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[infowar.de] Ausnahmezustand, 10.12.



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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[ ] 911.jpg - Internationales Archiv der Globalisierung

20 bis 22 Uhr 
Dienstag, 10. Dezember 2002
filesharing, Raumerstr. 40, 10437 Berlin
Eintritt frei

Vor einem Jahr wurde 911.jpg [http://www.911.bemagazin.de] gegruendet, ein 
internationales Archiv, das sich der Globalisierung unter den Bedingungen 
des Krieges gegen den Terror widmet. Gerrit Gohlke und Krystian Woznicki, 
die Betreiber von 911.jpg, nehmen das einjaehrige Jubilaeum zum Anlass, 
um das Projekt einer breiteren Oeffentlichkeit vorzustellen.

[ ] Die Systematik

1.0  SOCIETY
2.0  ECONOMY
3.0  MILITARY
4.0  GEOGRAPHY

1.0  Camp X-Ray Criticism, Fictitious Democracy, Liberticide, Stop 1984,
Building Borders, Entrenching the Homeland, Briefing the World, War Against
Terror, It could happen, United in Memory Art  2.0  The Diehard Economy,
United Airlines of America, Security Boom, Bushido - The Way of Oil, The
Military Industrial-Complex, USA Inc., Al Qaida Inc. 3.0  Al Qaida MTV, The
Military-Entertainment Complex, War Games, New Way of War, Lonely
Travellers, WAT Recruit  4.0  Africa Rising, Gaza Strips Infowar, Gulf War
III, Opium for the Masses, Unseen Wars, Neo-Imperialism, Territorial
Enhancement, End of The West

[ ] Ueber 911.jpg

Zwar ist der Terrorakt vom 11.09.01 und die Allgegenwaertigkeit seiner
Bilder ein Anlass fuer die Gruendung von 911.jpg gewesen. Das Ereignis war
jedoch nie der einzige thematische Bezugspunkt dieses Archivs. Der nach dem
11.09.01 lancierte Krieg gegen den Terror ist schliesslich weder
beispiellos noch ohne historische Vorlaeufer.

Wie auch die Autoren des Bestsellers >Entsichert: Krieg als Massenkultur<
wieder ins Gedaechtnis rufen, wurde der Krieg gegen den Terror bereits in
der Reagan-Aera gefuehrt. Bereits damals wurde die Bevoelkerung durch
gezieltes Paranoia-Management in einen konstanten Kriegszustand versetzt.
Minderheiten, Fluechtlingsstroeme, Kriminalitaet, Drogen und eben auch
Terrorismus wurden medienwirksam als Bedrohungen fuer die Demokratie
inszeniert. Staendig wurde Krieg erklaert: Erst der >War Against
Terrorism<, dann der >War Against Drugs< und zuletzt der >War Against Crime<.

Keiner dieser >Kriege< war jedoch so umfassend, allgegenwaertig und global
wie der gegenwaertige >War Against Terror<, der wie ein Saeurebad fuer den
politisch liberalen Common Sense verschiedenster Gesellschaften wirkt. Die
Angst vor dem Ueberwachungsstaat hat in der Bundesrepublik noch 1987 zum
Boykott der Volkszaehlung gefuehrt; seit dem 11.09.01 aber werden
Rasterfahndungen und biometrische Personenerkennungssysteme, totale
Durchleuchtung und umfassende Speicherung als Sicherheitsverheissungen
begruesst. Von den Strafprozessordnungen bis zur Einwanderungspolitik sind
Kehrtwendungen durch die Inszenierung eines permanenten Ausnahmezustands
begruendbar und wuenschenswert geworden.

Besonders zu denken gibt, dass die >Kriege< der Reagan-Aera zeitgleich
erklaert wurden mit der Liberalisierung der Finanzmaerkte und der
internationalen Arbeitsteilung der Industrieproduktion. Was in den 1980er
Jahren nach 1870 und 1945 als die dritte Phase der Globalisierung in die
Geschichte einging, zeichnet sich heutzutage vor allem auch durch weltweite
Kommunikationsnetze aus. Die Inszenierung eines permanenten
Ausnahmezustands ist global kommunizierbar geworden. Sie erreicht den
Buerger der westlichen Gesellschaften als Unterhaltungsprodukt
(Computerspiel, MTV-Clip, Kino-Film) oder als Lifestyle-Destillat (>Suchen
Sie Ihr schoenstes Sakko aus, wir machen es Ihnen kugelsicher.<). 911.jpg
widmet sich daher der komplexen Katalysator-Funktion, die der
gegenwaertige >War Against Terror<  fuer die Globalisierung hat.

Doch wie wird unter diesen Bedingungen die Welt derzeit eigentlich
aufgeteilt? Rudolf Maresch notiert: >>Analog der
Microsoft-Strategie >embrace and extend< schreiten die USA voran - und die
Frage wird sein, inwieweit sich Europa dieser geopolitischen Neuordnung
entziehen kann oder daran partizipieren wird.<<  Geht man ueber diese
Kritik an der strategischen Fuehrungsmacht des >War Against Terror< hinaus,
stellt sich die Frage nach den geopolitischen Gewinnern und Verlierern der
globalisierten Image-Politik nach dem 11.09.01 und nach dem Verhaeltnis, in
das die Entwicklungslaender zu der globalen Vermarktung des
Ausnahmezustandes treten.

Gerrit Gohlke / Krystian Woznicki



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