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[infowar.de] privater SAR-Satellit aus Deutschland geplant



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Eigentlich nicht ganz Infowar-relevant, aber durch den gleichzeitigen
Start des bundeswehreigenen SAR-Spionagesystems
(http://www.telepolis.de/deutsch/special/raum/12298/1.html) 
durchaus interessant. Offenbar wird auch hier die Lupe-Funktion des
Bundeswehr-Projektes verwendet. Auflösung ebenfalls bis zu 1 Meter. "SAR
ist eine deutsche Entwicklung" stimmt allerdings nicht - nur die Lupe
ist deutsch.
RB

Berliner Zeitung
Montag, 29. April 2002

Satellitenradar für die Bauern

Der neue Erdbeobachtungssatellit TerraSAR-X sieht auch bei Nacht und
Nebel. Er soll zum Beispiel den Bewuchs von Feldern erkennen

Lucian Haas

Wer vom All aus die Erde betrachten will, steht sehr häufig vor einem
Problem: Ist es dunkel oder bewölkt, fehlt auch den schärfsten optischen
Kameras der Durchblick. Nun verspricht die deutsche Raumfahrtbranche
Abhilfe. Jüngst beschlossen das Bundesforschungsministerium, das
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Satellitenbauer
Astrium den Bau eines neuartigen Erderkundungssatelliten. "TerraSAR-X"
wird ein Radar als elektronisches Auge nutzen, das auch bei Nacht und
Nebel sehen kann. Der Start ist für Mitte 2005 mit einer russischen
Trägerrakete geplant.

TerraSAR-X wird auf einer Umlaufbahn in rund 500 Kilometer Höhe über die
Pole kreisen. Weil sich die Erde unter dieser Bahn hinwegdreht, kann der
Satellit innerhalb von elf Tagen jeden Punkt der Erde mit seinem
pulsierenden Radarstrahl abtasten und dabei Informationen über das
Relief und die Beschaffenheit der Erdoberfläche sammeln. Anhand solcher
Daten lassen sich beispielsweise verschiedene Vegetationsformen oder die
Ausdehnung von Wasserflächen erkennen und kartieren. Mit TerraSAR-X wird
dies bis auf einen Meter genau möglich sein. "Damit stoßen wir in eine
für Radardaten der Erde bisher nicht bekannte Dimension vor", sagte Uwe
Thomas, Staatssekretär des Forschungsministeriums, bei der Vorstellung
des Projektes in Bonn.

Um überhaupt eine derart hohe Auflösung zu erreichen, nutzt der Satellit
ein so genanntes Synthetic Aperture Radar (SAR). Der Flugkörper mit dem
SAR-Instrument kreist rasend schnell über der Erdoberfläche. Dabei
strahlt der Apparat viele Radarpulse ab. Während das SAR-Instrument die
reflektierten Pulse auffängt, legt es eine relativ große Flugstrecke
zurück. Zusammen mit einer geschickten Verrechnung der Daten gelingt es
so, die Antenne des Satelliten gleichsam zu vergrößern. 

SAR ist eine deutsche Entwicklung. Bereits 1994 testete das DLR auf zwei
Flügen des Space-Shuttle erfolgreich ein X-SAR. Das X steht dabei für
das genutzte Radar-Frequenzband von 9,65 Gigahertz. Für TerraSAR-X wurde
die Technik weiter verbessert. So kann der Satellit wie ein Zoomobjektiv
eines Fotoapparates Radaraufnahmen in verschiedenen Formaten liefern,
die einen Erdstreifen mit einer Breite zwischen 15 und 100 Kilometern
abbilden.

Eine Novum in der deutschen Raumfahrtgeschichte stellt TerraSAR-X auch
bezüglich der Finanzierung dar, die Staat und Privatwirtschaft erstmals
gemeinsam übernehmen. Astrium-Geschäftsführer Evert Dudok glaubt daran,
mit Erdbeobachtungsdaten künftig Geld verdienen zu können. "Der Markt
wächst jährlich um zehn Prozent", sagt er. Darum beteiligt sich Astrium
mit rund einem Fünftel an den Projektkosten von 130 Millionen Euro, den
Rest zahlt das DLR. Im Gegenzug bekommt die Astrium-Tocher Infoterra das
exklusive Recht, die Informationen des Satelliten zu vermarkten. Der
Wissenschaft werden die Daten kostenlos zur Verfügung gestellt.

Infoterra-Geschäftsführer Jörg Herrmann sieht neben staatlichen Planern
und der Forschung zunehmend private Nutzer als Interessenten für
"Geo-Daten", wie sie TerraSAR-X liefern kann. Als Beispiel nennt er
große landwirtschaftliche Betriebe, die aus den Satelliten-Daten die
Bewuchsdichte ihrer Felder erkennen können. "Die kargen Stellen werden
dann gezielt gedüngt, um die Erträge zu optimieren", erklärt er. Rund
drei Euro pro Hektar werden die Bauern für solche Informationen zahlen
müssen. 

Weitere Kunden sieht Herrman in der Versicherungswirtschaft.
Assekuranzen könnten mit Radarmessungen schnell und genau das Ausmaß von
Schäden einschätzen, beispielsweise bei Hagelstürmen oder Hochwasser. 

TerraSAR-X wird nicht der einzige Erderkundungssatellit mit moderner
Radartechnik bleiben. 2007 will die europäische Raumfahrtagentur ESA das
Schwestermodell TerraSAR-L starten. Dieses arbeitet mit einer anderen
Radarfrequenz (L-Band), die zusätzliche Beobachtungen ermöglicht. Weil
die L-Radarstrahlen zum Teil in den Erdboden eindringen, kann dann
beispielsweise der Wassergehalt des Bodens bestimmt werden.

Sollte Infoterra tatsächlich - wie geplant - bis 2010 schwarze Zahlen
schreiben, behält sich Astrium zudem die Option vor, den Nachfolger von
TerraSAR-X völlig auf private Kosten ins All zu schießen.

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