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[infowar.de] 9/11 + das Internet



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  Zur=FCck zur dezentralisierten Topographie

  Florian R=F6tzer, Telepolis, 28.11.2002

  Nach Analysen haben die Terroranschl=E4ge auf das WTC das Internet kaum
betroffen, bei Zerst=F6rung eines zentralen Knotens in einer gro=DFen Stadt
w=E4ren vor allem kleine St=E4dte vom Netz abgeh=E4ngt

  Das Internet wurde mit dem Beginn der 60er Jahre von der ARPA
(Advanced Research Projects Agency) des Pentagon angeblich als Netzwerk
geschaffen, das auch einen Angriff mit Atombomben widerstehen sollte.
Das ARPANET, die ersten vier Knoten entstanden 1969, wurde jedenfalls
als dezentralisierte und verteilte Netzwerktopologie geschaffen, so
dass die in Datenpakete zerlegten Informationen auf unterschiedlichen
Wegen zu ihrem Ziel geschickt und dort wieder zusammengesetzt werden.
Das Szenario des Kalten Kriegs scheint heute unter der Bedrohung durch
terroristische Anschl=E4ge wieder wichtig oder zumindest attraktiv zu
werden. Nach einer Untersuchung w=E4ren durch den Ausfall eines gro=DFen
Knotens in den USA vor allem das Land und kleinere St=E4dte betroffen.

  Ob es nur ein Mythos ist, dass das Internet unter dem Gesichtspunkt
vom Milit=E4r entwickelt wurde, dass es auch bei einem Ausfall von Teilen
des Netzwerkes durch einen nuklearen Angriff weiter funktionieren soll,
mag dahingestellt sein. Nach dem 11.9. ist dieser Gesichtspunkt auch
allein deswegen wichtig geworden, weil das Internet f=FCr die
Gesellschaft und nicht zuletzt f=FCr die Wirtschaft zu einem
entscheidenden Kommunikations- und Informationsmedium wurde. Dessen
Schutz wurde unter dem Szenario eines Angriffs auf die Infrastruktur
des Landes in den USA seit Ende der 90er Jahre zu einer der
vordringlichsten sicherheitsstrategischen Aufgaben ( [1]Die
Cybergrenzen in Gefahr).

  Einen zumindest kleinen Einblick in die Folgen der Zerst=F6rung eines
Knoten lieferte der Anschlag vom 11.9. selbst. New York ist in den USA
einer der wichtigsten Kommunikationszentralen, ein "Super Hub" von
Internetverbindungen und - diensten. Hier befinden sich zahlreiche
Datennetzwerke und Provider, wichtige Backbones und transatlantische
Kabel. Mit den T=FCrmen des World Trade Center wurden auch
Kommunikationseinrichtungen und Netzwerkverbindungen zerst=F6rt.
Allerdings waren die Folgen f=FCr das gesamte Internet, wie der gerade
ver=F6ffentlichter Bericht [2]The Internet Under Crisis: Learning From
September 11 des National Research Council feststellt, minimal. Craig
Partridge, der Leiter des Komitees, das den Bericht verfasste, sieht in
den Terrorangriffen einen "nationalen Notstand", an dem sich erkennen
lie=DF, wie in den USA und in der ganzen Welt das Internet in einer Krise
benutzt wird.

     "Der Zusammenbruch der WTC-Geb=E4ude besch=E4digte einige der
Verbindungen und Dienste oft auf subtile und =FCberraschende Weise.
Insgesamt aber zeigte das Internet am 11. 9. nicht nur seine
Widerstandsf=E4higkeit, sondern auch seine Rolle als Ressource."

  Ernsthafte Beeintr=E4chtigungen seien auf New York beschr=E4nkt gewesen.
Beim Internet sei, im Gegensatz zu anderen Telekommunikationssystemen
wie den Festnetzen in Manhattan oder den Mobilfunknetzen, nur ein
kleiner Verlust an Konnektivit=E4t und Daten zu beobachten gewesen.
Allerdings gab es eine wesentlich erh=F6hte Nachfrage nach Informationen.
Selbst wenn das Fernsehen das prim=E4re Nachrichtenmedium geblieben ist,
suchten die Menschen weltweit im Web nach dar=FCber hinausgehenden
Informationen. Kurze Zeit waren am 11.9. viele der gro=DFen
Nachrichten-Websites durch zu gro=DFe Nachfrage nicht mehr erreichbar.
Bei CNN Online hatte es mehr als 10 Mal so viele Zugriffe als den Tag
zuvor gegeben. Die Medien haben dann ihre Angebote abgespeckt,
beispielsweise Werbung und Bilder weggelassen, um Bandbreite zu sparen,
so dass mehr Nutzer Zugang zu den Websites haben konnten.

