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[infowar.de] Fernsteuerung von unbemannten Kampffahrzeugen



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http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/12351/1.html 

 Fernsteuerung von unbemannten Kampffahrzeugen
 
 Florian Rötzer   19.04.2002 
 
 Das Pentagon sieht durch den Afghanistan-Krieg den militärischen Wert 
von Kampfdrohnen bestärkt 
 
 Das Pentagon wird nach den Einsätzen in Afghanistan verstärkt auf die 
unbemannte Aufklärungs- und Kampffahrzeuge in der Luft, am Boden und im 
Wasser setzen. Für die weitere Entwicklung von UAVs ist vom Pentagon 
für das nächste Jahr eine Milliarde Dollar angesetzt. Entscheidend wird 
dabei freilich sein, dass sich diese Robotfahrzeuge einfach aus der 
Ferne steuern lassen. VR-Technologie, die eine möglichst weitgehende 
Telepräsenz erlaubt, bietet sich dafür an. 
 
 Bekanntlich wurde im Krieg in Afghanistan erstmals Kampfdrohnen des 
Typs Predator eingesetzt. Sie sind ausgestattet mit Videokameras und 
Radar für Tag- und Nachtsicht, wurden ergänzt mit 
Hellfire-Panzerabwehrraketen, können 40 Stunden lang ununterbrochen in 
der Luft sein und in einer Höhe zwischen 5000 und 7000 Meter operieren. 
Über eine Satellitenverbindung werden Bilder und Befehle zwischen 
Drohne und Bodenstation übertragen. Ferngesteuerte Kampfdrohnen haben 
den Vorteil, dass sie wesentlich billiger und kleiner als bemannte 
Flugzeuge sind, keine Soldaten vor Ort gefährdet werden, auch in 
unwegsamen Gelände Feinde verfolgt und gezielt beschossen werden können 
und sich allgemein aus der Ferne eine Region oder Kampfeinsätze in 
einerf Art Panoramablick oder fokussiert beobachten lassen. 
 
 Angeblich sollen mit einer Kampfdrohne hohe al-Qaida-Mitglieder 
getötet worden sein, aber es kam auch zu Angriffen auf verdächtige 
Personen, bei denen noch immer unklar ist, ob es sich wirklich um 
Taliban- oder al-Qaida-Mitglieder handelte ( [1]Ferngesteuerte 
Waffensysteme senken die Angriffsschwelle). Über die Kameras der 
Predators konnten auch hohe Offiziere aus der Kommandozentrale in den 
USA beispielsweise die Kampfeinsätze von US-Soldaten um Schah-i-Kot 
verfolgen. Die an den Kämpfen beteiligten Soldaten sagten hingegen, 
dass ihnen die Bilder der Drohnen nicht geholfen hätten und hier nur 
die Gefahr bestünde, von diesen abgelenkt zu werden, überdies fühlten 
sie sich durch die "fernsehenden" Offiziere und ihre Fragen und 
Kommentare gestört ( [2]Live-Bilder von Drohnen: Unterhaltung für die 
hohen Offiziere). 
 
 Das Pentagon [3]wies auf die Entwicklung von unbemannten Flugzeugen 
hin, die, wie Dyke Weatherington vom Defense UAV Office ausführte, bald 
so klein "wie eine Hand" sein werden: "In Zukunft könnte ein kleines 
UAV in das Fenster eines Gebäudes fliegen, an einer unauffälligen 
Stelle landen und die hier stattfindenden Aktivitäten beobachten." 
 
 In Entwicklung befindet sich von der Air Force die Drohne Global Hawk, 
die vor allem höher als der Predator fliegen kann und mit weiteren 
Sensoren ausgestattet ist. Global Hawk ist ein autonomes System, dessen 
Flug vorprogrammiert wird, sich aber im Flug selbst steuert und auch 
automatisch startet und landet. Der Predator hingegen wird von der 
Bodenstation aus mit einem Joystick gesteuert. Die Army lässt ein 
System namens Shadow 200 entwickeln, bei dem Bilder von relativ kleinen 
UAVs, die von Transportern automatisch starten und auch automatisch 
landen können, in mobilen Kommandozentralen während eines 
Kampfeinsatzes zur Verfügung stehen. Das Marine Corps hat mit dem 
"Dragon Eye" ein ähnliches System in Auftrag gegeben. Die kleinen 
tragbaren UAVs mit einem Gewicht von 2 kg werden mit Batterien 
betrieben und können bis 150 Meter hoch fliegen. Die tragbare 
Bodenstation, von der aus die gesendeten Bilder betrachtet werden 
können, ist 5 kg schwer. Diese UAVs werden aber nicht direkt gesteuert. 
Der Verantwortliche markiert auf einem Touchscreen durch Berühren ein 
Ziel, zu dem das autonome UAV dann fliegt. Der Vorteil der UAVs liege, 
so [4]Weatherington, vor allem darin, dass sich diese "über den 
schlechten Jungs parken" lassen, wodurch man sie permanent beobachten 
kann und ihnen so die Möglichkeit erschwert, eine überraschenden 
Angriff zu führen. Der Einsatz im Balkan habe gezeigt, dass eine 
Video-Überwachung aus der Luft das zur Verfügung stellt, "was ein 
Soldat wünscht: eine Art CNN-'Auge am Himmel'." Während des 
Kosovo-Krieges habe sich aber auch gezeigt, dass der nächste "logische 
Schritt" die Bewaffnung der UAVs sei, um sofort eine beobachteten Feind 
angreifen zu können und nicht warten zu müssen, bis ein angefordertes 
bemanntes Kampfflugzeug kommt. 
 
