? 
 
 Die Grundlegende Frage ist es, ob durch Beeinflussung der Atmosphäre 
klimatische Veränderungen geographisch und temporär begrenzt erreicht 
werden können. Ist das der Fall, könnte HAARP, das der Öffentlichkeit 
als wissenschaftliches Forschungsprojekt verkauft wird, vom 
militärischen Standpunkt und potentiell als Massenvernichtungswaffe 
verwandt werden. Bedenkt man die Tatsache, dass beide der ehemaligen 
Großmächte während des Kalten Krieges Methoden zur Klimamanipulation 
erforscht haben, erstaunt es, dass diese Entwicklungen auf Ebene der 
Vereinten Nationen bislang keine Rolle gespielt haben. Das ganze könnte 
als Perry-Rhodan-Szenarium abgetan werden, wenn die Befürchtungen nicht 
von renommierten Forschern aus dem inneren Kreis der 
US-Militärforschung bestätigt würden. Die Präsidentin des International 
Institute of Concern for Public Health, [19]Rosalie Bertell, bestätigte 
unlängst: 
 
    "US-Militärfoscher (...) arbeiten an Wetterstationen als 
potentielle Waffe."       
 
 Schon Mitte der Siebziger Jahre schrieb der damalige 
Sicherheitsberater der US-Regierung, Zbigniew Brzezinski, in seinem 
Buch "Between two Ages": "Man arbeitet an Technologien, die den 
einflussreichen Nationen die Möglichkeit geben, mit minimalen 
militärischen Aufwand einen maximalen Erfolg zu erzielen, ohne dass die 
Quelle ausgemacht werden kann. Die klimatische Manipulation kann dabei 
durchaus verwandt werden, um längere Stürme oder Fluten zu 
provozieren." 
 
 Der internationale Ausschuss des Europäischen Parlamentes hat schon 
1998 eine Stellungnahme veröffentlicht, in der ein internationales 
Aufsichtsgremium für die HAARP-Forschung gefordert wird. Nach einer 
Expertenanhörung im Februar dieses Jahres stellte der Ausschuss fest: 
 
    HAARP can be used for many purposes. Enormous quantities of energy 
can be controlled by manipulating the electrical characteristics of the 
atmosphere. If used as a military weapon this can have a devastating 
impact on an enemy. (...) A series of international treaties and casts 
considerable doubt on HAARP on legal as well as humanitarian and 
political grounds. The Antarctic Treaty lays down that the Antarctic 
may be used exclusively for peaceful purposes. (...) All the 
implications of the new weapons systems should be examined by 
independent international bodies. Further international agreements 
should be sought to protect the environment from unnecessary 
destruction in war. [20]Internationaler Ausschuss, EP       
 
 Somit erscheint auch die Medienkampagne der US-Regierungen in einem 
anderen Licht, mit der HAARP als rein wissenschaftliches Projekt 
dargestellt wird. Würde militärischer Nutzen in Betracht gezogen, so 
wäre das ein automatischer Verstoß gegen den Artikel Eins des 
Antarktis-Vertrages von 1959. Am 18. Mai 1977 wurde in Genf das 
[21]ENMOD-Abkommen unterzeichnet, mit dem der Gebrauch militärischer 
Mittel zur Beeinflussung der Umwelt verboten wurde. Wie eine Reihe 
anderer aus dieser Zeit stammenden Rüstungskontrollabkommen, ist von 
dem ENMOD-Dokument heute keine Rede mehr. Zwar verpflichteten sich die 
Teilnehmer des "Earth Summit" 1992 in Rio de Janeiro, keine Handlungen 
zuungunsten der Natur zuzulassen. Von militärischen Projekten war schon 
in Brasilien aber keine Rede mehr. 
 
 Links 
 
 [1] http://www.fas.org/man/dod-101/sys/smart/jdam.htm
 [2] http://www2.tagesspiegel.de/archiv/2001/09/19/ak-ku-5510710.html
 [3] http://www.welt.de/daten/2001/09/30/0930wi285477.htx
 [4] http://www.raytheon.com
 [5] http://www.generaldynamics.com
 [6] http://www.lockheedmartin.com/
 [7] http://www.fas.org/irp/program/collect/global_hawk.htm
 [8] http://www.defenselink.mil/speeches/2002/s20020131-secdef.html
 [9] http://www.ndu.edu
 [10] http://www.orgone.org/articles/ax6-harp.htm
 [11] http://www.welt.de/daten/2001/09/25/0925ws284290.htx
 [12] http://www.diehl.com/standort/stift_mu.htm
 [13] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/9930/1.html
 [14] http://store.yahoo.com/hrwpubs/blinlasweap.html
 [15] http://web.nps.navy.mil/~library/bibs/dewacro.htm
 [16] http://server5550.itd.nrl.navy.mil/projects/haarp/
 [17] http://www.top-wetter.de/lexikon/i/ionosphaere.htm
 [18] http://www.fas.org/nuke/space/c06sdi_1.htm
 [19] http://www.ccnr.org/bertell_bio.html
 [20] 
http://www2.europarl.eu.int/omk/OM-Europarl?PROG=REPORT&L=EN&PUBREF=-//E
P//TEXT+REPORT+A4-1999-0005+0+DOC+SGML+V0//EN&LEVEL=2&NAV=S
 [21] 
http://domino.un.org/TreatyStatus.nsf/44E6EEABC9436B78852568770078D9C0/4
2D4029F2EDC8BFD852568770079DD99?OpenDocument
 
 Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/11855/1.html 
 
----------------------------------------------------------------------
  Copyright © 1996-2001 All Rights Reserved. Alle Rechte vorbehalten
 Verlag Heinz Heise, Hannover    

---------------------------------------------------------------
Liste verlassen: 
Mail an infowar -
 de-request -!
- infopeace -
 de mit "unsubscribe" im Text.