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[infowar.de] Intelligentes Minennetzwerk repariert sich selbst



Infowar.de, http://userpage.fu-berlin.de/~bendrath/liste.html
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http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/13715/1.html 

 Intelligentes Minennetzwerk
 
 Florian Rötzer   03.12.2002 
 
 Für die Forschungsabteilung des Pentagon wird ein sich selbst 
wiederherstellendes Minenfeld entwickelt 
 
 Seit jeher war die überbordende militärische Fantasie ein wesentlicher 
Motor des technischen Fortschritts. Das natürlich auch deswegen, weil 
in Sicherheit und Überlegenheit in aller Regel viel Geld fließt. Auch 
mit dem ausgerufenen Krieg gegen den Terrorismus werden in den USA, die 
auch in Zeiten des asymmetrischen Krieges sich von keiner anderen Macht 
überholen lassen wollen, eine Menge an mehr oder weniger unsinnigen 
und/oder bedenklichen Projekten wie das Total Information Awareness 
System ( [1]Weltweites Schnüffelsystem), die Entwicklung eines 
selbstbewussten KI-Systems ( [2]Denn sie sollen wissen, was sie tun) 
oder zahlreichen Robotertypen ( [3]Wird Bagdad von Robotern erobert?) 
und künftigen Kampfsystemen ( [4]Minen-Bienen und Rettungs-Ratten) 
entwickelt. Darunter auch ein "sich selbst wiederherstellendes 
Minenfeld". 
 
 Das [5]geplante Netzwerk mit dem schönen Namen [6]Self-Healing 
Minefield ist für Panzerabwehrminen gedacht. Es wird denn auch von der 
DARPA besonders betont, dass es nicht um Antipersonenminen (AP-Minen) 
handelt, die nach dem [7]Ottawa-Abkommen verpönt sind. Zwar haben die 
USA das Abkommen nicht unterzeichnet, aber auch Antifahrzeugminen 
müssen für Menschen natürlich nicht viel harmloser sein. Anstatt wie 
bislang oft üblich ein Panzerabwehr-Minenfeld zusätzlich durch AP-Minen 
zu sichern, soll das neue System intelligente und bewegliche Minen 
verwenden, die sich gegen jedes Vorgehen der Feinde, gleich ob mit 
Fahrzeugen oder nicht, automatisch zur Wehr setzen können. 
 
 Schon nächstes Frühjahr sollen auf einem Hektar mindestens 50 Minen 
vorführen, zu was sie in der Lage sind, um ein bislang statisches 
Hindernis im Raum, zu einem dynamischen und intelligenten Hindernis zu 
machen, das sich nach jeder Störung selbst wieder neu organisiert. Die 
Minen als intelligente Knoten müssen dabei als eine Art Roboter 
fungieren. Sie sollen autonom einen Angriff erkennen und innerhalb von 
10 Sekunden auf Veränderungen im gesamten Netzwerk reagieren. Daher 
müssen sie ein Kommunikationsnetz bilden, das ohne Rückgriff auf das 
GPS sich schnell selbst und alle Knoten mit einer Genauigkeit von einem 
Meter lokalisieren kann - und natürlich Ausfälle von Knoten toleriert. 
Werden vom Feind Minen entfernt oder gehen sie hoch, so ist die Idee, 
dass das Netzwerk die entstehenden Löcher bemerkt und durch Verlagerung 
von Minen die Lücken wieder auffüllt. Neben der kompakten Kommunikation 
sollen die Minen möglichst unter allen Umwelt- und Bodenbedingungen 
sich bewegen können, wenn dies auch für Panzer möglich ist. Gedacht ist 
der Einsatz auch in urbanen Umgebungen, dem nach allen strategischen 
Konzepten künftig noch wichtiger werdenden Kriegsschauplatz. Dazu 
sollen die Minen sich hüpfend in einem "kompakten multi-hopping System" 
in einer oder zwei Richtungen fortbewegen. Gelungen ist offenbar 
bereits, dass sich Minen bis zu 10 Meter in einem komplexen Gelände 
zielgerichtet nach einer Störung zu einem neuen Muster gruppiert haben. 
 
 Das sich selbst wiederherstellende Minenfeldsystem soll auch 
wiederholten Angriffen Widerstand leisten. Feinde sollen so wesentlich 
mehr Zeit aufbringen müssen, um das Minenfeld zu räumen, oder seien 
gezwungen, das Feld weiträumig zu umgehen. In beiden Fällen wäre der 
abgebremste Feind dem Beschuss stärker ausgesetzt. 
 
 Schön wäre natürlich auch, wenn solche Minenfelder nicht nur ausgelegt 
werden und sich dann selbst umgruppieren, sondern wenn sie sich nach 
dem Einsatz auf Befehl auch entschärfen und einsammeln lassen könnten - 
oder gar selbst auf einen Haufen hopsen. Aber eine solche 
Entschärfungsoption von Waffen interessiert Militärs eher nicht - und 
der Rüstungsindustrie ist es wohl auch lieber, nicht wiederverwertbare 
Minen herzustellen, dafür aber gleichzeitig neben den Minen auch extra 
noch Mittel wie Roboter für die Beseitigung ihrer gefährlichen Produkte 
liefern zu können. Damit verdient man dann drei Mal ... Intelligent 
wären die Minenfelder womöglich aber erst dann, wenn sie auch im 
Einsatz bewaffnete Feinde von Zivilisten unterscheiden könnten. Auch 
wenn durch das Verbot von Antipersonen-Landminen wahrscheinlich die 
Zahl der jährlich getöteten Menschen von einst durchschnittlich 26.000 
auf 15.000 bis 20.000 zurückgegangen ist und Mitgliedsstaaten des 
Abkommen AP-Landminen zerstören, so sind noch immer 90 Länder der Erde 
mehr oder minder stark minenverseucht. Nach dem letzten [8]Bericht der 
International Campagin to Ban Landmines ( [9]ICBL) haben Indien und 
Pakistan im Zuge ihres Konflikts seit Dezember 2001 wieder in einer der 
wohl weltweit größten Aktion zahlreiche Antipersonenminen entlang der 
gemeinsamen Grenze ausgelegt. Die meisten Opfer durch Landminen gab es 
in Afghanistan, Tschetschenien, Kambodscha, Angola, Indien und 
Nordirak. In mindesten 14 Ländern wurden Antipersonenminen auch von 
Oppositionsgruppen gelegt. Und auch wenn Antipanzerminen nicht mit 
AP-Minen gesichert werden, so können sie militärische Fahrzeuge nicht 
von zivilen unterscheiden und bleiben, solange sie ausgelegt sind, 
schlicht eine gefährliche Barriere auf lange Zeit. 
 
 Links 
 
 [1] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/13647/1.html
 [2] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/robo/13680/1.html
 [3] http://www.heise.de/tp/deutsch/special/robo/13414/1.html
 [4] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/lis/12530/1.html
 [5] http://www.heise.de/newsticker/data/wst-07.11.00-001/
 [6] http://www.darpa.mil/ato/programs/SHM/
 [7] http://www.icbl.org/treaty/text.php3
 [8] http://www.icbl.org/lm/2002/
 [9] http://www.icbl.org

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