 Schon im amerikanischen Bürgerkrieg habe man versucht, unbemannte 
bewaffnete Flugapparate in Form von Ballons einzusetzen, die mit 
Sprengstoff gefüllt waren. Sie sollten explodieren, wenn sie auf den 
Boden stürzten. Das aber sei, so Weatherington, nicht "besonders 
effektiv" gewesen. Auch die Japaner hatten Ähnliches im Zweiten 
Weltkrieg versucht, während die Amerikaner unter dem Titel "Operation 
Aphrodite" mit veränderten Kampflugzeugen experimentierten. Sie sollten 
von einem Piloten gestartet werden, der dann in der Luft aussteigt, 
sobald das Flugzeug stabil fliegt und dessen Steuerung von einem 
Piloten in einem anderen Flugzeug übernommen wird. In größerem Umfang 
kamen UAVs im Vietnam-Krieg in Einsatz. Für Kampfeinsätze sind 
vermutlich UAVs besser geeignet, die aus der Ferne direkt mit möglichst 
weitgehender Telepräsenz gesteuert werden können. Bislang sind die 
fernsteuernden Piloten dabei auf die Kamerabilder und die 
Instrumentenangaben angewiesen. Das ist aber für kompliziertere 
Steuerungen nicht ausreichend. Beispielsweise kann taktiles Feedback 
die Unfallhäufigkeit senken und die Zielgenauigkeit erhöhen. 
Vibrierende und mit Druckwiderstand ausgestattete Joysticks können 
allerdings nur für eine sehr beschränkte Simulation der taktilen Reize 
sorgen, die für einen Piloten im Cockpit seines Flugzeugs wertvolle 
Hinweise liefern können. 
 
 Daniel Ripperger, ein VR-Ingenieur am Luftwaffenstützpunkt 
Wright-Patterson in Dayton, entwickelt ein System, wie [5]New Scientist 
berichtet, das ein umfassendes taktiles Feedback zur Fernsteuerung 
ermöglichen soll. Die Idee ist, den fernsteuernden Piloten, der einen 
mit Elektromagneten überzogenen Anzug trägt, ganz mit einem 
magnetischen Feld zu umgeben. Die Elektromagneten werden in 
Dreiergruppen angeordnet, so dass sich ein Feld erzeugen lässt, das in 
jede beliebige Richtung orientiert sein kann. Diese Felder reagieren 
auf das äußere magnetische Feld, wodurch ein mehr oder weniger starker 
und gerichteter Druck auf die Kleidung des Piloten bewirkt wird. 
 
 Zum Testen dieser Idee hat Ripperger erst einmal nur einen Handschuh 
mit solchen Gruppen von Elektromagneten ausgestattet. Das externe Feld 
in dem Laborraum wurde mit 1,5 Meter großen Spulen hergestellt. Die 
Magneten im Handschuh konnten damit auf die Hand einen Druck bis zu 3 
Newton ausüben, was etwa einem Gewicht von 300 Gramm entspricht: "Das 
reicht aus, um die Bewegungsrichtung eines Glieds zu ändern." Mit 
dieser Technik könne man aber nicht nur militärisch verwendete 
VR-Systeme realistischer machen. Mit entsprechenden taktilen VR-Anzügen 
würden Computerspiele interessanter werden, meint Ripperger, aber auch 
virtueller Sex. "Dual use" also auch hier .... 
 
 Links 
 
 [1] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/11821/1.html
 [2] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/12176/1.html
 [3] http://www.defenselink.mil/news/Apr2002/n04162002_200204163.html
 [4] http://www.defenselink.mil/news/Apr2002/n04162002_200204162.html
 [5] http://www.newscientist.com

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