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[infowar.de] Al-Qaeda Website/Bin Ladens Tod - zweifelhaft
Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,213905,00.html
13.September 2002
RÄTSELHAFTE WEBSITE
Al-Qaida oder was?
Die Meldung sogte für Aufsehen. Über eine vermeintliche
al-Qaida-Website wurde die Nachricht vom angeblichen
Tod Osama Bin Ladens verbreitet. Doch an der Echtheit
der Seite gibt es Zweifel.
Angebliche al-Qaida-Website: Hat
al-Qaida wirklich eine Adresse? Und ist die
in den USA zu suchen?
66.197.181.234 - auch das ist eine Web-Adresse: Hinter jedem
"Klarnamen" verbirgt sich ein numerischer Code. Diese Website
jedoch hat keinen Klarnamen, ist nur über die kryptische
Nummernfolge erreichbar - und die, berichteten am Donnerstag
zahlreiche Medien, wechselt zudem alle paar Tage.
Denn hinter der Zahlenfolge verbirgt sich eine Website, deren
Betreiber wohl kein Provider derzeit gern als Kunden hätte:
al-Qaida.
Angeblich, zumindest. Wie echt und "offiziell" die Seite wirklich
ist, ist nach wie vor ungeklärt. Israelische Experten, die die
Seite seit geraumer Zeit beobachten, halten sie für
authentisch. Doch es gibt Indizien dagegen.
Es sind vor allem zwei Dinge, die dagegen sprechen:
Islamische Extremisten nutzen in aller Regel keine
PHP-Skripte, die angebliche al-Qaida-Seite beruht aber
auf ihnen. PHP wurde in Israel entwickelt und gilt
fanatischen Islamisten darum als Boykott-würdig. Das
macht es unwahrscheinlicher, dass die
66.197.181.234-Seite echt ist, aber nicht unmöglich: Es
gibt zahlreiche Seiten aus dem arabischen Raum, die PHP
nutzen. Oft ist der Rückgriff auf die Skripte ein bequemer
Weg, auf Websites relativ komplizierte Funktionen
einzubinden, ohne diese selbst programmieren zu müssen.
PHP-Programme werden häufig unter anderem im Pack mit
dem Apache-Webserver ausgeliefert, und der ist immerhin
der weltweit verbreitetste.
Das zweite Argument wiegt schwerer: 66.197.181.234 ist
die Adresse eines amerikanischen Servers, der an das
Sprintnet angebunden ist und wahrscheinlich in New
Jersey steht.
Das wäre unwahrscheinlich: Die amerikanischen Behörden
reagieren äußerst dünnhäutig auf islamistische Publikationen.
Dass jemand eine al-Qaida-Website mehr als ein paar Tage
betreiben könnte, ohne Besuch zu bekommen, darf man wohl
ausschließen. "Al-Bawaba", eine englischsprachige News-Seite,
die sich "The Middle East Gateway" nennt, nimmt die Website
trotzdem ernst: Sie läuft dort unter der Bezeichnung "Jihad
online".
Die Frage bleibt also ungeklärt: Es wäre sogar möglich, dass die
Seite "huckepack" reitet. Auch dafür gibt es Hinweise: Die
Adresse ist auf den Namen eines Grafik-Designers registriert,
der - neben seiner geschäftlichen Website - auch eine
Hobbyseite für Rollenspiel-Fans betreibt. Diesen gibt er - wenn
auch eingeschränkte - Publikationsmöglichkeiten auf seinem
Webserver. Die vermeintliche al-Qaida-Website könnte also
echt - und ein "Kuckucksei" sein.
Profan sind all diese Indizien nicht, immerhin steht mit der Frage
nach der Authentizität der Seite auch die Nachricht vom Tod
Bin Ladens in Frage - ganz davon abgesehen, dass auch das
natürlich nichts als Propaganda sein könnte.
Auf Kontaktversuche seitens SPIEGEL ONLINE hat der
Grafik-Designer bisher nicht reagiert.
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