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[infowar.de] Nordkorea...



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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...wurde ja von den USA mehrfach als möglicher "Cyber-Terrorist"
bezeichnet. Nun stellen sie ein Handy-Netz mit US-Technologie auf.
Hauptproblem: Wie verhindert man das Abhören? Ts ts ts...
RB


Handelsblatt, 18.2.2002

e-mail aus...Pjöngjang

Dem Tyrannen ein Telefon

Handy-Muffel werden bald um eines der letzten Rückzugsgebiete beraubt,
in
denen ihr Seelenfrieden nicht stets von piepsenden Telefonen gestört
wird:
Nordkorea erhält ein Mobilfunknetz. Bislang hat das stalinistische
Regime,
das seine Bürger zu tausenden in den Hungertod schickt, nur in einem
Bereich
den Anschluss an die technologische Entwicklung gewahrt: bei
Massenvernichtungswaffen. Auf der Telekommunikations-Weltkarte klafft
hier
ein weißer Fleck -- ausgerechnet zwischen dem weltgrößten Mobilfunkmarkt
China und dem mobilfunk-technologisch hochgerüsteten Südkorea. 
Doch die Parteikader in Pjöngjang wollen nicht länger auf das
Statussymbol
verzichten, das bei den Amtskollegen im sozialistischen Bruderland China
allgegenwärtig ist. Diktator Kim Jong Il pressiert es: Am 15. April,
pünktlich zum Geburtstag seines Papas, des verstorbenen Staatsgründers
Kim
Il Sung, will er sein Handy zücken können. Möglich macht es Qualcomm:
Kim
hat sich für den US-Standard CDMA entschieden. Das ist ein echter
Vertrauensbeweis. Denn sonst grenzt das Sicherheitsbedürfnis von Kim
Jong Il
an Verfolgungswahn: Zum Staatsbesuch in Moskau nimmt der Präsident
lieber
die Transsibirische Eisenbahn als den Flieger, sein Land hat er mit
einem
Spitzel- und Abhörnetz durchzogen, das Erich Mielke neidvoll erblassen
ließe. 

Doch das Handy, das muss jetzt her. Egal, dass US-Präsident George Bush
das
vom Rest der Welt hermetisch abgeschottete Land gerade als Teil einer
weltweiten "Achse des Bösen" gebrandmarkt und bedroht hat. Egal, dass
das
funkelnagelneue Mobilfunknetz den Abhörexperten der CIA die
Schnüffelarbeit
sehr erleichtern könnte. Schließlich ist das Netz für die Crème de la
Crème
der nordkoreanischen Schickeria gedacht: Top-Militärs und
Parteifunktionäre.

Allerdings bereitet das Sicherheitsproblem noch Kopfzerbrechen. "Die
größte
Hürde ist es im Moment, die Telefongespräche abhörsicher zu machen", hat
ein
Informant der südkoreanischen Zeitung "Chosun Ilbo" gestanden. Doch
vielleicht überschätzt der Tyrann in Pjöngjang das Sicherheitsrisiko
auch:
Warum sollten nordkoreanische Bürokraten andere Dinge in ihre Handys
plärren
als alle Menschen rund um den Globus? Das erste Mobiltelefonat in der
Geschichte Nordkoreas könnte sich durchaus so anhören: "Hallo Schatz,
ich
mach' Feierabend. Stellst du die Suppe auf den Herd?" 

Korrespondent Oliver Müller berichtet für das Handelsblatt aus Ostasien.

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