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[infowar.de] Big Brother Bill? - Microsoft beansprucht Zugriff auf Windows-PC
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Big Brother Bill?
Microsoft beansprucht Zugriff auf Windows-PC
S. B. Die Festplatte rotiert und rattert, gelangweilt schaut man zu, =
wie
sich auf dem Bildschirm ein Rechteck von links nach rechts langsam =
dunkel
verf=E4rbt. Dann piepst es, und der Anwenderist gefragt: =
=ABAkzeptieren=BB oder
=ABInstallation abbrechen=BB sind die Alternativen, ein Fenster =
pr=E4sentiert
Juristenjargon. Ein Mausklick, das Fenster verschwindet, die Augen =
=F6ffnen
sich wieder, die Festplatte rotiert und rattert.
Die Lizenzbedingungen von Software-Paketen finden kaum je die =
Aufmerksamkeit
der Anwender; klein gedruckt oder - f=FCrs Auge nicht weniger =
beleidigend -
ausschliesslich in Grossbuchstaben gehalten, werden hier aber dem =
Anwender
zum Teil weitgehende Zugest=E4ndnisse abverlangt. Die amerikanische =
Firma
Networks Associates beispielsweise wollte so die Anwender daran =
hindern,
ohne das Einverst=E4ndnis des Herstellers Testresultate zu =
ver=F6ffentlichen.
Aufsehen erregte j=FCngst auch Microsoft mit ihren Product Use Rights =
f=FCr
Windows-Anwender. Mit diesem Vertrag erzwingt Microsoft vom Anwender =
die
Erlaubnis, die Software-Ausstattung des Rechners jederzeit zu =
=FCberpr=FCfen
undallenfalls zu ver=E4ndern. Das Bekanntwerden dieses recht gut =
verborgenen
Passus in den Windows-Lizenzbedingungen hat =C4ngste ausgel=F6st. Ein =
St=FCck weit
lassen sich diese =C4ngste begr=FCnden: Automatische Software-Updates =
k=F6nnen die
Stabilit=E4t des Gesamtsystems gef=E4hrden. Ein St=FCck weiter, und die =
=C4ngste
werden irreal. Bill Gates mutiert dann zum Big Brother, der die =
geheimsten
Winkel der Microsoft-Kunden ausspionieren will. Man habe nicht die =
Absicht,
auf die Festplatte eines Anwenders zuzugreifen, wenn dieser das nicht
w=FCnsche, betonte ein Microsoft- Sprecher. Es m=FCssten aber, so =
r=E4umt er ein,
ganz klar gr=F6ssere Anstrengungen unternommen werden, um den Kunden
mitzuteilen, wann automatische Updates stattfinden und warum.
Ein PC, der den Anwender nicht mit Fehlermeldungen bel=E4stigt, sondern =
sich
beim Hersteller mit aktualisierter Software versorgt und sich selber
repariert, ist ein guter PC. Nicht nur Microsoft, sondern die ganze
Computerbranche und nicht nur diese, sondern etwa auch die =
Autohersteller
oder die Waschmaschinenbauer bem=FChensich seit Jahren, M=F6glichkeiten =
f=FCr die
Fernwartung zu schaffen. Da aber ein PC im Unterschied zu einer
Waschmaschine ein sehr pers=F6nliches Ger=E4t ist, besteht ein =
Sicherheitsrisiko
unddie Gefahr einer Datenschutzverletzung. Microsoft hat hier in der
Vergangenheit nicht sehr viel Fingerspitzengef=FChl bewiesen. Schon =
mehrmals
wurde in den letzten paar Jahren publik, dass die Firma hinter dem =
R=FCcken
ihrer Kunden vielerlei Informationen =FCber deren Software- und
Hardware-Ausstattung und =FCber ihre Arbeit am Computer sammelt.
Diese Woche sorgte in diesem Zusammenhang der Mediaplayer von Microsoft =
f=FCr
Aufregung. Diese Software registriert, welche Musikst=FCcke und Videos =
ein
Anwender abspielt. Gem=E4ss dem amerikanischen Sicherheitsexperten =
Richard
Smith =FCbermittelt die Software in der Version 8.0 diese Informationen
zusammen mit Hinweisen auf die Personalien des Anwenders an Microsoft. =
Ein
Microsoft-Sprecher bestreitet, dass es M=F6glichkeiten gebe, diese
Informationen einem bestimmten Anwender zuzuordnen, r=E4umt aber ein, =
dass man
es vers=E4umt habe, den Anwendern zu erkl=E4ren, welche Daten wann und =
warum an
Microsoft =FCbermittelt werden. Es sei derzeit nicht geplant, die =
gesammelten
Informationen =FCber den Musikgeschmack und die Sehgewohnheiten von
Windows-Anwendern zu verwerten.
1. M=E4rz 2002
http://www.nzz.ch/2002/03/01/em/page-article8001V.html
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