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[infowar.de] militaer-pr in israel



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.taz.de/pt/2002/04/22/a0185.nf/text.ges,1

"Zur H=F6lle mit der Objektivit=E4t"

Im staatlichen PR-Zentrum in Jerusalem werden ausl=E4ndische Journalisten fr=
eundlich in ihrer Landessprache begr=FC=DFt und mit Propagandamaterial zugesch=
=FCttet. An Orte, von denen es wirklich etwas zu berichten gibt, d=FCrfen Pres=
seleute gar nicht erst

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

"Wie viele Menschen m=FCssen noch sterben, bis der Terror ein Ende hat=3F", st=
eht =FCber einer riesigen Bildtafel mit den Fotos der bislang 470 israelisch=
en Terroropfer. Um die st=E4ndig drohende Gefahr noch anschaulicher zu mache=
n, sind unmittelbar unter der Tafel Fundst=FCcke aus den ausgehobenen pal=E4st=
inensischen Waffenlagern ausgestellt. Maschinengewehre, Abschussrampen f=FCr=
 M=F6rsergranaten, Raketenwerfer - "made in Irak".

Seit Anfang des Monats belegen Au=DFenministeriums- und Milit=E4rsprecher eine=
n kompletten Seitenfl=FCgel der Nationalhallen in Jerusalem. Die ungew=F6hnlic=
h hilfsbereiten PR-Leute in Zivil und Uniform nehmen jeden ausl=E4ndischen J=
ournalisten, der das Medienzentrum betritt, freundlich in Empfang und verw=
eisen ihn je nach seiner Herkunft an ihre englisch, deutsch, italienisch o=
der russisch sprechenden Mitarbeiter.

Auf dem Weg in das entsprechende B=FCro wird er mit diversen Videofilmen =FCbe=
r Terroranschl=E4ge und pal=E4stinensische Widerstandsorganisationen beladen, =
Friedensvertr=E4gen, israelischen Landkarten und Mitschriften von Pressekonf=
erenzen. Wer mag, kann sich die ber=FChmte Rede der "Schahidin", der M=E4rtyre=
r, von Pal=E4stinenserf=FChrer Jassir Arafat mit nach Hause nehmen - auch gern=
e in mehrsprachiger =DCbersetzung.

Der Staat l=E4sst es sich etwas kosten, wenn es darum geht, das angeschlagen=
e internationale Image zu reparieren. Dass die pal=E4stinensische Medienkamp=
agne =FCber die seit drei Wochen andauernde Milit=E4roffensive in den Autonomi=
egebieten sehr viel erfolgreicher ist, macht die frisch rekrutierten Milit=
=E4rsprecher zwar nicht gl=FCcklich, sie sind aber auch nicht hoffnungslos. "I=
hr Sieg ist tempor=E4r, denn sie verbreiten nur L=FCgen", sagt Hauptmann Ron E=
delheit, der im zivilen Leben Touristen das Land zeigt. "Wir m=FCssen nur er=
st unsere Untersuchungen beenden, dann wird die Wahrheit siegen."

Um einer kleinen Gruppe von Journalisten einen Vorgeschmack davon zu geben=
, organisiert er einen n=E4chtlichen Ausflug an die gr=FCne Grenze nahe dem bi=
s vor kurzem besetzten Kalkilia. Erst jetzt ist Pressevertretern der Zugan=
g zur Stadt wieder erlaubt. =DCber Wochen war das neu besetzte Autonomiegebi=
et zur "geschlossenen Milit=E4rzone" erkl=E4rt worden.

Eine blonde 30-j=E4hrige Psychologin ist das Objekt der PR-Begierden. An ihr=
 soll das "andere Israel" demonstriert werden. "Ich will meinen Teil dazu =
tun, die israelischen B=FCrger zu besch=FCtzen", erkl=E4rt sie in flie=DFendem Eng=
lisch. Ihr freiwilliger Dienst an der Waffe habe nichts mit Politik zu tun=
. Sollte es tats=E4chlich einmal ernst werden und ein Terrorist versuche sic=
h den Weg zu bahnen, sei es doch besser, "ich sterbe - und nicht 20 unschu=
ldige Menschen in Tel Aviv". Mit Euphorie berichtet sie =FCber ihre m=E4nnlich=
en Kameraden, die den Pal=E4stinensern gegen=FCber so "hilfsbereit" seien und =
im Zweifelsfall sogar ihren eigenen Proviant mit den Bed=FCrftigen teilten. =
"Ich bedanke mich jedes Mal, wenn ich eine pal=E4stinensische Frau nach Waff=
en durchsucht habe." Ein spanischer Fernsehkorrespondent f=FChlt sich ob der=
 Propagandatour an den Irak erinnert, als "Saddam Hussein uns durch die Kr=
ankenh=E4user f=FChrte".=20

Premierminister Ariel Scharon gibt sich ungehemmt frustriert angesichts de=
r ergebnislosen M=FChen seines Propagandaapparates. Er wettert gegen die int=
ernationalen Medien, die sich zum Instrument der pal=E4stinensischen Propaga=
nda machen lie=DFen, wenn von "Massakern" und Vergleichen mit dem Massenmord=
 in Sabra und Schatilla die Rede ist.

