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[infowar.de] FR, 21.1.03: Stimmen aus der Luft (?ber US-Psyops im Irak)
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Stimmen aus der Luft
US-Propagandaflugzeuge berieseln Irak mit Flugbl=E4ttern und Radioprogrammen
Von Karl Grobe
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In der vergangenen Woche haben sie wieder Flugbl=E4tter abgeworfen. Eine=20
Viertelmillion Handzettel. Es war die vierzehnte Aktion, oder - wie es im=20
Milit=E4rslang der USA immer hei=DFt - "Mission" dieser Art seit drei Monat=
en.=20
Die Stadt Nadschaf, =FCber die sich der Papiersegen ergoss, hat gut 300 000=
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Einwohner. Da d=FCrfte jede Familie wenigstens statistisch informiert worde=
n=20
sein. Nicht =FCber das, was die USA in Irak planen, wohl aber dar=FCber, wi=
e=20
sie Radio h=F6ren sollen. Die Flugbl=E4tter, die vom US Central Command=20
stammen, belehren =FCber die Frequenzen, auf denen man die Stimme des=20
US-Milit=E4rs belauschen kann. Zweimal Mittelwelle, zweimal Kurzwelle,=20
einmal UKW. Auf der Kurzwelle 9715 kHz ist die angepriesene Sendung auch=20
in Europa schon geh=F6rt worden, untergemischt den Programmen der Deutschen=
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Welle, die eigentliche Inhaberin der Frequenz ist.
Das Programm ist ein Teil von Psyop (Psychological Operations). Die=20
Technik hei=DFt EC-130 Solo Command und wird von der "193rd Special=20
Operations Wing" in Harrisburg (Pennsylvania) bedient. EC-130 ist ein von=20
Lockheed gebautes viermotoriges Propellerflugzeug, das mit der=20
Psyop-Technik an Bord Rundfunk- und Fernseh-Sendungen aus rund 7000 Metern =
H=F6he abstrahlt. Die US-Luftwaffe hat sechs solcher Maschinen. Lockheed=20
arbeitet seit 1998 an einer verbesserten EC-130, die Flugh=F6hen jenseits=20
der Schussweite feindlicher Flak erreichen kann und zudem mit weniger=20
Treibstoff auskommt.
Die Sendungen produziert die Armee (4th Psychological Operations Group) in =
Fort Bragg. Die Spezialisten wissen, auf welcher Frequenz die Programme=20
durchkommen, und haben seit 1994 bei Eins=E4tzen =FCber Panama, Haiti und=20
Afghanistan die propagandistischen M=F6glichkeiten schon mal durchgespielt.
Den Irakern liest das Psyop-Team nun beispielsweise die Resolution 1441=20
des UN-Sicherheitsrats vor. Ein Muster mitrei=DFender Rhetorik ist sie=20
gerade nicht. Und ob es die Iraker =FCberzeugt, dass im Sicherheitsrat die =
Vertreter Irlands, Russlands, Syriens und Chinas f=FCr die Resolution=20
eintraten, ist recht ungewiss. Aber sie werden mit vollem Namen und Titel=20
zitiert.
Die Stimme aus der EC-130-Maschine ruft die Soldaten zur=20
Befehlsverweigerung auf - anfangend mit einem Appell an die Ehre der=20
Uniformierten: "Seit dem Anfang der Zeiten hat es keinen ehrenwerteren=20
Beruf als den des Soldaten gegeben. Die Uniform ist ein Gegenstand, der=20
Respekt und Loyalit=E4t verlangt. Ein Soldat ist bereit, sich f=FCr sein La=
nd=20
und seine Lebensweise zu opfern. Saddam Hussein hat dieses Erbe befleckt.=20
Saddam will diese tapferen M=E4nner blo=DF ausnutzen."
Dem irakischen Volk im Allgemeinen teilt Psyop in einem anderen Aufruf=20
mit: "In Afghanistan hat sich nach der Vertreibung der Taliban aus der=20
Macht der Lebensstandard drastisch verbessert." Stalin, belehrt der Aufruf =
weiter, "wollte die Weltherrschaft, und unter seinem Regime begann ein=20
halbes Jahrhundert brutaler Unterdr=FCckung in Osteuropa. Die Welt hat teue=
r=20
daf=FCr bezahlt, dass sie Leute wie Stalin nicht aufhielt, als noch die=20
M=F6glichkeit daf=FCr bestand". Und "die Welt wird aufstehen und den von=20
Saddam =FCber andere ausge=FCbten Terror beenden, bevor er Irak zerst=F6rt =
und=20
die Hoffnungen des stolzen Volkes zunichte macht".
Was die Luft-Sendungen tats=E4chlich bewirken, steht dahin. H=F6rerpost gib=
t=20
es nat=FCrlich nicht. Die Aufrufe zum Sturz der Diktatur jedoch, die=20
US-finanzierte Geheimsender wie "Die Stimme der tapferen Soldaten" und=20
"Die Zukunft" (al-mustaqbal) seit neun Jahren =FCber Sender in Kuwait=20
verbreiten, haben nichts bewirkt. Da die geheimen Dienste des Regimes=20
lange Ohren haben, riskieren nicht viele das Zuh=F6ren. Manche Geheimsender=
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- es gibt fast drei=DFig -, die das Publikum von Mossul =FCber Bagdad bis=20
Basra umwerben, sind in Hobbykreisen begeisterter Kurzwellenh=F6rer besser =
bekannt als unter den Menschen, die sie ansprechen wollen.
Dem Sender des Irakischen Nationalkongresses (INC), Radio Hurriyah, hat=20
das US-Au=DFenministerium im vergangenen Jahr den Geldhahn abgedreht. Die=20
Abrechnungen hatten nicht gestimmt. Radio Hurriyah konnte wenigstens einen =
Erfolg melden: Bei den Olympischen Spielen 1994 in Atlanta setzte sich der =
Fahnentr=E4ger des irakischen Teams in die USA ab. Weil Radio Hurriyah ihm =
den INC sympathisch gemacht hatte.
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