  Insgesamt habe das Internet, so der Bericht, die Flexibilit=E4t gezeigt,
die es bei Infrastrukturzerst=F6rungen und Krisenbew=E4ltigung zu einem
wichtigen Mittel machen, auch wenn die Folgen der Anschl=E4ge vom 11.9.
nicht wirklich Aufschluss dar=FCber geben, was im Falle eines direkten
Angriffs auf das Netzwerk passieren w=FCrde. =DCberdies sei es noch ei
Problem, das zur detaillierten Bewertung zu wenige Daten zur Verf=FCgung
stehen. Unternehmen, Institutionen und Beh=F6rden m=FCssten aber ihre
Abh=E4ngigkeit vom Internet =FCberpr=FCfen und entsprechend f=FCr Krisen
vorsorgen.

  Dezentralisierung des Internet gefordert

  Wissenschaftler an der [3]Ohio State University haben indessen mit
Simulationen die Folgen eines Anschlags zu erfassen versucht, der
wichtige Knoten in gr=F6=DFeren St=E4dten ausschaltet. Die r=E4umliche
Konzentration hat nach Ansicht der Geografen Tony Grubesic, Morton
O'Kelly und Alan Murray gerade durch die Kommerzialisierung des
Internet seit den 90er Jahren stark zugenommen. Auch wenn sich die
Kapazit=E4ten und =DCbertragungsgeschwindigkeiten entscheidend erh=F6ht
haben, so sei die urspr=FCnglich vorhandene Dezentralit=E4t f=FCr die
Wirtschaft zu teuer geworden, weswegen man zu einem
"hub-and-spoke"-Modell =FCbergegangen sei, bei dem die
Internetverbindungen durch gro=DFe "Hub-St=E4dte" laufen:

     "Wenn man einen Tintenfisch aufhebt", so erkl=E4rt O'Kelly, "dann
gehen alle seine Arme mit ihm in die H=F6he. Die gro=DFen Internetknoten
haben Arme, die mit vielen anderen St=E4dten verbunden sind. Wenn man
einen gro=DFen Internet-Hub zerst=F6ren w=FCrde, w=FCrde man auch alle Links
zerst=F6ren, die mit ihm verbunden sind. Das w=FCrde zu Nachwirkungen im
ganzen Internet f=FChren."

  In ihrer Studie "A geographic perspective on commercial Internet
survivability", die in der Zeitschrift [4]Telematics and Informatics
erscheint, stellten sie daher fest, dass bei einem Ausfall von gr=F6=DFeren
Knoten, beispielsweise von Serverfarmen, in einer gro=DFen Stadt vor
allem kleine und mittlere St=E4dten betroffen w=E4ren, deren
Internetverbindungen =FCber die gro=DFen "Hub-St=E4dte" verlaufen. Gr=F6=DFe=
re
St=E4dte haben hingegen viele Internetanbindungen in und aus dem
Stadtbereich, so dass die Gefahr hier sehr viel geringer, dass sie ganz
vom Netz abgeh=E4ngt werden k=F6nnten.

  Wenn beispielsweise der gesamte Knoten Los Angeles ausfiele, w=FCrden
viele kalifornische St=E4dte keine Internetverbindungen mehr haben. Aber
es k=E4me auch zu St=F6rungen in Las Vegas, Phoenix, Tucson, Denver, Dallas
und Houston. Das aber w=E4re freilich wohl ein Szenario, das die
Bedrohung durch Atombomben aus dem Kalten Krieg wieder herauf
beschw=F6rt.

  Nach diesem Modell m=FCsste, wie die Wissenschaftler unter dem
Sicherheitsaspekt vorschlagen, nun das Internet wieder st=E4rker
dezentralisiert werden. Vor allem aber sollten die zentralen
Netzwerkverbindungen nicht in den gef=E4hrdeten gro=DFen St=E4dten
konzentriert werden:

     "Die M=F6glichkeit, dass Netzwerke neu geroutet und verbunden werden
k=F6nnen und dass sie Redundanz aufweisen, ist", so Tony Grubesic, "f=FCr
das =DCberleben des Internet angesichts von Katastrophen wirklich
wichtig. Deswegen hat ein st=E4rker dezentralisiertes Internet Vorteile
gegen=FCber dem 'hub-and-spoke'-Modell."

  Links

  [1] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/glosse/2071/1.html
  [2] http://www.nap.edu/catalog/10569.html?onpi_newsdoc112002
  [3] http://www.osu.edu
  [4] http://www.elsevier.com/locate/tele

  Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/13683/1.html

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