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[infowar.de] Sabotage gegen Telefon und Internet trifft halb Spanien
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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Wenn das in den USA passiert waere, haette es einen Riesen-Aufschrei a
la "Cyber Terrorism" gegeben, wetten? ;-)
RB
http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/12737/1.html
Sabotage gegen Telefon und Internet trifft halb Spanien
Ralf Streck 17.06.2002
Die Motive und Täter sind nicht bekannt, die Regierung nutzt die
Sabotage zur Diskreditierung des geplanten Generalstreiks
Der Telefonverkehr und die Internetdienste hätten sich in Spanien
wieder normalisiert, teilte die Telefongesellschaft Telefonica mit,
nachdem am Freitag Nachmittag das Kabelnetz an diversen Stellen
gleichzeitig durchtrennt worden war. Betroffen von der Sabotageaktion
waren mehr als die Hälfte aller Bewohner Spaniens. Besonders stark hat
es die Regionen Galizien und Asturien getroffen, aber auch in und um
die Hauptstadt Madrid gab es im Bereich Mobilfunk, Festnetztelefon,
Kabelfernsehen und ADSL-Internetverbindungen große Probleme. In
insgesamt 15 Provinzen brach die Kommunikation teilweise völlig
zusammen, im Flugverkehr von Galicien kam es zu großen Verspätungen und
Bankautomaten in ganz Spanien spuckten kein Geld mehr aus. Nun soll die
Kommunikation wieder restlos hergestellt sein, nachdem am Samstag Nacht
die letzten Probleme beseitigt worden seien.
Der ehemalige Staatsmonopolist hatte schon am Freitag die
Sabotageaktion bestätigt: "Es handelt sich nicht um einen Schaden, der
von einem Bagger oder einer Erntemaschine verursacht worden ist, denn
es waren verschiedene Schnitte die gleichzeitig und sauber an
unterschiedlichen Orten durchgeführt worden sind." Wahrscheinlich mit
Motorsägen machten sich unterschiedliche Gruppen mit besonderer
Ortskenntnis in der Nähe der Telefonzentralen von Almenara, Campamento,
Madrid, Móstoles und Alcobendas ans Werk und durchtrennten die 20
Glasfaserkabel.
Bisher ist völlig unklar, aus welchen Motiven die Kabel zerschnitten
wurden. Doch es gibt etliche Möglichkeiten: Die Telefonica ist wegen
ihrer Monopolpolitik, Verkauf, Auslagerung und Schließung von
Betriebsteilen in Spanien, Argentinien und anderen Ländern
Lateinamerikas immer wieder negativ in die Schlagzeilen geraten. Zudem
könnte es sich um eine Aktion des sich radikalisierenden Protest gegen
das umstrittene "Gesetz für die Dienste der Informationsgesellschaft
und des E-Commerce" (LSSI) handeln, gegen das in Spanien die
Internetnutzer seit langem scharf protestieren ( [1]Keine 12 Monate
Speicherung von Verbindungsdaten).
Die spanische Regierung stellt allerdings einen Zusammenhang zu dem
Generalstreik in Spanien her, der zu Beginn des EU-Gipfels in Sevilla
am 20. Juni stattfinden wird. Mit Bezug auf die Sabotage vom Freitag
[2]erklärte der spanische Außenminister Josep Piqué: "Wenn jemand
glaubt mit Sabotage und Nötigung den Streik zum Erfolg bringen zu
können, dann irrt er sich."
Da dürfte er sogar recht haben, denn es war die Regierung selbst, die
einem wenig aussichtsreichen Streik im Vorfeld zu einem
wahrscheinlichen Erfolg verholfen hat. Zunächst hatte die Regierung mit
der Reform des Arbeitsmarktes einen Gesetzesentwurf vorgebracht, der
kaum die schwachen und gespaltenen Gewerkschaft einheitlich mobilisiert
hätte. Über schlechtere Bedingungen für den Bezug von Arbeitslosengeld
soll der Zwang zur Arbeitsaufnahme erhöht, der Kündigungsschutz
gelockert und der "Plan für ländliche Arbeit" abgeschafft werden. Schon
die Weigerung, über die Reform mit den Gewerkschaften zu verhandeln,
hat viele in Spanien wütend gemacht. Mit der Anordnung der Reform per
Dekret, als Reaktion auf die Vorbereitungen eines Generalstreiks, hat
die Regierung ein Letztes getan, um dem Streik den Erfolg zu
garantieren. Jetzt richtet sich der Generalstreik nur noch sekundär
gegen die Reform, sondern allgemein gegen die Politik der Regierung.
Dass die Aktion gegen Telefonica wahrscheinlich nichts mit dem
Generalstreik zu tun hat, sondern von der Regierung nur benutzt wird,
um ihn zu diskreditieren, zeigt die Tatsache, dass Sabotagen gegen die
Telefonica nichts Neues sind. Zuletzt waren in Nacht vom 8. auf den 9.
Juni im Stadtteil Pueblo Nuevo von Barcelona Saboteure in
Telefónica-Einrichtungen eingedrungen und hatten etliche Glasfaserkabel
durchschnitten. Auch hier musste die Telefonica die Sabotage einräumen.
Am 29. April, als vom Generalstreik noch keine Rede war, wurden im
Industriepark La Moraleja von Madrid, ebenfalls von Unbekannten, mit
einer Motorsäge 64 Glasfaserkabel durchtrennt. Dadurch waren vor allem
Spezialkunden wie die Nachrichtenagentur EFE betroffen.
Bisher wurden die Attacken von den jeweils zuständigen Polizei
untersucht, aber nun wird die Suche an die Anti-Terrorismusabteilung
übergeben. Das selbe sei schon vor Jahren nach ähnlichen Attacken
geschehen. Die Zeitung [3]El Pais zitiert Quellen aus der Guardia
Civil, wonach es keinerlei Hinweise auf die Täter gäbe, obwohl sich
eine der Aktionen in einem Bereich ereignete, die unter besonderer
Überwachung der Zivilgarde steht.
Links
[1] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/12726/1.html
[2]
http://www.elpais.es/articulo.html?d_date=20020616&xref=20020616elpepiec
o_7&type=Tes&anchor=elpepieco
[3]
http://www.elpais.es/articulo.html?d_date=20020616&xref=20020616elpepiec
o_7&type=Tes&anchor=elpepieco
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