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[infowar.de] heise online: Orientalisten stellen Informationen zu Terror-Gruppen ins Internet



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Orientalisten stellen Informationen zu Terror-Gruppen ins Internet

Die Terroranschläge vom 11. September in den USA haben die aktuelle Gestalt
des Islam ebenso wie die Terror-Gruppen weltweit in den Blickpunkt der
Öffentlichkeit gerückt. In einer bundesweit einmaligen Aktion haben
Mitarbeiter des Orientalischen Instituts der Universität Leipzig nun
Informationen über solche Gruppen gesammelt und in einer Datenbank ins
Internet gestellt[1]. Über ein Dutzend der bekannteren Gruppen sind dort
vertreten: von Abu Nidals Organisation in Palästina über die algerische
Heilsfront FIS bis hin zur Partei der Islamischen Befreiung in
Zentralasien, der Islamischen Bewegung Usbekistans und Abu Sayyaf auf den
Philippinen.

"Wir haben die Belege, etwa aus dem Internet, wissenschaftlich verifiziert
und Quellen dafür benannt, um Propaganda von seriösen Fakten zu trennen",
erläutert der Initiator des Projekts, Arabistik-Professor Eckehard Schulz.
Seine Studenten haben in monatelanger Arbeit das Internet ausgewertet,
übersetzt und Sekundärquellen hinzugezogen. Die Datenbank[2] enthält
Beschreibungen der Gruppen, ihrer Mitgliederstruktur, der Führer sowie
historisch gesichtete Fakten bis zu ihrem gesellschaftlichen Einfluss.
Allein die zahlreichen Verweise auf die Originalseiten der Organisationen
soll die Datenbank zur "unverzichtbaren Recherchequelle nicht nur für
wissenschaftliche oder journalistische Fragestellungen werden" lassen.

Sinn der Arbeit sei es nicht zuletzt, durch den Terror vermehrte
Ressentiments gegenüber dem Nahen Osten und den Muslimen sowie
"gelegentlich undifferenzierte Medienberichte" zurechtzurücken, sagte
Schulz. Vor allem wolle man klar machen, dass es keinesfalls um religiöse
Konflikte gehe. Vielmehr müssten "die politische und soziale Funktion des
Islam in seiner Einheit und Vielfalt, insbesondere die verschiedenen
Varianten des Fundamentalismus, betrachtet werden". Es gehe also nicht um
den Islam als Religion, vielmehr um "Probleme, die im Zusammenhang mit der
Globalisierung und damit verbundenen sozialen und kulturellen Prozessen der
Transformation stehen".

Daneben haben die renommierten Leipziger Arabisten in jüngster Zeit einen
Islam-Katalog[3] erstellt, der Informationen über 54 Länder bietet. Die
auch vom US-Geheimdienst CIA genutzte Quelle habe bis zu 15.000 Nutzer am
Tag, sagt Schulz. Um nicht zuletzt als Folge des 11. Septembers den
interkulturellen Dialog zu verstärken, haben sie soeben einen Chatroom mit
den drei Kairoer Universitäten eröffnet. Das Projekt zielt auf Studenten,
Wissenschaftler, deutschsprachige Ägypter vor allem, deren Zahl auf rund
80.000 in Kairo geschätzt wird.

In der islamischen Welt hat Ägypten auf Grund seiner Größe politisch und --
mit der Azhar-Universität, der größten Bildungsstätte für sunnitische
Muslime -- auch religiös eine führende Rolle inne. Alleine der freie Zugang
zum Internet, längst keine Selbstverständlichkeit im Land am Nil, und die
damit einhergehenden Informationsmöglichkeiten könnten "ein großer Schritt
auf dem Weg zu einem weltoffenen Klima" auch dort sein. (Konrad Watrin,
dpa) / (jk[4]/c't)

URL dieses Artikels:
 http://www.heise.de/newsticker/data/jk-24.04.02-000/

Links in diesem Artikel:
 [1] http://www.stura.uni-leipzig.de/~farao
 [2] http://www.stura.uni-leipzig.de/~farao/gruppen.html
 [3] http://www.islamkatalog.uni-leipzig.de
 [4] mailto:jk -!
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