Gleichzeitig hindert Scharon die Journalisten daran, sich ein eigenes Bild=
 zu machen. Das Zentrum Ramallahs und die Region um die Geburtskirche in B=
ethlehem bleiben f=FCr die Presse weiterhin gesperrt. "Wir k=F6nnen den Medien=
krieg in Bethlehem nur verlieren", gibt ein Reservist im Medienzentrum zu.=
 "Es sieht nicht gut aus in den Augen der =D6ffentlichkeit, wenn j=FCdische So=
ldaten arabische Priester und Nonnen mit vorgehaltenem Gewehr aus der Kirc=
he f=FChren."

Eindeutig regierungstreu sind immerhin die israelischen Medien, in denen b=
is zu Beginn der Milit=E4roperation in Ans=E4tzen eine Debatte =FCber das F=FCr un=
d Wider von Besatzung und Vergeltungsschl=E4gen stattfand. Inzwischen jedoch=
 berichtete sogar die liberale Tageszeitung Haaretz tagelang von "200 bewa=
ffneten Tansim-K=E4mpfern", die sich in der Geburtskirche verbarrikadiert ha=
ben sollen. Die Armee gab unterdessen zu, dass es vermutlich nur 45 K=E4mpfe=
r sind. Alle anderen sind Zivilisten und Angeh=F6rige verschiedener Kirchen.=


Die zig Nachrichten, die t=E4glich per E-Mail verbreitet werden, vom pal=E4sti=
nensischen Roten Halbmond, vom Informationsministerium, vom Medienzentrum,=
 von Menschenrechtsorganisationen und internationalen Initiativen - sie sc=
heinen bei den israelischen Medien auf wenig Interesse zu sto=DFen. Manche i=
sraelischen Journalisten geben gar offen zu, jetzt nicht mehr objektiv ber=
ichten zu wollen - sondern unbeirrt israelfreundlich. "Zur H=F6lle mit der O=
bjektivit=E4t - dies ist ein Krieg", bringt Medienforscher Dr. Daniel Dor vo=
m Institut f=FCr Kommunikation an der Tel Aviver Universit=E4t die zunehmende =
Tendenz in der Presse auf den Punkt.

Hadass Steif, die seit zehn Jahren f=FCr den landesweit popul=E4ren Milit=E4rsen=
der Galey Zahal ("Wellen der israelischen Verteidigungsarmee") berichtet, =
gibt zu, dass es konkrete Anweisungen gibt, die pal=E4stinensische Seite "we=
niger zu Geh=F6r zu bringen". Kein Geringerer als Premierminister Ariel Scha=
ron hatte den Reporter des Milit=E4rsenders im Rahmen einer Pressekonferenz =
mit US-Vizepr=E4sident Dick Cheney scharf darauf hingewiesen, dass er gerade=
 von seiner Station eine "der Armee positiv gesonnene Berichterstattung" e=
rwarte, nachdem dieser es gewagt hatte, den Sinn der j=FCngsten Offensive in=
 Frage zu stellen. Es finden zwar Hintergrundgespr=E4che statt, sagt Hadass =
- Wortlautinterviews etwa mit dem Sicherheitschef im Westjordanland Jibril=
 Rajoub oder anderen moderaten Pal=E4stinensern d=FCrften indes nicht ausgestr=
ahlt werden. Ein Mitarbeiter des israelischen Fernsehens empfahl, CNN und =
BBC einzuschalten, wenn jemand an ausgewogener Berichterstattung interessi=
ert sein sollte.=20

Wer sich auf die israelischen Tageszeitungen beschr=E4nkt, so res=FCmiert Medi=
enforscher Dor die Ergebnisse einer detaillierten Fallstudie =FCber die seit=
 Oktober letzten Jahres andauernde Intifada, "wei=DF schlicht nichts =FCber di=
e endlose, komplizierte kausale Kette, die von Ariel Scharons Besuch auf d=
em Tempelberg zum Einstieg der israelischen =D6ffentlichkeit in ein verzweif=
eltes, angespanntes, furchtvolles und fatalistisches Warten auf einen umfa=
ssenden Krieg f=FChrte".

Dor schreibt =FCber eine "massive Propagandamaschine", die schon im ersten M=
onat der Intifada "Angst, Zorn und Ignoranz" sch=FCrte. Zwar k=F6nnten die wen=
igen Leser, die sich die Zeit auch f=FCr die "kleinen Buchstaben" in der isr=
aelischen Presse nehmen, ein "angemessenes Bild =FCber das, was tats=E4chlich =
passiert, gewinnen", die Titelseiten und Schlagzeilen zeichneten hingegen =
ein "eindimensionales Bild und ignorieren demonstrativ die Informationen, =
die die eigenen Reporter vor Ort einbringen".

Daniel Dor r=E4umt ein, dass die "Reflektierung der kollektiven Identit=E4t ei=
ne der wichtigsten Aufgaben der Zeitungen in einem modernen Staat" sei, de=
nnoch m=FCsse davon die Berichterstattung schlichter Fakten verschont bleibe=
n. Den Preis f=FCr das einseitige und unvollkommene Bild in den Medien werde=
 letztendlich die israelische =D6ffentlichkeit bezahlen, die sich in ein paa=
r Jahren fragen wird: "Wie konnten wir davon nichts gewusst haben=3F"

taz Nr. 6731 vom 22.4.2002, Seite 17, 260 Zeilen (TAZ-Bericht), SUSANNE KN=
AUL

=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=5F=
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